voll im Einsatz
schnörkeligen Buchstaben, schnell, diskret, zuverlässig.
Oh, wow, das ist ja wirklich schnell! Und dann auch noch direkt ins Haus geliefert! Die hat nicht mal meine Briefmarke benutzt! Ich rase nach oben in mein Zimmer, reiße den Umschlag auf und fange neugierig an zu lesen:
Liebe Malea Martini,
vielen Dank für dein Vertrauen in mich und den Euro. Zur Beantwortung deiner Fragen möchte ich dir Folgendes raten.
1. Was deine kleine Schwester Kendra angeht: Sie sollte einfach so tun, als wäre nichts gewesen und nur noch viel netter als sonst zu ihrem Freund sein. Jungs mögen es nämlich nicht, wenn man Sachen problematisiert.
2. Was deine Schwester Olivia angeht: Jungen reagieren auf äußere Reize. Olivia muss sich also besonders hübsch anziehen und vor allem toll geschminkt sein. Ist sie das? Nett sein allein genügt einfach nicht! Rate ihr, modische Klamotten zu kaufen, sodass der Gregory, in den sie verliebt ist, sie endlich mal als Mädchen wahrnimmt. Du könntest außerdem deine Schwester ihm gegenüber massiv loben und ihre vielen guten Seiten hervorheben, sodass er auch da allmählich begreift, was für ein tolles Mädchen sie ist.
Viel Glück! Ich freue mich, dir geholfen zu haben!
Deine Madame Diamant
Also echt! Was für ein wellenwässriger Blödsinn! Das ist so ungefähr der Quark, den Tessa und Dodo immer von sich geben! Als ob es darauf ankommt, wie kurz der Minirock ist oder wie viel Tusche man auf seine Wimpern raufgespachtelt hat! Wenn ich das Livi rate, zeigt die mir doch nur einen Vogel. Und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass Gregory sich in eine Livi verliebt, die plötzlich aussieht wie Tessa. (Sonst könnte er sich ja gleich in Tessa verlieben.) Und was die Sache mit dem schwesterlichen Lob bringt, habe ich ja heute Nachmittag schon an der Reaktion vom schrecklich freundlichen Gregory Hahn gesehen. Und bei Kenny liegt Madame Diamant auch total falsch. Denn Sinan steht sehr wohl auf Reden. Er selbst ist ja sogar auf Kenny zugegangen und hat die Sache erklärt.
Pah! Den Euro hab ich echt versiebt! Hätte mir dafür lieber noch ein Eis holen sollen!
Das Leben ist ein bunter Jahrmarkt, una feria guapa . So viele hübsche Buden und Karussells! Ein klein bisschen störend ist nur, dass einen so viele Leute davon abhalten wollen, all die Sachen auch mal genüsslich anzuschauen. Begreifen die denn nicht, dass man nicht zwangsläufig alles kauft, was man nett anlächelt?
H eute Abend kriegen wir Erdnuss-Frikadellen. (Es gibt Schlimmeres!)
Iris ist aus dem Krankenhaus zurück und steht mit geschäftiger Miene am Herd und dreht und wendet die brutzelnden Hackfleisch-Nuss-Teilchen. Cornelius hängt halb liegend auf dem Küchensofa – seinen Gipsfuß auf den Kissen. Das Rudergerät für Rema steht im Flur, fein in Geschenkpapier verpackt und sicher unter einem Berg Mänteln versteckt. Ob Rema davon besonders begeistert sein wird, weiß ich allerdings nicht. Ich jedenfalls hätte keine Lust, mich morgens und abends ins Schwitzen zu bringen. Mir langt da schon die Sport-AG einmal die Woche.
Livi sitzt mit ziemlich nachdenklichem Gesicht am Tisch und sagt kein Wort. Also, aus der werde ich allmählich echt nicht mehr schlau. Heute Nachmittag auf dem Rückweg von der Schule sieht sie plötzlich aus, als hätte sie spanischen Sonnenschein gegessen und strahlt und strahlt und strahlt. Und jetzt wirkt sie wieder genauso niedergeschlagen wie schon die Tage vorher. Ich hoffe, dass Madame Dodo Malea ein paar vernünftige Tipps gegeben hat. Ist ja nicht mit anzusehen, wie Livi hier vor sich hinleidet.
»Kommst du zum Essen an den Tisch, Schatz?«, fragt Iris mit der kochend heißen Pfanne in der Hand und sieht fragend zu Cornelius rüber.
»Lass ihn doch da sitzen«, meint Rema, »wenn es für ihn bequemer ist.« Dann schaut sie interessiert in die Pfanne. »Meinst du, das reicht für uns alle?«
Rema leidet täglich unter der Angst, zu verhungern. Echt süß! Und ziemlich lustig, wenn man bedenkt, wie gemütlich rund sie ist. Sie sieht nämlich wirklich nicht so aus, als ob das bald zu befürchten wäre!
Aber ganz ehrlich, wann immer ich unsere Rema angucke, finde ich, dass ihr die Kilos absolutamente perfecto stehen! Es kommt eben tatsächlich einzig und allein darauf an, das Beste aus seinem Typ zu machen. Das ist das ganze Geheimnis von Schönheit. Sagen Dodo und ich immer wieder. Kein Wunder, dass sich Walter Walbohm Hals über Kopf in Rema verliebt hat! Rema in dünn wäre wie Hände
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