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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Prolog
     Sie war schlank und geschmeidig und erstaunlich hübsch für ihre Art, und wenn sie rannte, so wehte ihr Haar in einem blauen Fächer. Auch ihre Haut war blau, dabei aber hell und fast durchscheinend zart. Nach capellanischen Maßstäben war sie eine Schönheit.
    »Jess!« rief sie, als sie dem blauen Mann den Weg abschnitt. »Was willst du zu Hause?«
    Er grinste, seine Zähne ein helles Strahlen zwischen den blauen Lippen. Er war bartlos und klein, ihr in Größe und Gestalt so ähnlich, wie ein Männlicher es sein konnte. »Ich fürchtete schon, du würdest nie danach fragen! Es ist eine Säge, was sonst!«
    Sie küßte ihn mit jener gerade noch platonischen Leidenschaft, wie sie für diese solarische Subkultur typisch war, wobei ihre Zähne sich warnend in seine Lippen gruben. »Bist du etwa aus dem Trainingsprogramm entwischt? Wenn sie dich schnappen...« Sie verstummte, und ihr Gesicht verhärtete sich überaus reizvoll. »Was für eine Säge?«
    Er trat zurück, strich mit einem Daumennagel über die durchscheinende Verpackung, ließ zu, daß sie aufklaffte und die Maschine freigab. »Ein superleistungsfähiger professioneller Hochleistungslaser«, verkündete er stolz. »Jetzt können wir die Balken für das Sommerhaus selbst zurechtschneiden. Ich schätze, die ersten nehmen wir schon heute nachmittag in Angriff.«
    »Jess«, sagte sie beunruhigt. »Du hast doch nicht etwa...« Aber sie wußte aus seiner Aura, daß er nicht unter einem außergewöhnlichen Schuldgefühl litt.
    »Natürlich hab' ich sie nicht gestohlen«, erwiderte er und funkelte sie in gespielter Entrüstung an. »Ich hab' sie einfach gekauft. Das ist etwas legaler so. Sie gehört uns, Jess, ganz und gar uns! Ist sie nicht ein Prachtstück?«
    »Aber Jess - wir können es uns doch nicht leisten...«
    »Mädchen, das Problem mit dir ist, daß du kein Vertrauen hast«, sagte er mit triumphierendem Ernst. Doch in seiner Aura war etwas, eine Erregung, die sich ihr durch die Interaktion ihrer Auren mitteilte. »Würde ich Geld verschwenden?«
    »Jess - du hast doch nicht etwa erneut die Burg verpfändet? Du weißt, daß wir so gut wie pleite sind. Wir können kaum unser Faktotum, Flowers, bezahlen oder die Steuer austricksen! Abgesehen davon brauchst du meine Unterschrift, um...«
    »Verpfänden, Himmel und Hölle!« rief er. »Ich hab' die alte Hypothek abbezahlt, oh du Spatzenhirnige.« Sogar seine Aura schien sich mit ihrer seltsamen Erregung über sie lustig zu machen.
    »Nun red schon. Ich kann einen so riesigen Brocken nicht auf einmal verdauen. Was ist wirklich los, Jess? Sind dir die Kredithaie auf den Fersen?«
    Er verlieh seinem Gesicht einen ernsthaften Ausdruck, jedoch vermittelte seine Aura das Gegenteil. »Paß auf, Jess, du mußt den Sicherungshebel umlegen, nämlich so, und schon kannst du mit dem Ding loslegen. Dann stellt man das Gerät auf das Material ein, das man damit schneiden will, was wir uns im Augenblick schenken können, denn es ist bereits auf einen Standardwert eingepegelt. Dann schaltet man es ein und...«
    »Jess!« rief sie bestimmt. Diesmal versetzte ihre Aura der seinen einen heftigen Knuff.
    »Jess«, erwiderte er ruhig.
    »Jess, würdest du mir mal deine Aufmerksamkeit schenken?«
    »Jessica, tue ich das nicht immer? Jedes kleine Bißchen, das ich erübrigen kann?« Seine Augen waren blaue Spiegel spöttischer Unschuld.
    »Das Geld, Jess - das Geld.«
    »Ist das nicht mal wieder typisch Frau«, hänselte er sie. »Da habe ich diese spitzenmäßige, supertolle Lasersäge, die wahre Königin unter allen Sägen in der Hand, und sie denkt an nichts anderes als an banale, weltliche Nebensächlichkeiten wie...«
    »Jess, willst du, daß ich schwierig werde?«
    Er wich mit einem Ausdruck des Schreckens zurück, den er. nicht lange aufrechterhalten konnte und der sich zu einem Lachen auflöste. »O nein! Alles, aber nicht das, Jessica! Alles, was du kannst, kann ich besser, nur das nicht! Oh, ich kann dich nicht ertragen, wenn du schwierig bist. Das liegt allein an dem X-Chromosom, klar; es ist vollgestopft mit Schwie...«
    »Das stimmt nicht!«
    »Doch, und wie das stimmt! Du bist die schwierigste Kreatur im gesamten System Capella! Du...«
    »Ich dachte eher an eine andere Sache, Jess. In der ich viel besser bin als du.«
    Er sah sie an, ein reizender Anblick in ihrem Zorn. »Das zählt nicht, Jess. Das ist eine Eigenschaft des Geschlechts. Um fair zu sein, müssen wir meine Beziehungen mit den deinen

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