Von der Erde zum Mond
die Kanone in gutem Zustand geliefert sein bei Strafe von hundert Dollars täglich bis zu dem Moment, da der Mond sich unter den nämlichen Bedingungen wieder darstellen werde, d.h. in achtzehn Jahren und elf Tagen.
Das Anwerben der Arbeiter, ihre Bezahlung, die nöthige wirthschaftliche Einrichtung liege der Compagnie Goldspring ob.
Dieser Vertrag, doppelt und redlich ausgefertigt, wurde unterzeichnet von J. Barbicane, Präsidenten des Gun-Clubs, und J. Murchison, Director des Hüttenwerks Goldspring.
Fußnoten
1 1 Rubel = 1 Thlr. 2 Sgr. 4 Pf.
2 à 20 Sgr.
3 1 Rixdaler = 11 Sgr. 6 Pf.
4 1 türk. Piaster = 2 Sgr. 4 Pf.
5 à 8 Sgr.
6 Scudo = 1 Thlr. 13 Sgr. 11 Pf.
7 1 mex. Piaster = 1 Thlr. 13 Sgr. 6 Pf.
8 à 2 Sgr.
Dreizehntes Capitel.
Stone’s-Hill.
Seitdem der Gun-Club zu Ungunsten von Texas die Wahl getroffen hatte, ward es in Amerika, wo Jedermann zu lesen versteht, für Jeden eine Obliegenheit, die Geographie von Florida zu studiren. Die Hauptwerke darüber wurden ausverkauft, und es mußten neue Auflagen gemacht werden.
Für Barbicane genügte das Lesen nicht; er mußte mit eigenen Augen sehen, und den Ort für die Columbiade bestimmen. Auch stellte er unverzüglich dem Observatorium zu Cambridge die zur Errichtung eines Teleskops erforderlichen Mittel zur Verfügung, und verhandelte mit dem Hause Bread will und Comp. zu Albany über die Anfertigung des Projectils in Aluminium. Darauf verließ er Baltimore in Begleitung von J. T. Maston, dem Major Elphiston und dem Director der Hütte Goldspring.
Die vier Reisegenossen gelangten am folgenden Tag nach Neu-Orleans, schifften sich da unverzüglich auf dem Tampico ein, einem Avisofahrzeug der Bundesmarine, welches die Regierung ihnen zur Verfügung stellte; und als der Dampf im Zug war, entschwanden bald die Gestade Louisiana’s ihren Augen.
Die Ueberfahrt dauerte nicht lange; zwei Tage nach der Abfahrt, als sie vierhundertachtzig Meilen zurückgelegt hatten, wurden sie der Küste von Florida ansichtig. Als Barbicane näher kam, gewahrte er vor sich ein niedriges, flaches Land von ziemlich unfruchtbarem Aussehen. Nachdem der Tampico eine Reihe Töpfe mit Austern und Hummern gefüllt, fuhr er in die Bai Espiritu Santo ein.
Diese Bai besteht aus zwei langen Rheden, der von Tampa und der von Hillisboro, in deren enge Mündung der Dampfer alsbald einfuhr. Kurz darauf spiegelte das Fort Brooke seine Streichbatterieen auf den Fluthen ab, und es zeigte sich die Stadt Tampa im Hintergrunde des kleinen natürlichen Hafens, welchen die Mündung des Flusses Hillisboro bildet, nachlässig gelagert.
Hier ging der Tampico am zweiundzwanzigsten October um sieben Uhr Abends vor Anker; die vier Passagiere begaben sich unverzüglich an’s Land.
Als Barbicane den Boden Florida’s betrat, klopfte ihm das Herz mit heftigen Schlägen; es war, als betaste sein Fuß den Boden, wie ein Architekt, der ein Gebäude prüft. J. T. Maston kratzte den Boden mit seinem eisernen Haken.
»Meine Herren«, sagte Barbicane, »wir haben keine Zeit zu verlieren; gleich morgen steigen wir zu Pferd, das Land zu recognosciren.«
Tampa-Town. (S. 88.)
Sowie Barbicane an’s Land gestiegen war, strömten die dreitausend Bewohner von Tampa-Town ihm entgegen, eine Ehre, die dem Präsidenten des Gun-Clubs wohl gebührte, welcher ihnen bei der Wahl seine Gunst geschenkt hatte. Sie empfingen ihn mit fürchterlichem Beifallsgeschrei; aber Barbicane entzog sich jeder Huldigungsbezeugung, begab sich in ein Zimmer im Hôtel Franklin und nahm keine Besuche an. Der Stand eines berühmten Mannes war ihm entschieden nicht genehm.
Wie man über Flüsse setzte. (S. 92.)
Am folgenden Morgen, dreiundzwanzigsten October, sah man kleine Pferde spanischer Race voll Feuer und Leben unter den Fenstern paradiren; aber es waren nicht vier, sondern fünfzig, und zwar beritten. Barbicane kam herab in Begleitung seiner drei Gefährten, und staunte anfangs über den Reiteraufzug um ihn her. Er bemerkte weiter, daß jeder Reiter seinen Karabiner am Bandelier, und Pistolen im Halfter trug. Ein junger Floridaner gab ihm sogleich Auskunft über eine solche Entwickelung von Streitkräften mit den Worten:
»Mein Herr, es giebt da Seminolen.«
– Was? Seminolen?
– Wilde, die auf den Wiesengründen streifen; darum hielten wir für rathsam, Ihnen als Schutzwache zu dienen.
– Pöh! machte Maston, indem er sein Thier bestieg.
– Am Ende, fuhr der Floridaner fort,
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