Von Liebe steht nichts im Vertrag
ehe der Monitor angestellt werden konnte.
Dominic und Geduld? Ein Widerspruch in sich. Lächelnd sah sie in sein versteinertes Gesicht.
Er macht sich wirklich Sorgen, dachte sie und wünschte sich einen Moment, dass er sich auch um sie sorgte, nicht nur um das ungeborene Kind in ihr.
Eifersucht schlich sich in ihr Herz. Denn es war Carlas Baby, um das er Angst hatte. Carla – die Frau, die er geliebt und verloren hatte.
Bei Gott, sie war eifersüchtig auf diese Frau. Auf eine Tote?
Tränen brannten in ihren Augen, als sie eine stumme Entschuldigung an das Kind in ihrem Bauch sandte. Egal, was geschehen mochte, eines zumindest hatte sie für ihn tun können: Sie schenkte ihm Carlas Kind.
„Ist alles in Ordnung?“ Nachdem der Arzt längere Zeit wortlos auf den Monitor geschaut hatte, war Dominics Geduld am Ende.
Der Doktor lächelte. „Sieht bestens aus. Ihr Baby macht alles richtig. Ich zeige es Ihnen gleich. Wollen Sie wissen, welches Geschlecht es hat?“
Die Frage hing in der Luft. „Was meinst du?“, brach Dominic schließlich das Schweigen.
Angie zuckte zusammen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Er fragte sie? Ihr war es egal. Oder nicht? Es war ein Baby. Mehr musste sie nicht wissen. Außerdem – ganz gleich, ob Junge oder Mädchen, jedes Kind von Dominic wäre ein Geschenk …
„Es ist dein Baby, Dominic. Du musst entscheiden.“
Fragend sah er sie an, ehe er schließlich sagte: „Nein. Verraten Sie es uns nicht.“
Der Arzt nickte, und seine Assistentin drehte den Monitor, damit sie das Ungeborene sehen konnten. Das ist sein Baby, nicht meines, dachte Angie und zwang sich, nicht auf den Monitor zu schauen. Zum einen faszinierte sie dieses winzige Lebewesen, zum anderen verspürte sie eine seltsame Furcht, die sie sich nicht erklären konnte.
Nur wegen ihres Mannes hatte sie zugestimmt, ein Baby zu bekommen. Es war also eine große Erleichterung für sie, dass dies nicht ihr Kind war. Sie konnte nach der Geburt einfach gehen und ihr altes Leben wieder aufnehmen.
Die Stimmen der Männer waren für sie nur ein unverständliches Murmeln, während sie dalag und nachdachte. Nein, sie konnte unmöglich leugnen, dass sie fasziniert war und sich überlegte, wie das winzige Lebewesen wohl aussehen würde, das sich mehr und mehr in ihr bemerkbar machte.
Aber auch die Angst war wieder da, stärker als zuvor. Und wenn sie ehrlich war, wusste sie genau, wovor sie sich fürchtete.
Sie hatte entsetzliche Angst, dass sie das Baby tatsächlich lieb haben könnte.
Sie durfte keine Liebe für dieses Kind empfinden. Nur aus reinem Trotz, weil Dominic ihr nicht erlaubt hatte zu arbeiten, war sie in der Lage gewesen, das Kinderzimmer einzurichten. Und weil sie an das Baby nur als ein abstraktes Wesen gedacht hatte.
Sie durfte es sich nicht ansehen.
Sie durfte sich nicht wünschen, seine Mutter zu sein.
Was sie betraf, war es wie ein Päckchen, das sie austrug. Ein Geschenk, wenn man so wollte. Doch es war nie davon die Rede gewesen, es zu behalten.
„Schau nur, Angelina. Kannst du von da aus sehen?“ Die unverhüllte Freude in Dominics Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Das Baby lutscht am Daumen.“
Obwohl sie fast Panik verspürte, schaute sie unwillkürlich auf den Bildschirm. Sie wollte seine Entdeckung mit ihm teilen, beneidete ihn um seine Freude. Sie sah auf den Monitor mit den hellen und dunklen Schatten, die sich bewegten. Doch sie entdeckte noch etwas anderes, als sie das Ungeborene ansah. Etwas, das sie mit fast lähmender Furcht erfüllte.
Eine Sehnsucht nach dem, was nicht ihr gehörte. Plötzlich wünschte sie sich, die Monate würden wie im Flug vergehen, damit sie das winzige Baby endlich in ihren Armen halten, seine seidenweiche Wange küssen und es an ihre Brust drücken könnte.
Sie sehnte sich danach, seine Mutter zu sein.
„Wunderschön.“ Seine Stimme klang belegt, voller Ehrfurcht und Verwunderung, während sein Blick auf den Monitor gerichtet war und er jede Einzelheit seines ungeborenen Kindes betrachtete.
Angelina wusste, dass sie sich nichts vormachen durfte. Sie war für ihn nichts anderes als nur Mittel zum Zweck.
Das Baby war es, was er wollte, wonach er sich sehnte.
Sie selbst war unbedeutend
Und sie hatte kein Recht auf dieses Kind.
Seufzend machte sie sich bewusst, dass es richtig von ihr gewesen war, sein Bett zu verlassen, solange sie dazu noch in der Lage gewesen war. Es war gut gewesen, auf Distanz zu gehen, ehe er es tat.
Und so wäre es
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