Voodoo Holmes Stories
innerhalb von acht Minuten zurück und kam anstandslos über ein Gitter, Mauernvorsprünge und das Dach eines Schuppens in der Gordon Land auf das Straßenniveau herab. Hier war ich dem Gebäudekomplex, an dem auf der anderen Seite die Camden Road verlief, direkt benachbart. Meine Augen suchten die Gebäude nach Eintrittspforten ab. Wollte man in den Hinterhof der Camden Road Nr. 53, soviel entnahm ich dem Stadtplan, kamen die Häuser der Gordon Lane 17 und 19 in Betracht. Es waren ältere Häuser. In der Nr. 17 schien die Wohnung rechts im Erdgeschoss unbewohnt. Ich überprüfte die Fensterläden, und siehe da – einer davon konnte geöffnet werden. Auch innen war die Fensterflügel bloß angelehnt. Ich blickte mich um, wuchtete mich ur Fensterbank hoch und war im unbeleuchteten Inneren des Hauses verschwunden. Man hatte es bereits nahezu entkernt, es war eine Baustelle, and er derzeit eben nicht gearbeitet wurde. In den hinteren Räumen aber gab es einen Gang, der noch erhalten war, und Bad und Toilette, die, wie ich mich überzeugte, durchaus noch funktionierten. Das war seltsam – offenbar wurde hier im Winter noch geheizt, denn sonst wären die Leitungen längst zerborsten. Ich kam an eine Tür, die halb offen stand. Ein Schlüssel stecke im Schluss. Der Raum war völlig möbliert und es gab hier sogar einen Bullerofen, der wohl noch in letzter Zeit in Betrieb gestanden hatte. Hier fand ich eine Matratze auf dem Boden, ein Korb mit Wolldecken, mehrere Hefte, die auf dem Boden verstreut waren. Die größte Überraschung aber war Sergeant Maddox, der auf einem der abgewetzten Lederstühle hockte und in einem dieser Hefte blätterte, die neben ihm auf einem anderen Stuhl langen und denen ähnelten, die ich instinktiv vom Boden aufgehoben hatte.
„Habe Sie kommen hören, Holmes“, knurrte er mit einem kurzen Aufblicken. „Sie haben so einen komischen Gang, ich könnte Sie aus verschiedensten Tritten heraushören.“
„Ja? Wie gehe ich denn?“
„Wie ein etwas zu klein geratener, scheuer Mann mit spanischem Schuhwerk“, sagte er und grinste breit.
„Ich komme gerade aus der Backstube. Über die Dächer“, sagte ich.
„Ah, das passt gut. Also man kommt von dort hierher?“
„Im Schutz der Nacht wahrscheinlich sogar unbeobachtet. Auf dem Dach findet man Trittspuren und manche Stellen sind abgegriffen. Ich glaube, das ist ein richtiger Weg da oben, der öfter benutzt wurde.“
„Das erklärt vielleicht, warum er dort arbeitet“, meinte Maddox. „Es ist so eine Art Alibi für seine Familie, nehme ich an.“
„Und dann kommt Jeffrey hier her?“
„Es sieht fast so aus. Und ich glaube, das hier ist so etwas wie ein Traumtagebuch.“
„Was steht da drin?“
„Sie wollen es nicht wissen. Es handelt prinzipiell von Sehnsüchten persönlicher Natur. Aber es ist interessant, es wird darin in der dritten Person gesprochen und es scheint fast, als handle es sich dabei um verschiedene Menschen, die im Autor stecken und ihn zu verschiedenen Zeiten verlassen. Er scheint sich hier in dieser Stube in was Böses zu verwandeln, mit dem er sich nicht als identisch empfindet. Das Böse erlebt was, und dann kehrt es wieder in ihn zurück und alles ist gut.“
„Spricht er davon, dass das Böse jemanden erwürgt hat?“
„Bis jetzt noch nicht.“
„Armer Jeffrey“, sagte ich, „er wirkt immer verdächtiger. Dann besteht kein Zweifel, dass das hier seine heimliche Absteige ist?“
„So etwas wie ein Baumhaus“, meinte Maddox. „Ein Ausblickspunkt. Von dem Fenster zum Hinterhof aus kann man zur Dachstube hoch schauen, wo die Krankenschwestern wohnten.“
„Was bedeutet, dass sie herabschauen konnten, und dabei wohl sehen, was hier vorging“, mutmaßte ich. „Es ist also eher das Gegenteil. Man wurde hier gesehen und sah doch weniger. Und wenn das so ist, dann lägt die Zeugin Huntington wahrscheinlich, denn Jeffrey hatte keinen Grund, nach begangener Tat das Haus zum Ausgang der Camden Road hin zu verlassen und zu ihr Na Süße? zu sagen. Er hatte hier auf der Hinterseite das perfekte Schlupfloch.“
„Einverstanden, Master Holmes, aber wenn hier in diesen Heften auch nur einmal eine Szene vorkommt, in der gewürgt wird, dann hängt der Kerl …“
„Hören Sie, Sergeant“, unterbrach ich ihn.
Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Mein Bruder meint, ich wäre jetzt schon alt genug … es ist eine Frage der Umgangsformen.“
„Ja?“
„Vergessen Sie´s. Was wollten Sie gerade
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