Vor dem Urknall
Version mit einer bereits existierenden unendlichen Reihe von Variationen unseres eigenen Universums und die zweite, in der sich das Universum ständig aufspaltet. Angesichts der Menge von wahrscheinlich mehr als einem Googol (eine 1 mit 100 Nullen dahinter) Quantenteilchen im Universum, von denen viele regelmäßig solche Ereignisse durchlaufen, kommen ziemlich viele Universen zusammen, die sich aufspalten müssen. Dieses Quantenmultiversum unterscheidet sich ziemlich von der kosmologischen Idee eines Multiversums mit separaten Urknallereignissen in unterschiedlichen Blasen. Das kosmologische und das Quanten-Multiversum könnten voneinander isoliert existieren. Wir könnten sie aber auch gleichzeitig haben – ein Multiversum von Multiversen.
Man nehme ein Schwarzes Loch
Das ernstere Problem mit der kosmologischen Multiversentheorie ist die Unmöglichkeit, sie zu beweisen oder zu widerlegen. Wie mit vielen Glaubensmeinungen ist dabei etwas anderes als Wissenschaft im Spiel. In Wahrheit geht es hier um Theologie, die nicht zur kosmologischen Wissenschaft gehört. Nehmen wir ein albernes Beispiel aus Douglas Adams herrlich lustigem
Per Anhalter durch die Galaxis
. Irgendwo im Weltraum glaubt das Volk der Jatravartiden von Viltwodl VI , der Große Grüne Arkelanfall habe das ganze Universum einfach ausgeniest. Nun hat die Wissenschaft keine Möglichkeit zu beweisen, dass dieser Glaube mehr Gültigkeit besitzt als eine der wirklich existierenden religiösen Ideen der Menschheit über den Ursprung der Welt. Was nicht heißt, Adams’ Witz sei auf Augenhöhe mit echten Religionen, aber die Wissenschaft kann keinen Kommentar dazu abgeben.
Falls die Vorstellung von Multiversen genauso wenig nachprüfbar ist wie der Große Grüne Arkelanfall, weil es noch nicht einmal eine Möglichkeit gibt, indirekte Indizien zu finden, dann fehlt die Grundlage dafür, sie eine wissenschaftliche Theorie zu nennen. Es bleibt jedoch daran haften, weil schließlich doch noch die Entdeckung von Beweismaterial möglich ist und weil sogar die Aussicht auf Kommunikation mit einem anderen Universum im Multiversum besteht. Das ist eine nicht triviale Aufgabe. Sollte sie in einem Rezeptbuch auftauchen, lautete die erste Anweisung: «Man nehme zuerst ein Schwarzes Loch.»
Wir haben Schwarze Löcher bereits als ein physikalisches Konzept kennengelernt, aber wir sollten einen Augenblick über die praktische Anwendbarkeit des Umgangs mit einem Schwarzen Loch nachdenken, falls wir jemals Zugriff auf eines bekommen sollten. Schwarze Löcher sind astronomische Körper aus einem Science-Fiction-Albtraum. Sollten Sie sich mit einem Raumschiff einem Schwarzen Loch nähern, würde die Gravitationskraft immer stärker werden. Ein Film wie der Disney-Streifen
Das Schwarze Loch
(The Black Hole) von 1979 zeigt Schiffe, die in ein Schwarzes Loch fliegen, lässt jedoch eine katastrophale Konsequenz aus, die zum Höhepunkt in Arthur C. Clarkes Kurzgeschichte
Neutronenflut
(Neutron Tide) wurde. Darin ging es eher um einen nicht ganz so dichten Neutronenstern und weniger um ein Schwarzes Loch, bei dem der Effekt noch größer wäre.
Clarke wies darauf hin, wenn ein Objekt (in dieser Geschichte war es ein Universalschraubenschlüssel) dem Stern näher käme, wäre der Unterschied der Gravitationskraft zwischen dem einen und dem anderen Ende des Schraubenschlüssels gewaltig. Das dem Stern nähere Ende würde so viel stärker hineingezogen werden als das andere Ende, dass das Werkzeug wie Spaghetti in die Länge gezogen würde. Dasselbe passierte mit jedem Schiff und mit jedem Menschen.
Schlimmer noch: Am Ereignishorizont selbst (am Punkt ohne Wiederkehr, jenseits dessen dem Schwarzen Loch nichts mehr entkommt) wird – sollten die Gleichungen stimmen – die Anziehung der Gravitation unendlich groß, was, dank der allgemeinen Relativität, zu einer besonders merkwürdigen Konsequenz führt. Einsteins
spezielle
Relativität sagt, je näher ein Objekt an die Lichtgeschwindigkeit herankommt, umso langsamer erscheint dessen Zeit einem außenstehenden Beobachter. Die
allgemeine
Relativität geht einen Schritt darüber hinaus und sagt, je stärker die Gravitationsanziehung ist, die ein Körper erfährt, umso langsamer erscheint die von außen wahrgenommene Zeit. Falls wir beobachten könnten, wie ein Objekt in ein Schwarzes Loch fliegt, würde es stetig langsamer werden, bevor es am Ereignishorizont zum endgültigen Stillstand käme. Es würde unendlich lange
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