Vom Himmel hoch
Bedingungen enthalten. Gewonnen hat der Spieler, der als erster zu der Karte, auf der die von ihm gewählte Aufgabe steht, die Karten, auf denen nach seiner Meinung die zur Erfüllung der Aufgabe erforderlichen Bedingungen vermerkt sind, vollständig und in der richtigen Reihenfolge zusammengestellt hat. Allerdings muß, bevor der Spieler zum Sieger erklärt wird, der Computer befragt werden, ob die zusammengestellten Bedingungen der Aufgabe maximal entsprechen. Andernfalls siegt der Spieler, der seine Karten als zweiter beisammen hatte.
›Solch ein Turnier‹, schloß die Königin ihre Erklärung, ›erstreckt sich über mehrere Jahre, und sobald der beste Spieler ermittelt und König geworden ist, beginnt das Gesellschaftsspiel von neuem, so daß alle Leute ununterbrochen am Spielen sind.‹
Wir fanden das sehr nützlich, da sich dabei jeder mit den Staatsgeschäften vertraut macht, noch dazu spielend. Nur sahen wir nicht, was das mit der wirklichen Gleichberechtigung der Frau zu tun hatte.
›Weil jedesmal eine Frau gewinnt‹, erklärte die Königin. ›Die Frau ist erst dann wirklich sie selbst, wenn sie ihren natürlichen Beruf ausüben kann; der natürliche Beruf der Frau aber ist die Liebe – in der Ehe, in der Familie und auch in der Gesellschaft. Die Liebe ist das Verbindende, und wenn es nichts Trennendes mehr in der Gesellschaft gibt, entspricht die Gesellschaft dem natürlichen Beruf der Frau. Daher ist es auch nur erklärlich, daß das Gesellschaftsspiel stets von Frauen gewonnen wird. Daraus ergibt sich die bei uns entstandene Art des Matriarchats.‹
Ihr könnt euch denken, daß wir einiges Interesse an diesem Stern gewannen und ganz gern an dem gerade laufenden Turnier teilgenommen hätten. Und wir brauchten nicht einmal um Erlaubnis nachzusuchen, da es, wie uns die Königin sagte, keinerlei Teilnahmebeschränkungen gab. Wenn aber jeder Hergelaufene, ohne auch nur um Erlaubnis zu fragen, auf diesem Stern König werden konnte, weshalb sollten nicht auch wir es einmal versuchen. Also meldeten wir uns zur Teilnahme an und wurden auch sogleich verschiedenen Gruppen zugeteilt. Meine Gruppe bestand außer mir aus noch zwei Männern und vier Frauen. Ich informierte mich etwas genauer über die Spielregeln und nahm meine Karten auf. Drei der zwölf Karten enthielten Aufgaben, die übrigen Bedingungen. Ich wählte eine der Aufgaben aus und gab die anderen beiden, als die Reihe an mir war, in das Spiel zurück, um andere Karten dafür zu erwerben. Jetzt sortierte ich meine Bedingungen, gab die mir ungeeignet erscheinenden wieder ins Spiel und bemühte mich, die mir noch fehlenden zu erlangen. Ich muß sagen, daß mich dieses Spiel schnell in seinen Bann zog. In meinem tiefsten Innern aber stachelte mich die Eitelkeit, die Partie vor den Frauen zu gewinnen. Und ich war nicht wenig stolz, als ich tatsächlich meine Karten als erster beisammen hatte. Der Spielmeister nahm sie mit einem unergründlichen Lächeln in Empfang und gab sie dem Computer zu schlucken. Und der spuckte, ohne daß er auch nur geklickt hätte, die Feststellung aus, daß ich kaum die Hälfte der erforderlichen Bedingungen, und diese auch noch in ganz und gar unrichtiger Kausalität, zusammengestellt hatte. Ich zog mich, peinlich berührt, zurück und wartete auf meine Gefährten. Denen aber war es noch peinlicher ergangen, denn sie waren bei weiblichen Spielmeistern durchgefallen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie ihre Niederlage nicht anerkennen wollten. Jedenfalls beteuerten sie mit starken Worten, die Entscheidung anfechten oder auf andere Art ihr Recht erlangen zu wollen. Ich dachte an die Tiefschläfer und beschwor meine Gefährten, kein Aufsehen zu machen. Zehn Jahre sind schließlich kein Pappenstiel. Meine Vorstellungen wirkten denn auch besänftigend auf die Herren, und merklich kleinlauter geworden, folgten sie mir zu unserem Schiff, das uns dem Matriarchat enthob.«
Da der Himmelsgärtner mit diesen Worten seine Geschichte beendet hatte, begann man bei einem Schluck Wein darüber nachzudenken. Und als man ein Weilchen darüber nachgedacht hatte, meinte der Raumkoch: »Auch wenn das eine ausgemachte Lügengeschichte war, hege ich die Vermutung, daß unser Himmelsgärtner im Ernst an das Matriarchat glaubt.«
»Du vermutest richtig«, versetzte Wirsing. »Statistische Erhebungen beweisen unwiderleglich, daß diejenigen Liebesbeziehungen, in denen die Frau den Ton angibt, die harmonischsten sind. Weshalb sollte das
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