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Vom Wunsch, Indianer zu werden

Vom Wunsch, Indianer zu werden

Titel: Vom Wunsch, Indianer zu werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henisch
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sich noch immer im Torbogen zwischen den Säulen. Draußen glänzte nun alles, doch der Staub an der Innenseite der Wülste und Kehlen über den Plinthen blieb. Auf dem trockenen Mosaik neben ihm hatten sich inzwischen einige Passanten angesammelt. Auch waren aus dem Flurgang hinter ihm mehrere Kollegen nachgekommen, nach denen er sich aber, da er schon wer weiß wie lang hier stand, lieber nicht umdrehte.
    Wenn er den Kopf in den Nacken kippte, sah er die Füße der Engel, die auf dem Architrav saßen. Obwohl sie den Erdboden nie berührt hatten, waren ihre Sohlen schwarz. Diese Feststellung amüsierte ihn. Aber er konnte nicht lang in die Höhe schauen, ohne vom Regen, der dann verwirrend auf ihn zu fiel, schwindlig zu werden.
    Wie er den Kopf und den Blick also wieder gesenkt hatte. Wie das Wasser an der Fahrbahnkante in glasigen Streifen nach den tiefer gelegenen Kanälen floß. Übers grau reflektierende Straßenpflaster ließen sich Leute in schwarz schwankenden Kutschen vorbeiziehen. Wenn er noch eine Weile so stehen blieb, würde er seinen Zug versäumen.
    Und was machen Sie sonst?
    Was soll ich denn sonst machen?
    Beruflich.
    Der junge Mann sah einen Moment lang angestrengt nachdenklich drein, als ob er sich erst der Bedeutung dieses Wortes entsinnen müßte.
    Es ist nämlich so: Manche Wörter sind von vornherein verlogen.
    Das sagte er nicht. Das könnte er aber gedacht haben.
    Vielleicht, vermutete Frau Burton, ist der junge Mann noch Student.
    Die Dame beim Türstein drüben, die bis jetzt nur ihre Schuhe angesehen hatte …
    Nein, Verzeihung, sagte er, ich sehe vielleicht etwas jünger aus. Aber mein Studium habe ich schon vor zwei Jahren abgeschlossen.
    Diese Dame im eng gehaltenen Rock … Sie hatte ihn plötzlich angeschaut, beinah war er erschrocken. Aber vielleicht hatte sie auch nur auf den Regenfall vor ihm gesehen. Oder auf die über seinem Haar an der Tür befestigten Firmenschildchen.
    Sein Bedürfnis, ihr etwas von sich zu erzählen. Zum Beispiel das: Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und habe noch immer keinen Namen. Oder das: Meine lieben Eltern haben mir, wie man so sagt, unter gewissen Opfern ein Jusstudium ermöglicht. Aber ich weiß jetzt gar nicht, wozu das gut war.
    Aber, aber. Wer wird denn so undankbar sein?
    Das sagte Frau Burton. Die Dame im engen Rock war einfach weitergegangen.
    Ich meine, modifizierte der junge Mann, ich weiß nicht, wozu ich jetzt selbst gut bin. Gegenwärtig bin ich – oder bis vor kurzem war ich – Aushilfsbeamter bei einer Versicherung.
    Aber das sei doch schon was, er werde bestimmt auf der beruflichen Rangleiter hochsteigen. Sei man einmal Aushilfsbeamter, so stehe, Fleiß und Ausdauer vorausgesetzt, einer richtigen Beamtenkarriere nichts mehr im Wege. Zwei Jahre später könne er zum Beispiel bereits zum Anstaltsconcipisten ernannt werden, so etwas komme vor. Und weitere drei Jahre später, wenn alles gut gehe, werde er sich vielleicht schon Vizesekretär nennen dürfen, also bitteschön, das sei doch eine Perspektive.
    Ja Papá, ja Mamá. Kind, du wirst Dienstreisen machen! Etwa nach Kratzau und Leitmeritz, etwa nach Leitmeritz und Aussig. Vielleicht sogar nach Wien, womöglich schicken sie dich eines Tages zu einem Kongreß. Denk dir einen internationalen Kongreß für Rettungswesen und Unfallverhütung.
    Der junge Mann hielt sich beide Ohren zu.
    Aber was haben Sie, fragte Frau Burton, Migräne?
    Seit er ins sogenannte Berufsleben eingetreten sei, sagte der junge Mann, habe er diesen Kopfschmerz. So ein Gefühl müßte eine Glasscheibe an der Stelle haben, an der sie zerspringen werde.
    Eigentlich dürfte es jetzt nur mehr halb so schlimm sein. Denn im Vergleich zum ersten Berufsjahr sei es ihm in den letzten Monaten doppelt so gut gegangen. Habe er zuerst den ganzen Tag, nämlich von acht bis halb sieben, im Bureau versessen und nachher vergebens dem inzwischen davongelaufenen Leben nachzurennen versucht, so sei es ihm zuletzt immerhin gelungen, seine Lage zu verbessern. Bei dem Posten mit einfacher Frequenz, den er endlich bekommen habe, müsse er es nur mehr bis zwei Uhr nachmittags im Bureaugefängnis aushalten.
    Machen Sie sich nicht lächerlich, brauste da Herr Burton auf, ein Bureau ist kein Gefängnis!
    So? sagte der junge Mann. Haben Sie auch einmal in einem Bureau gearbeitet?
    Dem Älteren lag etwas auf der Zunge, das schmeckte bitter. Ja, sagte er schließlich, in einem Bureau gearbeitet habe er auch einmal.
    Fahrig suchte er etwas in

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