Happy birthday - Pat!
1. KAPITEL
Patricia Spencers Freundinnen Brenda und Laura sorgten immer für Stimmung und Spaß, und liefen zu Höchstform auf, wenn ein besonderer Anlass gefeiert wurde. Es war ein Vorwand für sie, voll aufzudrehen, und Patricia, die Zurückhaltendere in diesem Trio, brauchte immer etwas Anlaufzeit, bis jener Teil ihres Wesens durchbrach, den ihre Eltern nie ganz zu zähmen vermocht hatten.
Nach dem steifen Geburtstagsdinner mit ihren Eltern im Country Club war Pat froh, dass sie nun endlich mit ihren beiden Freundinnen feiern konnte.
Mittlerweile war sie bei ihrem zweiten Mai Tai angelangt und in bester Stimmung – selbst nach der reichlich turbulenten Ouvertüre. Verflogen war ihr Groll auf Brenda, die durch das Mikrofon des Discjockeys allen Gästen in der Frisco Bay Bar verkündet hatte, dass sie ihren sechsundzwanzigsten Geburtstag feierte. Als ob die an ihrem Stuhl befestigten Luftballons nicht genügt hätten, um das Ereignis publik zu machen – ganz zu schweigen von dem Anstecker “Geburtstagsgirl”, den sie auf Brendas und Lauras Geheiß tragen musste. Brenda aber hatte mit ihrer Ansage dafür gesorgt, dass alle in der Bar an ihrer Party teilnahmen.
Fünfzig Augenpaare hatten sie beim Auspacken der Geschenke beobachtet – frivole Dessous und andere sinnliche Verführungen. Sie war vor Verlegenheit rot geworden, als Pfiffe ertönten und man sie scherzhaft aufforderte, die seidigen Präsente ihrer Freundinnen vorzuführen.
Dann brachte der Barkeeper die Geburtstagstorte, die Laura ihm bei ihrer Ankunft zugeschmuggelt hatte, und als Brenda die sechsundzwanzigste Kerze anzündete, spielte der DJ “Happy Birthday”. Und alle hatten mitgesungen. Nur für sie.
Die Verlegenheit war fort, es war ein Riesenspaß – genau das, was Pat brauchte, um sich von dem beruflichen Stress zu erholen und die ständigen Predigten ihrer Eltern zu vergessen. Sie wusste, ihre Mutter und ihr Vater meinten es gut, aber leider hatten sie und ihre Eltern eine total unterschiedliche Auffassung davon, was gut und wichtig für sie war. Zur Ruhe kommen. Ein geregeltes Leben anfangen. Nein, sie hatte nicht die Absicht, für einen Mann ihre hart erkämpfte Unabhängigkeit aufzugeben.
Aber jetzt wollte Pat sich amüsieren und nicht an unangenehme Dinge denken. Als sich der Wirbel um ihren Geburtstag legte und der Betrieb in der Bar wieder seinen normalen Lauf nahm, wandte sie sich kopfschüttelnd ihren Freundinnen zu. “Ihr beiden seid wirklich schrecklich.”
Laura grinste. “Ja, das sind wir.”
“Und wir sind verdammt stolz drauf”, fügte Brenda hinzu. “Wer weiß, was wir als Nächstes tun.”
Pat sah sie forschend an, aber Brendas Ausdruck wirkte wie die pure Unschuld. Pat ahnte, dass weitere Überraschungen folgen würden, konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, was dieses Feuerwerk von Gags noch übertreffen könnte. Nachdenklich betrachtete sie die Sechsundzwanzig auf ihrer Torte und las dann die rosafarbene Zuckerguss-Aufschrift: “Happy Birthday und einen guten Start”. Fragend blickte sie ihre Freundinnen an. “Einen guten Start? Wie meint ihr das?”
“Für deinen neuen Posten”, erklärte Brenda.
Pat lächelte gerührt. “Das ist süß von euch, aber ich bin doch noch gar nicht befördert worden.” Über ihre Beförderung zum Art Director würde in zweieinhalb Wochen entschieden werden, also gleich nach Neujahr.
Laura tätschelte Pats Knie. “Da siehst du mal, wie viel Vertrauen wir in dich haben.”
Pat wünschte, sie wäre genauso zuversichtlich. Nicht, dass sie für den Job nicht qualifiziert gewesen wäre – sie besaß außer zwei Diplomen für Grafik und Design auch einen Magister in Betriebswirtschaft und war eine beispielhafte Angestellte. Es war ihr Boss Louden Avery, der ihren Aufstieg bei der Werbefirma “Sharper Image” so schwierig machte.
“Nun mach schon, Pat.” Brenda stupste sie mit dem Ellenbogen. “Puste die Kerze aus und wünsch dir was.”
Pat spielte abwesend mit dem rubin- und diamantbesetzten Ring an ihrer linken Hand. Diesen Ring trug sie nur, um einen festen Freund vorzutäuschen und Loudens Interesse an ihr abzublocken. Es ärgerte sie, dass sie sich zu einem solchen Trick gezwungen fühlte, aber etwas anderes war ihr nicht eingefallen, und wenigstens hielt der Ring ihren Boss auf Abstand.
Sie holte tief Luft, pustete die Kerze aus und konzentrierte ihre Gedanken auf ihre Zukunft. Sie wollte diese Beförderung, denn sie verdiente sie.
“Wow”,
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