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voll im Einsatz

voll im Einsatz

Titel: voll im Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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frei?«
    Oh, Henry hat so eine Art, mit den Augen zu lächeln, wenn er redet! Ich schätze, da würde beinahe jedes Mädchen in unserer Schule schwach werden! Und ich muss gestehen, dass auch ich nicht die Stärke besaß, ihm zu sagen, dass ich den Platz leider für jemand anderen frei halten musste.
    » Naturalmente !«, sagte ich stattdessen. »Natürlich!«
    »Ich finde es toll, dass du so gut Spanisch sprichst«, meinte Henry und setzte sich.
    Was allerdings kein ganz so optimaler Einstieg in eine entspannte Unterhaltung war, denn bei Spanisch musste ich natürlich an Javi denken, und irgendwie nahm mir das ein wenig Schwung.
    Ein paar Tische weiter beobachtete Dodo uns mit Adleraugen. Also: Mäuschen spielen ist auch was anderes!
    Ich versuchte mich, so gut es ging, auf Henry zu konzentrieren und darauf, wie nett und gut aussehend er ist. Und wir kicherten echt eine Menge (Henry kann sooo lustig erzählen). Aber ich musste trotzdem immer an meinen heimlichen Verehrer denken (wo blieb der überhaupt?) und blöderweise auch mehr und mehr an Javier (obwohl der doch so weit weg in Spanien ist!). Dass ich dauernd auf die Uhr schielte, schien Henry zum Glück gar nicht zu bemerken.
    Doch irgendwann lehnte er sich zurück, guckte mich einfach nur an und sagte dann lächelnd: »Ich habe das Gefühl, du wartest auf jemanden.«
    »Iiiiiich? Wie kommst du denn darauf«, sagte ich natürlich sofort. Wie man das so sagt, wenn man eigentlich »BINGO!« hätte sagen müssen. Reine Reflexhandlung, schätze ich.
    Da lächelte Henry noch mehr. »Vielleicht auf noch einen Verehrer?«
    Da fiel mir mein entzückendes Lächeln beinahe aus dem Gesicht. Nur Dodos und mein knochenhartes Training verhinderte da Schlimmeres. Trotzdem hatte ich das Gefühl, gegen eine kleine Ohnmacht ankämpfen zu müssen. (Aber man kann auch lächelnd ohnmächtig werden, ehrlich! Reine Übungssache!)
    Woher wusste Henry von meinem Verehrer? UND: Wieso sagte er noch einen Verehrer?
    In meinen Nervenzellen flirrte es ein wenig. Im Hintergrund nahm ich wahr, dass Dodo, um besser hören zu können, ihren Kopf so weit nach vorne gelehnt hatte, dass sie den beiden Damen am Nebentisch beinahe in der Schwarzwälder Kirschtorte hing.
    »Äh, wie meinst du das?«, versuchte ich möglichst unauffällig zu fragen.
    »Ich meine«, sagte Henry einfach so geradeheraus, »dass dein Verehrer bereits hier vor dir sitzt.«
    Am liebsten hätte ich an dieser Stelle Dodo gebeten, mir kurz zu bestätigen, was Henry gerade gesagt hatte, denn mein Denkapparat schien zu dieser Zeit etwas lahmgelegt. Wollte Henry mir mitteilen, dass ER mein heimlicher Verehrer war? Dass ER den Brief geschrieben hatte?
    Doch die arme Dodo konnte mir in diesem Augenblick ganz und gar nicht zu Hilfe eilen, denn die beiden Damen neben ihr hatten sich genau diesen kritischen Moment ausgesucht, um sich beim Kellner darüber zu beschweren, dass Dodo nun leider tatsächlich mit ihrem gesamten Oberkörper in die Schwarzwaldsahne gerutscht war. (Als ob das nicht jedem mal passieren kann!)
    Was Dodo dummerweise nicht davon abhielt, mich weiter mit Habichtaugen zu verfolgen. Und völlig falsche Schlussfolgerungen zu ziehen!
    Denn jetzt griff Henry nach meiner Hand! Er zog sie sanft zu sich rüber und fing an, mit seiner anderen Hand darüberzustreicheln.
    Dodos und meine Augen trafen sich. Will sagen: Messer trifft Kaninchen!
    Und dann … packte sie ihre Handtasche und … rauschte raus! Der Kellner, die beiden Damen mit der Matschtorte und ich starrten ihr mit offenem Mund hinterher.
    Na gut, mein Mund stand auch deswegen etwas unvorteilhaft offen, weil keiner – ich wiederhole KEINER – ewig beinhart lächeln kann. Auch nicht, wenn Henry einem gegenübersitzt. Und vor allem nicht, wenn er gerade etwas von einem in der Hand hält, was ihm eigentlich nicht zusteht. Und ich schwöre, dass ich meine Hand genau da sehr energisch zurückzog.
    Leider hat Dodo das nicht mehr gesehen.
    Und als ich sie eben anrief, brüllte sie nur was von: »Machst du das öfter? – Weiß Javier, was du nachmittags so treibst, wenn er in Spanien ist?«
    Als ich sie daraufhin sehr freundlich fragte, ob sie noch ganz richtig ticke, hat sie einfach aufgelegt. Bevor ich auch nur ein Wort erklären konnte! Muy ameno – oder so ähnlich – sehr nett, ich muss schon sagen!
    »Du isst ja gar nichts, Kind!«, sagt Rema jetzt und sieht mich besorgt an.
    Ich stochere in den wirklich lecker duftenden Frikadellen rum, nehme einen Bissen und

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