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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Der Junge war nicht sicher, ob er wirklich einen Fuchs gesehen hatte oder ob es ein anderes Tier gewesen war, aber er beschloss schließlich einfach, dass es sich um einen Fuchs gehandelt haben müsste, denn dieser Gedanke gefiel ihm am besten. Als flacher, dunkler Schatten war er durch das kleine Tal geglitten, zwischen den Gräsern, den niedrigen Büschen, den Steinen hindurch, und als er die andere Seite erreicht hatte, die einzige Seite, an der das Tal nicht durch sanft ansteigende Wiesenhänge, sondern durch eine schroffe Felswand begrenzt wurde, tauchte er zwischen dem Gestein unter und war verschwunden. Von einer Sekunde zur anderen schien ihn die Wand verschluckt zu haben.
    Der Junge schaute fasziniert zu. Es hatte so ausgesehen, als gebe es in dem Felsen einen Eingang, eine Spalte, die ausreichte, dass ein nicht allzu kleines Tier, immerhin ein Fuchs, ohne jede Mühe einfach hineinhuschen konnte. Er wollte dem Geheimnis auf den Grund gehen. Er ließ sein Fahrrad ins Gras fallen und rannte den Hügel hinab. Er kannte sich gut aus in der Gegend, er kam oft zu dem kleinen stillen Tal, obwohl er über fünf Meilen mit dem Fahrrad zurücklegen musste. Das Tal war schwer zu finden, weil es keine Wege gab, die dorthin führten. Aber darum war man hier auch so ungestört. Man konnte in der Sonne liegen oder auf einem Stein sitzen, in den Himmel blicken und einfach seinen Gedanken nachhängen.
    Der Junge erreichte die Stelle, an der der Fuchs verschwunden war. Vor allem als er noch jünger gewesen war, war er an der Felswand oft hinauf- oder hinabgeklettert und hatte sich vorgestellt, er besteige den Mount Everest. Inzwischen war er zehn, und solche Spiele erschienen ihm kindisch, aber er entsann sich noch gut der abenteuerlichen Gefühle, die der Steilhang in ihm ausgelöst hatte. Allerdings hatte er dabei nie etwas entdeckt, das ihn hätte vermuten lassen, es könnte eine Art Öffnung in der Wand geben.
    Sein Herz klopfte schnell, als er zwischen dem hohen Farn, der hier in dicken Büscheln wuchs und noch tropfend nass war vom Regen der vergangenen Nacht, nach einem Eingang suchte. Er war sich ganz sicher, dass der Fuchs genau hier, an dieser Stelle, verschwunden war. Mit dem Fuß stieß der Junge gegen den Felsen. Ein paar Steine bröckelten ab und rollten in den Farn.
    Vor ihm lag die Felsspalte. Er hatte sie nie zuvor sehen können, weil der Farn sie verdeckte, aber es handelte sich um eine deutliche Öffnung in der Wand. Groß genug auf jeden Fall für einen Fuchs. Der Junge schnaufte vor Aufregung. Er steckte seinen Arm in den Spalt, fürchtete, sofort wieder gegen eine Begrenzung zu stoßen, aber tatsächlich schien es einen Hohlraum im Felsen zu geben.
    Er zog den Arm zurück und trat erneut, diesmal erheblich kräftiger, gegen den Fels. Wieder bröckelten Steine, darunter auch dickere Brocken, zu Boden. Jetzt war die Öffnung schon um einiges größer. Der Junge kniete nieder und schaufelte die Steine beiseite. Er hatte nie zuvor bemerkt, dass die Felsbrocken an dieser Stelle ziemlich locker waren. Hatte jemand sie aufeinandergeschichtet? Er blickte nach oben. Vielleicht hatte es hier vor langer Zeit einmal einen Erdrutsch gegeben, Teile des Felsens waren abgesplittert und hinuntergestürzt. Sie hatten den Eingang in den Berg verschlossen.
    Er hatte jetzt genug Steine beiseitegeräumt, um einen Höhleneingang freizulegen, der groß genug für ihn war. Einen Moment lang ruhte er sich schwer atmend aus. Obwohl der Tag kalt und feucht war, war der Junge inzwischen vollkommen verschwitzt. Es war anstrengend gewesen, die zum Teil ziemlich großen und schweren Steine zu bewegen. Hinzu kam die Aufregung. Er zitterte am ganzen Körper.
    Dann kroch er in die Öffnung hinein.
    Kaum hatte er den Eingang hinter sich gelassen, konnte er sich zu seiner vollen Größe aufrichten. Ein erwachsener Mensch würde hier womöglich nur mit eingezogenem Kopf stehen können, aber für einen Jungen seines Alters gab es sogar noch Platz. Er folgte einem kurzen Gang, der sich bald darauf zu einer Art Höhle verbreiterte. Das Tageslicht reichte hier nur noch schwach hin, der Junge konnte kaum etwas erkennen. Was er undeutlich wahrnahm, waren Wände, teils felsig, teils aus Erde, Wurzeln, die von der niedrigen Decke hingen, dünne Rinnsale von Wasser, die zu Boden tropften und dort zwischen Geröll und Lehm versickerten. Er wagte kaum zu atmen vor Spannung, vor Entzücken. Er hatte eine Höhle entdeckt. Eine Höhle in einem Felsen,

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