Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
ich. Die anderen sehen ziemlich geschockt aus, darum hebe ich die Hand und winke ihnen mit den restlichen Fingern zu.
    Dann kommt das Blut raus.
    »Du Drecksack!«, sage ich zu Devil, als der Schmerz einsetzt. Es fühlt sich an, als hätte ich mir den Finger in der Autotür eingeklemmt. Mir wird tierisch heiß und gleich danach ist mir eiskalt. Die Fingerspitze brennt höllisch, obwohl sie gar nicht mehr da ist. Als ob man den Finger in den heißen Herd steckt.
    »Ahhhh«, ächze ich und sehe Schneeflocken wie bei einem kaputten Fernseher.
    |13| »Chas!«, kreischt Debs.
    »Halb so wild«, beruhige ich sie, dabei halte ich es kaum noch aus. Ich weiß nicht mehr, wohin mit mir.
    Ich kippe um.
     
    Als ich wieder aufwache, liege ich immer noch unter der Brücke. Keiner hat den Krankenwagen gerufen. Keiner drückt mir eine Tüte Tiefkühlerbsen auf den Stumpf. Es ist nämlich überhaupt keiner da. Ich setze mich auf. Mir ist schwindlig und mein Finger tut VOLL weh. Jetzt will ich nur noch nach Hause und eine Ladung Schmerztabletten einwerfen. Es fühlt sich an, als ob mir jemand den Finger von innen nach außen krempelt, und ich hechle wie ein Hund.
    »Autsch!«, stöhne ich und gebe mir Mühe, gleichmäßiger zu atmen.
    Inzwischen ist es ziemlich dunkel und es fängt an zu nieseln. Bis auf irgendeinen Opa mit seinem Hund, der grade an den Rettungsring pinkelt, ist der Treidelpfad menschenleer. Wo ist mein abgehacktes Stück Finger?
    »Devil!«, rufe ich. »Bist du das?« Meine Stimme kippt.
    Der Opa schaut in meine Richtung, zerrt den Hund mitten im Pinkeln weiter und macht, dass er wegkommt. Das Blut, das aus meinem Fingerstummel tropft, ist dick wie Bratensoße. Ich habe kein Taschentuch dabei, darum nehm ich mein Basecap ab, falte es ein paarmal zusammen und drücke es auf die Wunde.
    Komischerweise schießt mir der Schmerz vom Magen aus in die Rippen, dann den Arm hoch und explodiert |14| schließlich in meinem Finger. Aber ich heule nicht. Das ist nicht meine Art.
    Mit der gesunden Hand taste ich im Gras wie wild nach meiner Fingerspitze, aber dann fallen mir die Hundehaufen ein. Ich muss das abgehackte Stück unbedingt finden, sonst können die im Krankenhaus es nicht wieder annähen.
    Da sehe ich oben auf der Straße blaue Lichter blinken und bin heilfroh. Jede Wette, dass Lexi den Krankenwagen gerufen hat. Vielleicht sitzt sie sogar mit drin und hält mir auf der Fahrt ins Krankenhaus das blutüberströmte Händchen. Die Sanitäter verpassen mir bestimmt erst mal ’ne ordentliche Dröhnung Schmerzmittel.
    Aber da springt irgendwer unter der Brücke vor und packt mich am Kragen.
    Devil.
    Ich beschimpfe ihn und knurre, dass ich ihn umbringe, aber ich höre mich an wie ein kurzatmiger Opa.
    »Los, hau ab!« Meine Morddrohung interessiert ihn gar nicht. »Irgend’ne alte Omi hat das Messer gesehn und die Bullen gerufen.«
    Deswegen sind die anderen also getürmt. Die Bullen haben uns schon letzten Monat wegen Messern verwarnt. Und heute haben wir getrunken, überall liegen noch Dosen und Flaschen rum.
    »Ich kann nicht laufen. Ich bin zu schwach.«
    »Hab ich dir die Füße abgehackt, oder was?« Devil schleift mich hinter sich her.
    Eigentlich ist er nicht besonders schlagfertig, aber ab und zu haut er ’nen Klopper wie den hier raus.
    |15| »Und was ist mit meinem Finger?« Wir rennen über die Wiese.
    »Der ist futsch. Den kannste abschreiben.«
    Ich bin hin- und hergerissen. Soll ich umkehren, meinen Finger suchen und dem lieben Onkel Schutzmann erzählen, wo der ganze Kram herkommt, der da rumliegt, oder bleibe ich lieber ein freier Mensch und der Köter von irgend’nem Penner frisst meinen Finger?
    »Wofür brauchst du den überhaupt?«, fragt Devil. »Du hast doch noch neun.«
    Da wird mir kotzübel und ich kriege Schiss, dass ich wieder ohnmächtig werde.
    »Du musst mich ins Krankenhaus bringen.«
    »Vergiss es. Mit denen will ich nix zu tun haben.«
    Wir laufen weiter den Treidelpfad entlang. Als wir zu den Bäumen kommen, nimmt Devil mich an der Hand und stößt aus Versehen an meinen Stummelfinger.
    »Ah!« Ich kann mich nicht beherrschen und schreie laut.
    »Lass mal sehn.« Devil hält meine Hand in die Luft und rupft die vollgeblutete Mütze runter. Ich habe nicht die Kraft, mich zu wehren.
    »Stell dich nicht so an.« Er lässt meine Hand wieder fallen. »Deswegen brauchst du nicht ins Krankenhaus, wo dir lauter Ärzte blöde Fragen stellen und so.«
    Devil ist allergisch gegen jede Art

Weitere Kostenlose Bücher