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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    E s war ein hübscher Kopf. Jung,
männlich und vital. Das dichte, schwarze Haar war in ordentlichen Wellen straff
aus der Stirn zurückgekämmt; um die vollen Lippen lag ein selbstgefälliges,
leicht verächtliches Lächeln. Ich fragte mich, worüber der Bursche zu grinsen
hatte — worüber er die letzten fünf Jahre zu grinsen gehabt hatte.
    »Nett aussehender Junge«, sagte
Sheriff Lavers mit rauher Stimme. »Finden Sie nicht auch, Wheeler ?«
    »Mir persönlich macht er einen
zu losgelösten Eindruck«, sagte ich höflich. »Aber das ist vermutlich
Geschmacksache .«
    »Dem Lieutenant mißfällt er, Charlie«, knurrte Lavers mürrisch. »Stellen Sie ihn am besten wieder auf das Regal .«
    Charlie Katz, der
Leichenwärter, brummte erleichtert, während er den schweren übergroßen Glastopf wieder auf das Regal zurückschob. Der säuberlich
am Hals abgetrennte Kopf in dem Gefäß tanzte sachte im Formalin auf und nieder.
Aus den Tiefen meiner Kindheitserinnerung tauchte plötzlich das Bild meiner
Tante Clemmie auf. Sie war eine Expertin im Einmachen
gewesen — ich fragte mich flüchtig, was sie wohl von dieser Sache hier gehalten
hätte.
    »Seit fünf Jahren habe ich ihn
nun bereits hier bei mir«, sagte Charlie Katz in leicht versonnenem Ton. »Ich
habe mich irgendwie an ihn gewöhnt. Ich hätte direkt ein merkwürdiges Gefühl,
wenn er nicht mehr hier wäre .«
    »Haben Sie ihm einen Namen
gegeben, Charlie ?« fragte ich gegen meine bessere
Einsicht.
    »Johannes. — Wie sonst ?« sagte er mit schlauem Grinsen. »Begreifen Sie, Lieutenant ?«
    »Ein Leichenschauhaus ist kein
passender Ort für Ihre Geistreicheleien, Charlie«, schnaubte der Sheriff. Er
sah mich verdutzt an. »Johannes? Wieso eigentlich Johannes?«
    Ich seufzte tief. »Der Täufer,
vermutlich. Charlie hält sich hier durch das Studium der Bibel aufrecht,
Sheriff. Salome und so’n Zeug. Wußten Sie das nicht ?«
    Katz sah verärgert drein. »Sie
sind auch nie um eine Antwort verlegen, Lieutenant. Wenn Sie so klug sind,
warum suchen Sie dann nicht den Rest von ihm — das, was zu dem Kopf paßt, wie ?«
    Ich schauderte. »Nach fünf
Jahren?«
    »Machen wir, daß wir hier
herauskommen, Wheeler«, sagte Lavers abrupt. »Wenn
ich hierbleibe und zu lange mit Charlie rede, fange ich noch an, das Leichenschauhaus mit einer Klapsmühle
zu ver wechseln .«
    Katz kicherte plötzlich. »War
das nun nett, Sheriff? Ich leiste hier gute Arbeit, und das wissen Sie genau .«
    »Natürlich«, brummte Lavers , während er der Tür zustrebte. »Nur, wenn ich die
Wahl hätte, entweder Ihnen oder einem der Toten Gesellschaft zu leisten, so
würde ich die Leiche in jedem Fall vorziehen .«
    Charlie sah mich, nachdem der
Sheriff verschwunden war, mit geduldig forschendem Ausdruck an. »Wissen Sie
was, Lieutenant«, sagte er kläglich, »manchmal glaube ich, er mag mich nicht .«
    »Er hält Sie für einen ganz
liebenswerten Burschen, wirklich«, sagte ich tröstend. »Nur ist der Sheriff
jemand, der es haßt, Gefühle zu zeigen .«
    Ich ging durch dieselbe Tür
hinaus wie Lavers , hinaus in den hellen reinen Tag,
in dessen Sonne die Wände des Leichenhauses förmlich schwelgten. Lavers saß schon hinten in seinem Dienstwagen und wartete
mit offensichtlicher Ungeduld auf mich. Als ich neben ihm einstieg, rollte der
Wagen bereits los.
    »Was halten Sie davon, Wheeler ?« fragte er ein paar Minuten später.
    »Von dem Kopf?«
    »Wovon sonst!«
    »Nun«, sagte ich, »es war
wirklich nett von Ihnen, Sheriff, mich zu solch einem hübschen Ausflug
mitzunehmen, und ich schaue einem geschenkten Kopf nicht ins Maul. Aber was,
zum Kuckuck, hat das Ding seit fünf Jahren in diesem Leichenhaus zu suchen ?«
    »Es wird dort unter der Rubrik
>Ungeklärtes Verbrechen< aufbewahrt«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Nun, nach fünf Jahren, haben wir unseren ersten Hinweis bekommen .«
    »Etwa ein schriftliches
Geständnis ?« fragte ich.
    »Ganz recht«, sagte Lavers . »Aber nicht die Sorte, die Sie meinen.«
    Ich seufzte laut und so derb
und unbotmäßig wie nur möglich. »Tun Sie mir einen Gefallen, Sheriff, und
fangen Sie an, sich in klarem Englisch auszudrücken, so daß sie vielleicht
sogar von einem dümmlichen Lieutenant verstanden werden können !«
    »Ich glaube, wir warten besser
damit, bis wir ins Büro zurückkommen«, brummte er. »Es ist eine lange
Geschichte .«
    Er schien keineswegs in
unmäßiger Eile, mit der langen Geschichte zu beginnen,

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