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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Tampa-Town, um mit Hilfe der Leute des Landes die ersten Arbeiten einzurichten.
    Acht Tage nach seiner Abfahrt kam der Tampico mit einer kleinen Flotte von Dampfbooten in die Bai Espiritu Santo zurück. Murchison hatte fünfzehnhundert Arbeiter zusammengebracht. Zu der leidigen Zeit der Sclaverei hätte er Zeit und Mühe verloren. Aber seitdem das Land der Freiheit, Amerika, nur freie Bewohner hat, strömen diese von allen Seiten herbei, wo reichlich bezahlte Arbeit sie hinruft. Da es dem Gun-Club nicht an Geld mangelte, so bot er seinen Leuten hohen Lohn nebst beträchtlichen verhältnißmäßigen Vergütungen. Der nach Florida gedungene Arbeiter konnte darauf rechnen, daß nach Vollendung der Arbeit auf der Bank von Baltimore ein Capital für ihn niedergelegt war. Murchison hatte daher nach Belieben die Wahl, und konnte strenge Anforderungen an die Geschicklichkeit und Tüchtigkeit seiner Arbeiter machen. Man darf wohl glauben, daß er in sein Arbeitsheer nur die besten Leute sich wählte, Mechaniker, Heizer, Gießer, Kalkbrenner, Grubenarbeiter, Ziegelstreicher und Handwerker aller Art, schwarze oder weiße, ohne Unterschied der Farbe. Viele von ihnen nahmen ihre Familien mit. Es war eine Art Auswanderung.
    Am 31. October um zehn Uhr Vormittags stieg diese Schaar zu Tampa-Town ans Land; man begreift, welche Bewegung und Thätigkeit in diesem Städtchen entstand, als auf einmal sich ihre Einwohnerzahl verdoppelte. In der That mußte dieser Schritt des Gun-Clubs Tampa-Town zu großem Vortheil gereichen, nicht sowohl durch die Menge der Werkleute, welche sich unverzüglich nach Stone’s-Hill begaben, als durch das Zuströmen von Neugierigen, die nach und nach aus allen Theilen der Welt nach der Halbinsel Florida kamen.
    In den ersten Tagen schiffte man das mitgebrachte Geräthe aus, die Maschinen, Lebensmittel, nebst einer großen Anzahl von Wohnungen aus Eisenblech, deren Theile auseinandergelegt und numerirt waren. Zu gleicher Zeit steckte Barbicane zur Verbindung von Stone’s-Hill mit Tampa-Town eine fünfzehn Meilen lange Eisenbahn ab.
    Es ist bekannt, wie man in Amerika Eisenbahnen baut; launig in Beziehung auf Umwege, mit kühnen Steigungen, Geländer und künstliche Bauten verschmähend, laufen dieselben bergan und bergab blindlings weiter ohne Rücksicht auf die gerade Linie; sie sind nicht kostspielig, nicht unbequem; nur daß man in voller Freiheit darauf entgleist und Luftsprünge macht. Die Strecke von Tampa-Town nach Stone’s-Hill war eine Bagatelle, die nicht viel Geld noch Zeit kostete.
    Uebrigens war Barbicane die Seele dieser auf seinen Ruf zusammengeströmten Leute; er belebte sie, theilte ihnen seinen Hauch, seinen Enthusiasmus, seine Ueberzeugung mit; er war allerwärts zugegen, als sei er mit Allenthalbenheit begabt, stets von Maston, wie von einer summenden Mücke, begleitet. Sein praktischer Geist ersann tausend Erfindungen. Für ihn gab’s kein Hinderniß, keine Schwierigkeit, keine Verlegenheit; er war Bergmann, Maurer, Mechaniker sowie Artillerist, hatte Antworten auf alle Fragen und Lösungen für alle Probleme. Er correspondirte lebhaft mit dem Gun-Club oder dem Hüttenwerk Goldspring; Tag und Nacht war mit angezündetem Feuer und gespanntem Dampf der Tampico auf der Rhede zu Hillisboro seiner Befehle gewärtig.
    Am 1. November verließ Barbicane mit einem Trupp seiner Arbeiter Tampa-Town und vom folgenden Tage an wuchs um Stone’s-Hill herum eine Stadt maschinenfertiger Häuser empor; man umgab sie mit Palissaden, und ihrem regen, emsigen Leben nach hätte man sie für eine der großen Städte der Union gehalten. Das Leben war darin disciplinarisch geordnet, und die Arbeiten begannen in vollkommenster Ordnung.
     

    Schachtarbeit für den Guß. (S. 99.)
     
    Durch sorgfältig angestellte Untersuchungen kannte man schon genau die Beschaffenheit des Bodens, und die Grabarbeit konnte bereits am 4. November in Angriff genommen werden. An diesem Tage versammelte Barbicane seine Werkmeister und sprach zu ihnen:
    »Es ist Ihnen, meine Freunde, allen bekannt, weshalb ich Sie in dieser öden Gegend Florida zusammen berufen habe. Es soll eine Kanone gegossen werden, von neun Fuß innerem Durchmesser, mit sechs Fuß dicken Wänden und einer steinernen Verkleidung von neunzehn und ein halb Fuß; dafür nun ist ein Schacht zu graben von sechzig Fuß Breite und neunhundert Tiefe. Diese bedeutende Arbeit soll in acht Monaten fertig sein. Sie haben also zwei Millionen

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