Vom Schlafen und Verschwinden

Jeans ab. In der rechten Hosentasche knistert Papier.

    Zu Hause holt er die Kiste von seinem Vater mit der unzustellbaren Post. Er sucht einen bestimmten Brief. Miss H. Janssen, mit vier verschiedenen Adressen, drei davon durchgestrichen, auf der letzten Adresse ist nur der Name geschwärzt, und jemand hat Frau H. Feld danebengeschrieben. Er trägt Briefmarken mit Vögeln, die aussehen wie Eichelhäher, nur grau, und solche mit roten Ahornblättern darauf. Im Papier ist ein Wasserzeichen. Manchmal gebe es einen Brief, hat ihm sein Vater erklärt, der könne aus persönlichen Gründen nicht zugestellt werden, zum Schutz des Adressaten. Oft komme das nicht vor, einmal, höchstens zweimal im Leben eines Postboten. Es falle unter das Briefgeheimnis.
    Er zieht den Brief aus der Hosentasche und schiebt ihn unter den anderen. Sandkörner rascheln und knacken im Inneren des Papiers. Kein Name ist auf dem Umschlag, keine Freimachung.

Dank
    Mein Dank gilt Henning Brandt, Stefanie Clemen, Lisa Clemen, Holger Hein, Holger Kowitz, Susanne Kuß, Till Roenneberg, Isolde Rottmann, Aina Schmidt, Heiko Wegmann und Katja Weller.
    Von ganzem Herzen danke ich Otfried Hagena und Gerd Hagena.
    Mein Dank und meine Liebe gehen an Christof Siemes, Johann und Mathilda.

Das Buch
    Was verschwindet, verlangt danach, gesucht zu werden.
    Ellen, die Schlafforscherin, liegt wach. Während unter ihr die Hamburger U-Bahnen zittern, denkt sie an ihre Heimat zwischen Kieswerk und Rhein, an die Geheimnisse ihrer Familie, an ihre Männer und an das, was sie liebte und verlor.
    Marthe singt im selben Chor wie Ellen. Ihr Sohn verschwand über Nacht. Still wie ein Graureiher beobachtet sie, was geschieht. Doch ihr Verlangen nach Gerechtigkeit wächst.
    Klug, bewegend und voll poetischer Kraft erzählt Katharina Hagena die Geschichte zweier Frauen, deren Schicksalsfäden sich nur leicht berühren und doch unauflösbar miteinander verwoben sind. Ein Roman über Liebe und Tod, die Macht des Schlafs und über das, wofür es sich lohnt, wach zu bleiben.



1. Auflage 2012
    © 2012 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
eBook © 2012 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
Übersetzung des Mottos aus Blaise Pascals »Gedanken«:
Ulrich Kunzmann, ©1987 Reclam Verlag
Umschlaggestaltung: Barbara Thoben, Köln
Umschlagmotiv: © bpk | Muséum national d’Histoire naturelle, Dist. RMN
Autorenfoto: © Henrik Spohler
    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
    ISBN: 978-3-462-04482-9 (Buch)
ISBN: 978-3-462-30613-2 (eBook)

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