Von der Liebe verschlungen
ausgestreckt. Um meine Schultern lag der Arm eines Mannes, und seine unbedeckte menschliche Hand hielt eine Phiole an meine Lippen, während ich das Blut trank, so gierig wie ein Kind, das Süßigkeiten nascht. Mein Haar war in Unordnung, und einige der üppigen Locken um mein Gesicht waren rot gefärbt mit etwas, das roch wie alter Wein. Ich schlug auch diese Phiole zu Boden – natürlich erst, nachdem ich sie bis auf den letzten Tropfen geleert hatte.
»Du Schurke«, knurrte ich so damenhaft, wie ich konnte. »Du frevlerischer Hund. Wie kannst du es wagen, mich anzurühren? Ich werde dein Blut als Tinte benutzen.«
Ich riss mich aus seinem Griff los und versuchte, aufzustehen, aber meine Beine waren zu schwach. Ohne seinen Körper hinter mir kippte ich direkt nach hinten über und plumpste auf den Rücken wie ein Fisch. Was immer man mir angetan hatte, zwei Phiolen Blut waren nicht genug, um mich wieder auf die Beine zu bringen.
Doch – was war mir eigentlich angetan worden? Und von wem?
»Du«, befahl ich und musterte ihn mit schmalen Augen.
Er hockte einige Fuß von mir entfernt, die Ellbogen lässig auf den Knien, und beobachtete mich. Noch nie hatte ich so viel entblößte Haut an einem Diener gesehen, der nicht als Mahlzeit offeriert wurde. Seine Augen waren strahlend blau und betrachteten mich mit Neugier und einer bemerkenswerten Abwesenheit von Angst und Respekt.
»Was hast du mit mir gemacht, du Schlachtvieh?«
Er lachte leise und grinste dabei. Er hatte Grübchen. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich dir das Leben gerettet habe, direkt nachdem du mich angegriffen hast. Aber ich mache dir keinen Vorwurf. Sieht so aus, als hätte man dich ausgeblutet.«
»Ausgeblutet?«
»Du kannst ja nicht einmal stehen, kleines Mädchen.«
Ich wollte eine Hand heben, um ihm die Kehle zu zerquetschen, aber mein Arm war tonnenschwer. Das Gefühl der Benommenheit kam wieder, ein Gefühl, als läge ein Felsbrocken auf meiner Brust. Ich rang um Luft. Etwas bewegte sich, und ich sah eine frische Phiole mit Blut in seiner Hand aufblitzen, die er durch seine Finger hin- und herwandern ließ. Noch nie hatte ich etwas so Schönes gesehen, und ich musste ein ungebührliches Sabbern unterdrücken.
»Gib mir das«, verlangte ich heiser im Befehlston.
»Zuerst sagst du mir, wer du bist.«
Daraufhin fing ich an zu keuchen, während ich zusah, wie er das Blut zwischen seinen Fingern hin- und herschob. Er mochte ja mein eigenes Blud zu sich genommen und damit die Bestie in mir ruhiggestellt haben, aber trotzdem roch er noch immer nach Nahrung. Hätte ich ihm nur die Kehle herausreißen können – ich hätte mich bis zu den Ohren in seinem Hals vergraben und voller Ekstase getrunken. Aber ich zwang die Vorstellung davon aus meinem Kopf und begegnete seinem finsteren Blick aus stahlblauen Augen, während ich darum kämpfte, die Kontrolle über die innere Bestie zu behalten, die sich wieder an die Oberfläche drängte.
»Damit wir uns richtig verstehen«, sagte ich und sprach dabei jedes einzelne Wort besonders deutlich aus. »Ich bin nicht klein, und ich bin kein Mädchen. Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt, und ich bin eine Prinzessin. Und du, wer auch immer du sein magst, bist mein Untertan. Du schuldest mir Ehrerbietung, Treue und Blut.«
»Dann komm und hol es dir«, antwortete er unerwartet gut gelaunt und mit spöttischem Grinsen. Er hielt die Phiole in die Höhe, und das Glas schimmerte im bernsteinfarbenen Licht.
»Du weißt sehr gut, dass ich das nicht kann«, stieß ich hervor und kämpfte darum, mich zu beherrschen. Noch nie war ich so hilflos gewesen, und er verspottete mich auch noch. Das war untragbar. Sobald ich wieder bei Kräften war, würde er dafür bezahlen.
»Dann werden wir wohl verhandeln müssen, nicht wahr?«
»Ich verhandle nicht.«
»Dann viel Glück, Prinzessin.«
Er stand auf und ging zurück zu seinem Cembalo. Langes kastanienbraunes Haar fiel ihm wirr über das fleckige weiße Hemd, und ich gelobte im Stillen, dass ich eines Tages einen Mopp daraus machen würde. Rasender Zorn verzehrte mich. Zorn und Hunger.
Als spüre er meine Wut, drehte er sich um, zwinkerte mir mit einem seiner verdammungswürdigen blauen Augen zu – und dann warf er die Phiole in die Luft. Ich schluckte schwer, als ich zusehen musste, wie das kostbare Glasröhrchen in einem perfekten Bogen herumwirbelte. Dann zerschellte es auf dem Boden, und ich stieß ein unmenschliches Heulen aus und versuchte, mich über die
Weitere Kostenlose Bücher