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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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gerichtet, trete ich zur Tür – Ida, die direkt vor dem Bauwagen steht, macht mir Platz –, lege die Schaufel auf den Boden und steige ins Freie. Von dort höre ich Rocky angstvoll bellen und Lars zornig rufen: »Ich hab nichts mehr zu verlieren! Allein für etwas zu büßen, das ich nicht allein verbrochen habe, damit ist ein für alle Mal Schluss!«
    »Jetzt lässt du einen wehrlosen kleinen Hund dafür büßen, dass du ein Mistkerl bist, was?«, kontere ich und merke, wie mir die Tränen kommen. Ich habe Rocky nicht retten können und habe auch nicht den Mumm, noch einmal in den Bauwagen zu steigen.
    »Deine Freundin versteht immer noch nicht, dass ich nicht der Teufel bin, für den du mich ausgibst,Täubchen!«, tönt es von dort und der fast leere Innenraum lässt seine Stimme merkwürdig hallen. »Erzähl ihr mal, wie’s wirklich war, was genau passiert ist, auf dem Hochsitz am Feldrand. Na los, du kannst schon mal üben, dich zu erklären, denn ich schwör dir, ich mache ernst! Ich habe ein Protokoll des Vorfalls geschrieben, eine Kopie davon liegt im Bungalow, die werde ich an die Presse schicken und alles aufdecken, wenn ihr mich weiter in die Enge treibt!«
    »Beruhig dich, Lars«, antwortet Ida und stellt sich vor mich, sodass sie mir die Sicht auf Rocky versperrt.
    »Ich habe mit meinem Vater telefoniert. Er stand im Stau, müsste jetzt aber jeden Moment hier sein. Er ist mit unserer Abmachung einverstanden: Dein Schweigen für deine Wiedereinstellung. Die ist dir doch sicher wichtiger als ein Abendessen mit mir.«
    »Du bist mir das Wichtigste, Ida Paloma Victoria von Bärlauch. Trotz allem. Du gehörst zu mir. Und du wirst deiner Freundin jetzt alles beichten.«
    »Nein.«
    Einen Moment ist es still. Dann höre ich Rocky winseln. Ich will Ida zur Seite schieben, aber sie steht ganz starr und verkrampft und wiederholt: »Nein, das werde ich nicht.«
    »Gut, dann rede ich. Hör zu, Nele! Deine feine Freundin und ich saßen auf dem Hochsitz, unserem Lieblingsplatz. Geschmust haben wir, waren kurz davor … aber egal. Der Hochsitz stand direkt neben der Ablagestelle des Köders. Du weißt schon,der Vogelfänger tötet für Papa Bärlauch die gefiederte Konkurrenz. Diesmal war es eine tote Taube, die ich mit Carbofuran eingeschmiert hatte. Hochgefährliches Kontaktgift, wirkt sicher und schnell, Tod durch Berührung. Plötzlich kommen diese drei Kinder.«
    Ida stößt einen Laut aus, der an eine Kreissäge erinnert, kneift die Augen zusammen und hält sich die Ohren zu. Er dagegen bleckt die Zähne und hebt seine Stimme, damit sie auch ja nichts verpasst: »Sie plappern und essen Süßigkeiten aus einer bunten Tüte. Der eine Junge will die tote Taube liegen lassen, aber der andere und das Mädchen wollen sie begraben. Wir hatten es in der Hand einzugreifen. Ich hab mich schon die Leiter herunterhechten und mit warnendem Gebrüll auf die Kinder zulaufen sehen.« Er streckt die Hand aus und zeigt auf Ida, als wolle er sie verfluchen. »Sie aber hat gesagt: ›Warte! Da passiert schon nichts. Die fassen die Taube nicht an. Die müssen sich doch ekeln.‹«
    Ida fängt an zu weinen. Fast genüsslich redet Lars weiter: »Der kleine Junge ekelt sich aber nicht. Mit einem großen, roten Weingummi zwischen den Lippen hockt sich der Kleine hin und streichelt die Taube. Danach ergreift er mit der gleichen Hand das Weingummi und schiebt es sich ganz in den Mund.« Er ahmt die Geste nach und starrt mich mit krankem Blick an.
    »Und dann?«, flüstere ich, wobei mir so übel ist, als sei ich statt des kleinen Jungen mit Gift in Berührung gekommen.
    »Bin ich runter vom Hochsitz. Der Kleine sah schlimm aus. Das Problem war der Kontakt des Gifts mit den Schleimhäuten. Die anderen Kinder haben angefangen zu heulen. Eins hatte ein Handy dabei. Damit hab ich den Rettungswagen gerufen. Dann bin ich weggerannt. Sie«, er schaut zu Ida, »hatte sich schon vorher vom Acker gemacht.«
    »Mir blieb doch nichts anderes übrig!«, verteidigt sich Ida. »Die hätten mich vielleicht erkannt!«
    »Ja, ja, deswegen musste ich auch verschwinden, damit bloß keiner euch damit in Verbindung bringt.« Der Vogelfänger wird zornesrot, stiert uns beide an und dreht sich dann zu Rocky um. »So, was mach ich jetzt mit dem kleinen Köter? Gönn ich mir einen Spaß, um meinen Frust abzubauen?!« Er richtet das Messer auf Rockys Bauch.
    Ich quieke entsetzt.
    »Hör auf, Lars!«, bittet Ida und streckt ihm die Hände entgegen. »Hör endlich

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