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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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beibringen soll, aber deine Eltern sind tot. Sie wurden vor einigen Monaten hingerichtet, bei einem Putsch der Zigeunerhexe Ravenna. Sie ist nur noch einen Herzschlag davon entfernt, die absolute Kontrolle über Frostland zu erlangen. Sag mir, Prinzessin: Woran kannst du dich noch erinnern?«
    »Ich habe nicht … ich kann nicht …« Ich stockte und schloss die Augen. Sie waren zu trocken für Tränen. »Ich brauche mehr Blut«, flüsterte ich. »Bitte.«
    Mit einem weiteren mitleidigen Blick entkorkte er die Phiole in der Hand. Ich gestattete ihm, mich in eine sitzende Position zu bringen, und schluckte das Blut so vornehm wie möglich hinunter. Dabei war ich so voller Kummer, dass es sich anfühlte, als würde ich einen Felsbrocken schlucken. Nachdem ich die Phiole geleert und den Rand des Glases abgeleckt hatte, murmelte ich: »Mehr.«
    Er kam dem nach und holte eine weitere Phiole aus seiner Hemdtasche. Bis dahin war ich wieder genug bei Kräften, um seine Hand wegzuschlagen und die Phiole selbst zu halten, aber ich ließ zu, dass er seinen Arm um meinen Rücken gelegt hielt, um mich zu stützen. Meine Krallen waren grässlich lang und begannen sich an den kleinen Fingern schon zu unmodischen Korkenziehern zu verdrehen. Wenigstens würde meine Mutter mich nie so zu sehen bekommen. Ich verzog das Gesicht, als ich die Phiole auf den Boden legte. Der Blutverlust, der übergroße Kummer – das alles war einfach zu viel.
    »Das ist alles Blut, das ich habe.« Er steckte die leeren Phiolen wieder in die Tasche und wischte sich die Hände ab, als würde er die Glasröhrchen nicht gerne berühren. »Ich fürchte, vor heute Nachmittag ist keine neue Lieferung zu erwarten. Niemand kommt vormittags ins Seven Scars, außer mir und Tom Pain. Stimmt’s, Tommy?«
    Und dann roch ich etwas überaus Seltsames. Ein Tier. Ein Raubtier wie ich, aber fremdartig und irgendwie nicht bedrohlich. Ein grollendes Geräusch erklang, und eine merkwürdige Kreatur tappte aus den Schatten. Sie war schwer, schwarz und pelzig, mit einem großen, grünen Auge, das mich philosophisch musterte. Das andere Auge war vernarbt, eine hässliche Schmarre im Gesicht der Kreatur. Etwas Derartiges hatte ich noch nie gesehen.
    »Was ist das für ein Monster?«
    »Das ist kein Monster. Es ist eine Katze.«
    Als er die Hand ausstreckte, um die knurrende Kreatur zu streicheln, fiel mir plötzlich auf, dass ich von allein aufrecht saß. Endlich hatte ich wieder genug Kraft, um mich ohne Unterstützung aufrecht zu halten. Der Mann war auf das Tier konzentriert, und ich rutschte unauffällig zu der zerbrochenen Blutphiole hin, zog meine Finger durch die rote Pfütze und leckte sie mit neu erwachter Verzweiflung ab.
    »Was denn, gibt es keine Katzen in Frostland?«, fragte er. »Ich dachte, Katzen gibt es überall. Der alte Tommy lebt schon länger hier im Seven Scars, als es jeder Katze erlaubt sein sollte, zu leben. Man sagt, Katzen haben neun Leben, und er ist schon bei seinem zehnten.«
    Der Mann kraulte das Katzending unter dem Kinn, und das Tier schloss genussvoll sein Auge und rieb seinen Kopf an ihm auf völlig schamlose Art, die dabei auch noch Überlegenheit ausstrahlte. Ich begann die Katze zu mögen. Der Mann dagegen …
    »Ich habe deine Frage beantwortet«, sagte ich, während mit meiner Kraft auch mein Hochmut zurückkehrte. »Jetzt wirst du meine beantworten. Wer bist du? Und was bist du? Du hast den falschen Geruch.«
    »Ich bin Casper Sterling.« Es war beunruhigend, diese Art, wie er mich unverwandt ansah. Ich weigerte mich, zu blinzeln, während ich auf die Antworten wartete, die er mir schuldete. »Ich bin der größte Musikant in London, vielleicht in der ganzen Welt von Sang. Und ich bin die meiste Zeit betrunken.«
    »Das ist es nicht, was so falsch an dir riecht. Ich kenne den Geruch von Alkohol. Da ist noch etwas anderes.«
    »Ich habe deine Frage beantwortet, Prinzessin«, knurrte er. »Jetzt wird verhandelt.«
    »Ich will zugeben, dass ich dir etwas schulde«, antwortete ich ruhig. »Und du schuldest mir ebenfalls etwas. Also sind wir quitt.«
    Er lachte, düster, nüchtern und unbekümmert.
    »Ich schulde dir etwas? Wir sind quitt? Bockmist. Du hast mich angegriffen, und ich habe dir trotzdem das Leben gerettet. Du schuldest mir was. Punkt.«
    »Du hast mich geschnitten. Da wo ich herkomme, haben diejenigen, die das Leben Adeliger bedrohen, noch Glück, wenn sie nur ausgeweidet, gevierteilt und den Bludlemmingen und Schneewölfen zum

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