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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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fast ängstlich.
    Ich konnte ihr das nicht
abschlagen. Auch wenn ich es wahrscheinlich besser tun sollte. Ich stellte das
Kästchen zurück auf meinen Schoß. »Sorg bloß dafür, dass ich diese Entscheidung
nicht bereuen muss.«
    Â»Das werde ich, versprochen.«
Mit einem breiten Lächeln stand sie auf, zog ihren Rock zurecht und bückte sich
dann, um ihr Haarband vom Boden aufzuheben. Minnies Pfote versuchte vergeblich,
es ein letztes Mal zu erbeuten. Dann kam Gideon hinter dem Küchentresen hervor
und stellte sich zu uns.
    Â»Muss ich bis dahin irgendetwas
tun?«
    Anna schüttelte den Kopf. »An
dem Abend schicke ich dir meinen Fahrer, er wird um elf Uhr hier sein. Ich
werde bis dahin in Klausur gehen. Falls es irgendetwas gibt, kannst du Sike
anrufen.« Anna griff nach meiner Hand. Ihre Haut war weich und kühl. »Ich danke
dir, Edie.«
    Â»Gern geschehen.« Ich erwiderte
ihren Händedruck. Gideon schob sich an uns vorbei und öffnete die Wohnungstür.
Dann waren die beiden weg, und Großvater murmelte etwas, das bestimmt nicht
besonders nett gemeint war.
    Nun hatte ich also einem Vampir
meine Hilfe zugesichert, der aussah wie ein Teenager, dabei aber mindestens
hundert Jahre alt und verdammt jähzornig war. Eigentlich konnte jetzt nicht
noch mehr schiefgehen, oder?

Kapitel 6
    Â 
    Am
nächsten Morgen war ich um acht Uhr wach. Ich stand auf, ging auf die Toilette,
putzte mir die Zähne und nahm anschließend eine Stilnox, da ich abends arbeiten
musste. Ich fand es zwar nie gut, Schlaftabletten zu schlucken, um meinen
Biorhythmus zu verschieben, aber das war immer noch besser, als die ganze Nacht
über hundemüde zu sein. Oder im Bett zu liegen, schlafen zu wollen und es
einfach nicht zu schaffen. Unter meiner Decke war es gemütlich, Minnie lag bei
mir, und ich hatte zumindest genug Lebensmittel für einen nächtlichen Snack im
Haus.
    Außerdem war Heiligabend, was
man meiner Wohnung allerdings nicht ansehen konnte. Ich ignorierte die
Feiertage zwar nicht bewusst – obwohl es schwierig ist, in Festtagsstimmung zu
kommen, wenn man ständig arbeitet –, doch ich war in letzter Zeit einfach zu
nichts gekommen. Ganz oben in meinem Kleiderschrank lagerte ein kleiner
Plastikbaum, den ich hätte aufstellen können. Aber irgendwie hatte ich den richtigen
Zeitpunkt nach Thanksgiving verpasst – schließlich war ich damit beschäftigt
gewesen, am Leben zu bleiben.
    Ich lag also im Bett und
spürte, wie der Schlaf, dem ich gerade erst entrissen worden war, sich wieder
an mich heranpirschte. Die Stilnox hatte sozusagen die Schäfchen aus dem Gatter
gelassen. Leider klingelte mein Handy. Ohne Licht zu machen, ertastete ich das
kleine Gerät. »Hallo?«
    Â»Edie!«
    Nur meine Mutter schaffte es,
sich derart darüber zu freuen, dass sie mit mir sprach. »Hi, Mom.«
    Â»Kleine Planänderung.«
    Â»Hmm.« Ich drückte mein Gesicht
wieder ins Kissen.
    Â»Ich weiß ja, dass du eine
ziemlich harte Zeit hinter dir hast, und deswegen ersparen wir es dir, an
Weihnachten den ganzen Weg zu uns raus zu fahren. Stattdessen werden Peter und
ich zu dir kommen.«
    Ich blinzelte schockiert und
biss mir auf die Lippe, um richtig wach zu werden. »Was?«
    Â»Wir werden Weihnachten in der
Stadt feiern. Dadurch wird für dich alles einfacher.«
    Â»Nein, wird es nicht. Ich muss
heute Abend arbeiten, Mom. Und nach meiner Schicht wollte ich dann zu euch
rausfahren …«
    Â»Jetzt musst du einfach nur
noch nach Hause kommen …«
    Â»â€¦Â und kochen!« Es fiel mir
schwer, wach zu bleiben, also drehte ich mich im Bett um. »Ich habe nicht
einmal einen Esstisch, Mom.«
    Â»Ja, Jake hat mir erzählt, dass
die Glasplatte kaputtgegangen sei.«
    Â»Ach ja?«, fragte ich spitz. In
Wirklichkeit hatte mein heroinabhängiger Bruder den Tisch zum Pfandleiher
gebracht, um für seinen nächsten Versuch, high zu werden, an Bargeld zu kommen.
Doch selbst in meinem leicht benebelten Zustand war ich schlau genug, das für
mich zu behalten.
    Â»Wir nehmen einfach den
Klapptisch mit, wir sind doch nur zu viert. Und zum Essen werden wir auch alles
mitbringen, du musst dich um überhaupt nichts kümmern.«
    Abgesehen davon, dass meine
Mutter, mein Stiefvater und mein Junkie-Bruder in meine Wohnung kommen würden,
in der ein besessener CD -Player stand und hin und wieder

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