Virus
an der Tür fest, während Mark im Fond die größte Mühe hatte zu verhindern, daß er ständig von der einen Seite auf die andere flog. Alle drei hatten grimmige Gesichter. Sie fürchteten, daß sie zu spät kommen würden.
*
»Dort ist es«, sagte George und deutete auf das Schild, das auf das Seuchenkontrollzentrum verwies.
»Und da steht schon Ralphs Wagen«, fügte er hinzu und wies auf den Mercedes, der in der halbrunden Auffahrt parkte. »Sieht so aus, als ob das Glück endlich einmal auf unserer Seite wäre!« Dann entschloß er sich, den Wagen auf den Parkplatz des jenseits der Straße gelegenen »Sheraton Motor Inn« zu fahren.
George zog seine Smith & Wesson 356er Magnum heraus und prüfte, ob alle Kammern geladen waren. Er öffnete die Tür und stieg aus, die Waffe in Hüfthöhe haltend. Das Licht schimmerte auf dem stählernen Lauf.
»Bist du sicher, daß du diese Mordskanone verwenden willst?« fragte Jake. »Die macht doch so einen verdammten Lärm!«
»Ich hätte das Ding weiß Gott bei mir haben sollen, als sie mit dir auf der Kühlerhaube herumkurvte!« fauchte George.
»Los jetzt!«
Jake zuckte die Achseln und stieg ebenfalls aus. Er klopfte sich auf das Hinterteil, wo er seine eigene Beretta Automatic fühlte. Das war eine viel handlichere und gefälligere Waffe.
*
Mit dem Luftschlauch in der Hand ging Marissa hastig durch die letzte Tür zum Hochsicherheitslabor. Sie hing ihn in eine der mittleren Anschlußbuchsen ein und blickte um sich. Das Durcheinander, zu dem sie in jener furchtbaren Nacht beigetragen hatte, war vollständig beseitigt, aber die Erinnerung an dieses Ereignis überfiel sie mit schrecklicher Deutlichkeit. Marissa zitterte. Alles, was sie sich noch wünschte, war, ihr Päckchen zu finden und dann um Himmels willen so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Aber das war leichter gesagt als getan. Wie in jedem Labor gab es eine Unmenge von Plätzen hier, an dem ein Päckchen von dieser Größe versteckt sein konnte.
Marissa begann auf der rechten Seite und arbeitete sich in Richtung auf den Eingang zurück, indem sie alle Schranktüren öffnete und alle Schubfächer aufzog. Sie hatte etwa die Hälfte der Strecke geschafft, als sie sich aufrichtete. Es mußte eine bessere Methode geben. An der Arbeitsinsel in der Mitte des Raums trat sie an die Abzugshaube, unter der Tads herkömmlicher Arbeitsplatz war. Doch in den Schränken dort fand sie Reagenzgläser, Papiertaschentücher, Abfallkörbe aus Plastik, Schachteln voller unbenutzter Glasbehälter und eine Unmenge von sonstigem Zubehör – nur kein Päckchen, das dem ihren irgendwie ähnelte. Sie wollte schon weitergehen, als sie einen letzten Blick in die Abzugshaube selbst warf. Und dort war tatsächlich die dunkelgrüne Umhüllung eines Abfallbeutels zu erkennen!
Marissa schaltete den Ventilator über der weit über Tads Versuchsanordnung herabreichenden Abzugshaube ein undlöste deren Glasscheibe. Dann holte sie, sorgsam auf Tads Geräteaufbau achtend, das Päckchen heraus. In dem Beutel befand sich ihre Expreßsendung. Um ganz sicher zu gehen, überprüfte sie den Adreßaufkleber – er war in ihrer Handschrift mit Tads Anschrift versehen.
Marissa steckte das Päckchen in einen neuen Abfallbeutel und versiegelte diesen sorgfältig. Den alten Beutel tat sie in die Abzugshaube zurück und fügte die Glasscheibe wieder ein. Dann löste sie hastig ihren Luftschlauch und eilte zur Ausgangstür. Es war Zeit, jetzt Dr. Fakkry aufzusuchen oder sonst jemanden in verantwortlicher Position, dem sie trauen konnte.
Als sie unter der Desinfektionsdusche stand, versuchte Marissa, nicht die Geduld zu verlieren. Sie wußte ja, daß ein Zeitschalter eingebaut war, so daß sie das Ende der Berieselung abwarten mußte, bevor sie die Tür öffnen konnte. Endlich im nächsten Raum, wand sie sich aus dem Plastikschutzanzug und riß jedesmal ungeduldig am Reißverschluß, wenn der hängenblieb. Als sie endlich den Anzug abgestreift hatten, waren ihre Kleider schweißdurchtränkt.
*
Dubchek kam direkt vor dem Eingang zum Seuchenkontrollzentrum mit jaulenden Reifen zum Stehen. Die drei Männer sprangen aus dem Wagen; Jerome hielt ihnen schon eine der gläsernen Türen auf.
Dubchek verlor keine Zeit mit Fragen, da er sicher war, daß der Wachmann es ihm von sich aus gesagt hätte, wenn Marissa das Gebäude inzwischen wieder verlassen hätte. Er rannte zum Aufzug, die beiden anderen Männer dicht auf seinen
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