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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Tatsache war, daß ich Humphreys nächtliche Anrufe satt hatte. Ich hatte es mir zum Prinzip gemacht, mich nie zu weigern, nachts aufzustehen und zu ihm zu gehen. Aber das Maß war voll. Und bei einem der nächsten Male würde ich Humphrey das sagen müssen.
    Der Fall trat ein, als die Jungen ein paar Wochen alt waren. Ich hatte einen schrecklichen Tag hinter mir. Morgens um fünf ein Uterus-Vorfall bei einer Kuh, dann stundenlange Fahrten zu verschiedenen Höfen, ohne Unterbrechung, ohne Mittagessen, und am Abend hatte ich mich mit behördlichen Formularen abgequält, von denen ich einige, wie ich vermutete, falsch ausgefüllt hatte.
    Als ich hundemüde ins Bett ging, brummte mir der Kopf, so sehr hatte ich mich verkrampft. Ich lag lange wach und versuchte, die Formulare zu vergessen, und es war schon ein ganzes Stück nach Mitternacht, als ich endlich einschlief.
    Ich habe immer die komische Vorstellung gehabt, daß, wenn ich wirklich einmal dringend Schlaf brauche, prompt nachts ein Anruf kommt. Als das Telefon in mein Ohr schrillte, war ich also im Grunde nicht überrascht.
    Die Leuchtzeiger des Weckers zeigten, daß es 1 Uhr 15 war. »Hallo«, brummte ich.
    »Uuh... Uuh... Uuh!« Das Gejaule kam mir nur zu bekannt vor. Ich biß die Zähne zusammen. Das hatte mir gerade noch gefehlt!
    »Humphrey! Was ist denn nun schon wieder?«
    »O Jim, Myrtle stirbt, wirklich, ich weiß, daß sie stirbt. Komm schnell, Junge, komm schnell!«
    »Sie stirbt?« Ich holte ein paarmal rasselnd Luft. »Woher weißt du das?«
    »Also... sie liegt auf der Seite und zittert.«
    »Sonst noch was?«
    »Ja, die Frau sagte, Myrtle hätte so gequält ausgesehen und sei so steifbeinig gelaufen, als sie sie heute nachmittag in den Garten ließ. Ich bin noch nicht lange aus Redcar zurück, verstehst du?«
    »Du bist also wieder beim Pferderennen gewesen, ja?«
    »Stimmt... und ich habe meinen Hund vernachlässigt. Ich bin ein Schuft, ein ganz gemeiner Schuft.«
    Ich schloß die Augen in der Dunkelheit. Es würde immer so weitergehen mit den eingebildeten Symptomen. Diesmal zitterte sie, sah gequält aus, lief steifbeinig. Keuchen, Zuckungen, Kopfnicken, die Ohren schütteln, das hatten wir alles schon gehabt – was würde das nächste sein?
    Genug war genug. »Hör zu, Humphrey«, sagte ich. »Mit deinem Hund ist alles in Ordnung. Ich habe dir doch immer wieder gesagt...«
    »O Jim, red nicht so lang. Bitte, komm. Uuh... Uuh!«
    »Ich komme nicht, Humphrey.«
    »Bitte, Jim, sag das nicht! Es geht mit ihr zu Ende, ich sage es dir.«
    »Ich meine es ernst. Wir vergeuden nur meine Zeit und dein Geld. Geh lieber ins Bett. Myrtle fehlt nichts.«
    Während ich zitternd unter meiner Bettdecke lag, merkte ich, daß es eine ziemlich zermürbende Sache war, sich zu weigern, irgendwo hinzufahren. Es hätte mich weniger Kraft gekostet, aufzustehen und einer weiteren Vorstellung im Cedar House beizuwohnen, als zum erstenmal in meinem Leben »Nein« zu sagen. Aber so konnte es nicht weitergehen. Ich mußte fest bleiben.
    Von Gewissensbissen hin und her gerissen, sank ich endlich in einen leichten Schlaf. Aber das Unterbewußtsein, das auch während des Schlafs weiterarbeitet, ließ mir keine Ruhe. Plötzlich war ich wieder hellwach. Der Wecker zeigte 2 Uhr 30.
    »Mein Gott!« rief ich und starrte an die dunkle Zimmerdecke. »Myrtle hat Eklampsie!«
    Ich sprang aus dem Bett und zog mich an.
    »Was ist? Was ist los?« fragte Helen mit verschlafener Stimme.
    »Humphrey Cobb!« stieß ich hervor und band mir den Schuh zu.
    »Humphrey? Aber du hast doch gesagt, das sei nie eilig...«
    »Heute ist es eilig. Sein Hund stirbt.« Ich sah wieder auf die Uhr, griff nach meiner Krawatte, warf sie aber wieder zurück auf den Stuhl. »Verdammt! Die brauche ich nicht!« Ich sauste aus dem Zimmer.
    Ich lief durch den Garten zur Garage. Unterwegs malte ich mir die Lage aus. Eine kleine Hündin, die fünf Junge säugte, Anzeichen von Angst und Steifheit heute nachmittag, und jetzt lag sie entkräftet da und zitterte. Eine klassische Wochenbett-Eklampsie! Die ohne Behandlung schnell zum Tode führte. Und es war fast anderthalb Stunden her, seit er angerufen hatte. Ich mochte gar nicht daran denken.
    Humphrey war noch auf. Er hatte sich offensichtlich mit der Flasche getröstet. Er konnte kaum noch stehen.
    »Du bist also doch gekommen, Jim, mein Junge«, murmelte er und blinzelte mich mit tränenden Augen an.
    »Ja, wie geht’s ihr?«
    »Immer noch dasselbe.«
    Ich

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