Vom Nehmen Und Genommenwerden
den Alltag gemeinsam, überwindet Schwierigkeiten. Doch während die Vertrautheit wächst, nimmt die Lust oft ab. Die Phase der Verliebtheit liegt schon lange zurück, und für das romantische Liebesideal haben beide oft nur noch ein müdes Lächeln übrig. Die Beziehung »funktioniert« â aber was ist mit dem Eros? Er bleibt auf der Strecke.
Intimität bedeutet: Ruhe, Ausgleich, Einklang, Erholung, Vertrauen, Miteinander und Füreinander. Das ist zwar alles sehr angenehm, aber das Feuer der Sexualität erlischt. Die Beziehung gewinnt zwar an Stabilität, zugleich aber verliert sie den Eros, die Lust auf Leidenschaft, das Verlangen nach ekstatischem Sex. Und genau hier setzt »Beziehungsarbeit« an.
Nun wissen wir ja inzwischen, dass das Gesetz der Polarität das Geheimnis ist, die magnetische Anziehung zwischen Mann und Frau zu aktivieren. Doch das Wissen um dieses FlieÃen von Energie alleine genügt nicht. Wir brauchen eine unmittelbare Erfahrung der jeweiligen femininen und maskulinen Wesenszüge, die sich in Wünschen, Fantasien und Sehnsüchten des Paares zeigen. So stärken wir die sexuelle Essenz beider Partner. Das Yin-Yang-Spiel ist dafür eine wundervolle Möglichkeit. Es ist eines der wirkungsvollsten Instrumente, das wir Paaren in der Therapiearbeit und in unseren Seminaren vermitteln. Hier können die beiden spielerisch erotische Grenzen erforschen und überschreiten, um sich lust- und liebevoll als Wesen zu begegnen, die sich der in ihnen wirkenden Polarität bewusst sind.
Im Yin-Yang-Spiel spielen wir »König und Diener« mit wechselnden Rollen. Einmal übernimmt jeder Partner als König klar die Führung, dann spielt er den Diener, der sich in Liebe den Wünschen des Königs öffnet. Jetzt heiÃt es: Farbe bekennen! Denn nur wer sich selbst erkennt und sich dem anderen zu erkennen gibt, kann der Partnerschaft Intensität, Begehren und Lust zurückbringen. Wir experimentieren auf der sinnlichen und körperlich-sexuellen Ebene mit den Polen Yin und Yang. Dabei lernen beide, die Verantwortung für ihre Wünsche zu übernehmen. Sie offenbaren ihr Innerstes, ihre kühnsten Fantasien, ihre Geheimnisse, ihre Wünsche, und lassen sie wahr werden. Sie müssen erfinderisch, kreativ, provokativ, groÃzügig, risikofreudig, tollkühn und gleichzeitig offen, empfänglich und sensibel sein. Dieses Spiel ist eine Einladung, Vertrauen und Intimität zu entwickeln, die wiederum den Rahmen für heiÃen Sex bilden. Mit dem Yin-Yang-Spiel lernen Liebende, sich wohltuend und heilsam aufeinander zu beziehen, um gleichzeitig mehr Lust zu schenken und zu empfangen. Durch das Wechseln der Rollen machen Paare tiefe Erfahrungen mit ihren eigenen maskulinen und femininen Eigenschaften.
Der konkrete Ablauf sieht so aus: Der Yang-Partner ist der König, der seine Wünsche kundtut. Der Yin-Partner ist der Diener, der die Wünsche erfüllt. Nach zwei Stunden wird eine Pause gemacht, um dann die Rollen zu wechseln. Jeder hat also gleich viel Zeit. Wichtig ist es, nach einem Yin-Yang-Spiel über die gemachten Erfahrungen zu sprechen.
Der König (Yang) beschreibt seine Wünsche, die er während des Spiels jederzeit verändern kann. Für ihn geht es darum, immer wieder in sich hineinzuspüren und sich die Frage zu stellen: »Was will ich â genau in diesem Moment?« Der Diener (Yin) erfüllt die Wünsche so gut wie möglich, ohne sie zu hinterfragen oder zu beurteilen. Seine Aufgabe besteht darin, einfach ein liebender, hingebungsvoller Diener zu sein.
Spielregeln für den Yang-Partner
Der König übernimmt Verantwortung für seine Wünsche und Fantasien. Daraus lernt er, wagemutig, erfinderisch und kreativ zu sein, alte Schamgefühle und Unsicherheiten zu überwinden und mehr von sich zu zeigen. Nur wenn wir über die Grenzen des Gewohnten hinausgehen, entwickeln wir ein Gespür dafür, was wir wirklich wollen. Es ist eine echte Chance, mehr über sich selbst herauszufinden und die eigenen Verhaltensmuster und Vorlieben wahrzunehmen, die sich im Laufe unserer Biografie oft unbewusst entwickelt haben. Ein »guter« König ist ein mitfühlender König, der dem Diener keine Aufgaben stellt, die diesen demütigen oder von ihm als Strafe empfunden werden. Das wäre ein Missbrauch von Macht. Der König achtet auf die Bedürfnisse des
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