Vogonische Gedichte!
ich den rötlichen Schleim
der dir in reizenden Fäden aus der Nase tropft
nicht minder.
Tanddi al Wasch
Tanddi al Wasch ist der wichtigste Vertreter der Körperlandschaftslyrik. In seinen Gedichten beschreibt er nur das, was auf seinem eigenen Körper wächst und lebt. Kürzlich hörte man ihn mit einem anderen Vogonen da rüber streiten, auf wessen Zunge die selteneren Pilze wachsen.
Außerdem schreibt er gern Eingaben und Beschwerden. Zum Beispiel stellte er den Antrag, den Urknall zu wiederholen, weil beim ersten Mal offe nsichtlich so einiges schiefgelaufen sei. Leider wurde der Antrag von den vogonischen Behörden wegen eines kleinen Formfehlers abgelehnt.
Als junger Mann gehörte Tanddi al Wasch einer Gruppe von Untergrundl yrikern an, die heimlich reimten. Da al Wasch auch noch in der Öffentlichkeit mit seinen gereimten Gedichten angab, wurde er mehrmals zu verschärfter Zwangsarbeit in den Bürokratiemühlen von Vogsphäre verurteilt.
Der Hintergrund dieser seltsamen Praxis: Vor langer Zeit gab es einen Her rscher mit dem Namen Ahbus Hickori Reim, der nach und nach alle Begriffe und Redewendungen, die das Wörtchen „Reim“ enthielten, verbieten ließ. Auf Zuwiderhandlungen reagierte er überempfindlich. Wer zum Beispiel gedankenlos zugab, sich auf irgendetwas „keinen Reim machen“ zu können, dem erging es schlecht. Und auch die schöne Tradition, einer nahestehenden Person zum Geburtstag einen Schüttelreim zu schenken, durfte (unter Androhung der Todesstrafe) nicht weitergeführt werden. Schließlich wurde das Reimen generell verboten.
Den besagten Herrscher gibt es schon lange nicht mehr, aber das Reimve rbot hat sich bis heute gehalten. Das liegt daran, dass für die Aufhebung eines offiziellen Verbotes ein ungeheurer bürokratischer Aufwand nötig ist. An der Durchführung eines solchen Verwaltungsaktes wären auf Vogsphäre mindestens zwanzigtausend Beamte verschiedener Ministerien beteiligt. Der Vorgang würde Jahrzehnte dauern und das gesamte Bruttosozialprodukt eines Jahres verschlingen.
Tanddi al Wasch hat das Reimen, als er älter und reifer wurde, aus freien Stücken aufgegeben und ist heute auf seinem Heimatplaneten ein hochang esehener Nichtreimer.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass er in einem überdimensionalen Fi ngerhut lebt.
Gedicht für Selbstversorger
O Abgründe, die fruchtbaren Täler
zwischen meinen Zehen. O Humus!
Hier wachsen Kraut und Rüben
Bäume und Sträucher
Kräuter und Gewürze
Liebstöckel und Ginseng
Petersilie. Dill. Kamille. Aber auch
Huflattich und Faulbaum.
Gut so!
Dieses Tier
Jenes am unteren Ende meines Rückens wohnende Felltier:
Man sagt, es sei blau.
Ich liebe es, auch wenn ich es noch nie
gesehen habe.
Das Namenlose.
Wie heißt du?
Wer sind deine Eltern?
Randerscheinung
Ich entdeckte eine Warze
unterhalb meines linken Knies
interessante Färbung
irgendwas zwischen dunkelgrün und ultraviolett
Sie wuchs heran
zu beträchtlicher Größe
vergleichbar mit einem Broccoli
Heute morgen explodierte sie
unvermutet
geräusch- und schmerzlos
und ihr entwichen
ungefähr zwanzig populäre Weisheiten
notiert auf putzigen Schirmchen
die flugs den Raum verließen
und davonsegelten
auf rührende Weise schaukelnd im Wind.
Travihron Betel Wollenkrrantz
Travihron Betel Wollenkrrantz ist ein bedeutender Autor der So-long-Periode. Er verstarb bereits vor über 200 Jahren, reinkarnierte jedoch kür zlich als Amöbe.
Typisch für ihn ist, dass die Titel seiner Gedichte mit deren Inhalt meistens gar nichts zu tun haben.
Sehr gerne veranstaltete er Lesungen in Gefängnissen, wo es dem Auditorium in der Regel unmöglich war, den Saal vorzeitig zu verlassen. Auch mussten die Zuhörer in diesem Fall nicht extra auf Poesiewürdigungsstühlen festgeschnallt werden, weil sie ohnehin bereits angekettet waren. Selten gingen diese Lesungen ohne Todesopfer ab, obwohl vorsorglich immer Verbandmaterial, Sauerstoffzelte, Defibrillatoren und andere Wiederbelebungsgeräte bereitgestellt wurden. (Bei fast der Hälfte aller Hörer von Wollenkrrantz-Gedichten trat eine ventrikuläre Tachykardie auf. Warum seine Werke ausgerechnet diese Herzrhythmusstörung auslösten, konnten die Wissenschaftler bis heute noch nicht abschließend klären.)
Die Überlebenden dieser
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