Vor dem Urknall
unterstützen. Wahrscheinlich stellen sie auch einfach nicht die richtigen Umstände zur Entfaltung des Lebens bereit. Man sollte denken, ein evolutionärer Prozess bringe nichts anderes hervor als stabile Universen. Doch es gibt eine ziemlich ungewöhnliche Möglichkeit, wie die Evolution die Fähigkeit begünstigen könnte, intelligentes Leben zu unterstützen.
Diese seltsame Idee bezieht sich auf die Tatsache, dass Quantenereignisse von einem Beobachter beeinflusst werden. Man kann behaupten, dass ein Universum mit Lebensformen sich anders entwickeln könnte als ein Universum ohne Lebensformen, weil es dann ja eine andere Beobachterklasse im Universum gäbe und daher die Quantenprozesse anders abliefen. Auf ähnliche Weise könnte sich ein Universum mit intelligentem Leben anders als eines ohne intelligentes Leben entwickeln. Sollte dies der Fall sein, wäre die Existenz intelligenten Lebens ein Überlebensmerkmal für Universen. Sind Lebensformen erst einmal per Zufall aufgetreten, ist ihre Fortpflanzung in künftigen Universen wahrscheinlich.
Ein Phantom-Multiversum
Ich sollte vielleicht klarstellen, dass nicht jeder Kosmologe und Astrophysiker das Konzept des Multiversums unterstützt. Liest man einige Bücher zum Thema, könnte man denken, es sei eine Idee, die genauso viel Zuspruch findet wie der Urknall plus Inflation (in unserer eigenen Region des Multiversums, falls nötig), aber das ist nicht der Fall. Viele Wissenschaftler können sich nicht damit anfreunden. Paul Steinhardt, einer der beiden Forscher hinter der Theorie der kollidierenden Branen, hat gesagt: «Das ist eine gefährliche Idee, über die ich nicht einmal nachdenken will.»
Er hält sie für gefährlich, weil er glaubt, sie löse Verwirrung aus und sei «reine Phantasie». Wenn wir jedoch die Möglichkeit zulassen, gibt es zwei Probleme, die wir angehen müssen. Das erste besteht darin, dass es bereits eine andere potenzielle Art des Multiversums gibt, die sich aus der Quantenphysik ergibt (wenngleich die Quantenversion häufig die Viele-Welten-Interpretation genannt wird, um die Verwechslung einzugrenzen). Und das zweite Problem läuft auf die Gefahr hinaus, dies sei eine unbeweisbare Theorie und das Stichwort «Viele Welten» lege eine Theorie nahe, die unwissenschaftlich sei.
Das Quanten-Multiversum
Die Quantenphysik als Wissenschaft des äußerst Kleinen hat viele Geheimnisse, die sich jedoch im Gegensatz zu denen der Kosmologie experimentell erforschen lassen. Im Mittelpunkt der Quantentheorie steht die Vorstellung, ein Quantenteilchen sei unscharf. So gibt es zum Beispiel statt einer eindeutigen Position nur einen Messbereich von Wahrscheinlichkeiten für seinen Aufenthaltsort. Wenn man daher ein Photon – das definitive Quantenteilchen – auf ein Paar von Schlitzen abfeuert, verhält es sich so, wie es in der Wirklichkeit unmöglich erscheint. Es geht durch beide Schlitze zugleich hindurch und legt sich erst auf einen Schlitz fest, wenn man eingreift und misst, durch welchen Schlitz es ging.
Viele Quantentheoretiker akzeptieren dies als Wesen der Realität auf der Ebene dieser winzigen Teilchen. Im gerade genannten Beispiel befindet sich das Photon buchstäblich an zwei Orten zugleich, es sei denn, man macht eine Messung. Andere jedoch empfinden dieses Phänomen so sehr als Widerspruch zu ihrer eigenen Intuition, dass sie glauben, jedes Mal, wenn ein Quantenteilchen eine «Entscheidung» treffen muss, durch welchen Schlitz es geht, gäbe es – statt beider Werte mit jeweils einer gewissen Wahrscheinlichkeit – zwei separate Universen. In dem einen Universum geht das Teilchen durch den linken Schlitz, im anderen durch den rechten.
Dieses Konzept gibt es in zwei Versionen. In der einen existieren bereits unendlich viele Universen. In einigen davon nimmt das Photon den einen Weg, und in einigen anderen nimmt das Photon den anderen (in vielen weiteren gibt es gar kein Photon, oder aber es verpasste beide Schlitze). Die zweite Version der Viele-Welten-Interpretation auf Quantenebene behauptet: Jedes Mal, wenn ein solches Quantenereignis geschieht, spaltet sich unser Universum auf in eines für jede Möglichkeit. So muss das Photon nicht gespenstisch entscheiden, welchen Weg es nimmt, wenn eine Messung vorgenommen wird. Diese Messung findet einfach nur in diesem speziellen Universum statt.
Beide «Geschmacksrichtungen» dieser Theorie teilen uns mit, dass wir in einem Multiversum oder in «vielen Welten» leben: die erste
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