BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
1. KAPITEL
Sonntag
Dante Raintree stand mit verschränkten Armen da und beobachtete die Frau auf dem Bildschirm. Das Bild war schwarzweiß; Farben lenkten nur ab. Er konzentrierte sich auf ihre Hände, beobachtete jede ihrer Bewegungen. Was ihm am meisten auffiel, war allerdings, wie ungewöhnlich ruhig sie dasaß. Sie rutschte nicht auf ihrem Stuhl hin und her, spielte weder mit den Chips, noch sah sie die anderen Spieler an. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre erste Karte und fasste sie danach nicht mehr an. Dass sie eine weitere Karte wollte, signalisierte sie, indem sie mit dem Fingernagel auf den Tisch klopfte. Aber sie war keineswegs so harmlos, wie sie wirkte.
„Wie heißt sie?“
„Lorna Clay“, antwortete der Kopf seiner Sicherheitsleute Al Rayburn.
„Ist das ihr richtiger Name?“
„Sie ist vollkommen sauber.“
Wenn Al sie nicht schon überprüft hätte, wäre Dante enttäuscht gewesen. Er bezahlte schließlich eine Menge Geld dafür, dass Al effizient und gründlich arbeitete.
„Erst habe ich gedacht, sie zählt“, sagte Al. „Aber dafür ist sie nicht aufmerksam genug.“
„Sie ist aufmerksamer, als du glaubst“, murmelte Dante. „Man sieht es ihr nur nicht an.“ Ein Kartenzähler musste sich an jede gespielte Karte erinnern. Eigentlich galt es als unmöglich, Karten zu zählen, bei der großen Anzahl an Decks, die in einem Kasino verwendet wurden. Nichtsdestotrotz gab es diese seltenen Individuen, die sich ihre Gewinnchancen sogar bei mehreren Kartendecks ausrechnen konnten.
„Das habe ich auch gedacht“, sagte Al, „aber sehen Sie sich das an. Jemand kommt zu ihr, sie dreht sich um und unterhält sich mit ihm, bekommt überhaupt nicht mit, wie die Leute links von ihr spielen – und dreht sich nicht einmal um, als sie wieder an der Reihe ist, sie klopft nur mit dem Finger auf den Tisch. Und hol mich der Teufel, wenn sie nicht gewinnt. Da. Schon wieder.“
Dante sah sich die Aufnahme an, spulte sie zurück und überprüfte die Szene. Dann ein drittes Mal. Es musste irgendetwas geben, aber er entdeckte kein einziges verräterisches Zeichen.
„Wenn sie betrügt“, sagte Al mit einem Anflug von Respekt, „dann ist sie die Beste, die ich je gesehen habe.“
„Was sagt dein Bauch?“ Dante vertraute seinem Sicherheitschef. Al arbeitete seit dreißig Jahren im Kasinogeschäft, und er erkannte die meisten Betrüger, sobald sie zur Tür hereinkamen. Wenn Al glaubte, dass sie betrog, dann würde Dante etwas unternehmen – und sie würden sich diese Aufnahme nicht gemeinsam ansehen, hätte Al keinen Verdacht.
Al kratzte sich am Kinn. „Wenn sie nicht betrügt, ist sie der glücklichste Mensch, der auf Erden wandelt. Sie gewinnt. Woche für Woche. Nie große Summen, aber ich habe die Zahlen überprüft, und sie erleichtert uns jede Woche um etwa fünf Riesen. Verdammt, Boss, sie steckt einen Dollar in einen Spielautomaten und ist um fünfzig reicher. Es ist nie die gleiche Maschine. Ich habe sie beobachten lassen, ich habe sogar überprüft, ob sie einen Komplizen hat, aber ich kann nichts finden.“
„Ist sie gerade hier?“
„Sie ist vor etwa einer halben Stunde gekommen. Spielt Blackjack.“
„Bring die Frau in mein Büro“, entschied Dante schnell, „und mach keine Szene.“
„Geht klar“, sagte Al und verließ das Sicherheitszimmer, wo die Bildschirme an den Wänden jede einzelne Ecke des Kasinos zeigten.
Dante ging in sein Büro. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Normalerweise kümmerte Al sich um Betrüger, aber Dante war neugierig. Wie stellte sie es an? Es gab eine Menge schlechter Betrüger, einige gute. Manchmal kam einer daher, der Geschichte machte: der Betrüger, den man nicht erwischen konnte, auch wenn alle ihn beobachteten und die Kamera auf ihn gerichtet war – wie in diesem Fall?
Es war natürlich möglich, dass man einfach Glück hatte – zumindest das, was die meisten Menschen darunter verstanden. Das Schicksal konnte aus einem ewigen Verlierer einen Gewinner machen, und im Grunde lebten Kasinos von genau dieser Hoffnung. Aber das vermeintliche Glück entpuppte sich häufig genug als Betrug. Und dann gab es noch diese andere Art von Glück – jene nämlich, die er allzu gut kannte. Es hatte nichts mit Schicksal zu tun, sondern damit, was er war; es war eine angeborene Kraft und keine von Fortunas Launen. Doch diese Kraft war selten, und die Frau, die er beobachtete, war vermutlich nur eine sehr gute Betrügerin.
Ihre Fähigkeit
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