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voll im Einsatz

voll im Einsatz

Titel: voll im Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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und daran, dass grässlich viele Mädchen sich ständig mit irgendwelcher Liebesgrütze beschäftigen, da denke ich plötzlich wieder an Livi. Und an Gregory, der ständig bei ihr im Zimmer hockt. Obwohl sie doch eigentlich krank ist. Und obwohl man dann doch eigentlich seine Ruhe braucht. Und da beginnt genau jetzt mein James-Bond-Hirn zu arbeiten.
    Während meine Denkzellen auf Hochtouren britzeln, putze und schrubbe und rubbele ich an jeder Gabel und an jedem Löffel und jedem Messer so doll, dass Iris schon »Sachte mit dem Tuch, Malea! Ganz leicht und sanft polieren!« sagt.
    Doch mein Geheimagentenhirn ist nicht mehr aufzuhalten.
    Livi sieht wirklich halbtot aus. Leichenblass und sooo schmerzvoll. Oder traurig?
    Und warum ist Gregory ständig bei ihr und sieht echt genervt aus, wenn er aus ihrem Zimmer wieder rauskommt? Denn das tut er. Und außerdem fast genauso schmerzvoll . Und unzufrieden. Ja, fast auch ein bisschen enttäuscht. So sieht man doch nicht aus, wenn man eine liebe, kranke Freundin besucht hat? Da sieht man doch mitfühlend aus. Und besorgt.
    Und du meine Güte, jetzt, wo ich hier darüber nachdenke, fällt mir auch wieder ein, was Gregory gestern vor sich hingemurmelt hat, als er aus ihrem Zimmer kam. Nein, eher vor sich hin gerotzt hat. Richtig finster sah er dabei aus.
    Er hatte noch bemüht leise Livis Tür hinter sich zugemacht (ich stand unten im Flur und guckte die Treppe hoch), dann verzog sich sein Gesicht.
    »MANN!«, rotzte Gregory und murmelte dann etwas leiser mit einem tiefen Seufzer: »Kann sie sich nicht in jemand anderen verlieben?« Für einen Moment dachte ich sogar, dass er seinen Kopf aus Frust gegen die Wand rammen würde. In so einer Stimmung war er jedenfalls.
    Offenbar hatte Gregory nicht bemerkt, dass ich ihn beobachtete, denn als er zwanzig Sekunden später die Treppe runterkam und ich vorsichtig »Na? Alles in Ordnung mit Livi?« fragte, da riss er sich sofort wieder zusammen und lächelte sogar und sagte: »Logo!« So als ob er nie beinahe seinen Kopf gegen die Wand gerammt hätte.
    Ach du trübes Schlickwasser, warum ist mir das nicht gleich aufgefallen?
    Livi und Gregory! Ja, Livi und Gregory! Die beiden haben vermutlich genau so ein Liebesgrützenproblem wie so viele andere. Meerwasserklar! Tessa hat ja gleich gesagt, dass das total unnormal ist, wenn ein Mädchen und ein Junge eng befreundet sind. Und – heiliger Agentenhimmel! – sie hat wahrscheinlich recht!
    Meerwasserklar! Nach Gregorys Verhalten zu schließen, sieht es fast so aus, als ob Livi sich in Gregory …! Und vermutlich ist sie deswegen so leidend! Klingt nämlich alles danach, als ob Gregory sich so gar nicht in Livi …! Warum sonst würde er ständig nett und freundlich mit ihr reden (sie sind ja gute Freunde), aber mit stocksaurem Gesicht wieder aus ihrem Zimmer kommen?
    KLAR! Weil sie was von ihm möchte, das er ihr nicht geben will! Genau wie er gestern sagte: Kann sie sich nicht in jemand anderen verlieben?
    Natürlich! Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen! Die arme Livi! Sie ist verliebt! Und Gregory will nichts von ihr wissen. Meine arme Schwester! Aber – Moment! Keine voreiligen Schlüsse. Vielleicht ist Livi doch krank? Richtig krank, meine ich.
    Was würde James Bond in so einem Fall tun? Klar, meerwasserklar, er würde versuchen, sich mehr Infos zu beschaffen. Damit er auch sicher sein kann, dass er richtig liegt.
    »Was hat Livi eigentlich?«, frage ich deswegen jetzt Iris, die neben mir am Küchentisch sitzt und Kartoffeln schält (was Hoffnung macht, dass unser Abendessen heute einigermaßen normal ausfallen könnte), in diesem Moment aber aufsteht und eine Packung Nougatrollen aus der Kühltruhe holt (was diese Hoffnung leider platzen lässt).
    »Äh? Livi?«, fragt Iris und schaut mich an, als wäre sie schon wieder fünf Weltmeere entfernt. (Es ist manchmal nicht ganz leicht, eine Mutter zu haben, die dauernd in Romangeschichten versinkt.)
    »Ja, Livi«, wiederhole ich, » meine Schwester , du erinnerst dich?«
    »Hihihi«, kichert Iris, »tut mir leid, ich war in Gedanken.«
    »Was passiert denn gerade?«, frage ich versöhnlich. Ich hab ja Verständnis für die Schrulligkeiten meiner schreibenden Mutter. »Hat Schwester Christine sich mal wieder in den Falschen verknallt?« (Krankenschwester Christine ist die Hauptfigur in einem von Iris’ supergut laufenden Kitschromanen.)
    »Schwester Christine?«, fragt Iris noch verdutzter und lächelt. »Nein, ich dachte

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