Vor dem Urknall
unsere Wahrscheinlichkeitsblindheit, wie unwahrscheinlich es ist, dass eine bestimmte Zahlenkombination gezogen wird. Erst wenn ein Muster auftaucht und wir die 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 sehen, erkennen wir, wie unwahrscheinlich das Ganze überhaupt ist. Wie wir oben gesehen haben, sind Muster unerlässlich. Sie helfen uns, mit der Welt zurechtzukommen, aber unsere Begeisterung für Muster macht uns blind für die Auswirkungen der Wahrscheinlichkeit.
Und so werden wir von unserer Unfähigkeit, die Wahrscheinlichkeit zu erfassen, getäuscht und veranlasst zu glauben, eine Lottoziehung von 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 sei etwas Besonderes. Dasselbe trifft auf das Universum zu. All diese Konstanten, die Positionierung der Erde und dergleichen müssen irgendwelche Werte haben. Okay, die Chance, dass eine spezielle Reihe von Werten dabei herauskommt, ist gering, aber nicht geringer als jede beliebige andere Kombination. Die besondere Kombination bedeutet hier, dass alle anderen potenziellen Lebensformen nicht in Erscheinung traten. Es könnte tatsächlich reiner Zufall sein, dass es «unser Universum» war, das sich ergab.
Jedes ist einzigartig
Der letztmögliche Grund für die Existenz eines Goldlöckchen-Universums ist von besonderem Interesse, wenn man versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, was vor dem Urknall war. Was wäre, wenn es Milliarden unterschiedlicher Blasen-Universen gäbe und jedes seine eigenen Werte für die physikalischen Konstanten hätte? Manche Universen hätten gar keine Erde, andere hätten eine nicht bewohnbare Erde, und nur ein paar wenige, zu denen natürlich unser Universum gehört, könnten mit dem Goldlöckchen-Rahmen für die Konstanten aufwarten. Auf diese Weise wären wir überhaupt nichts Besonderes. Unser Universum wäre nur eins von vielen, die parallel zueinander existieren. Manche Kosmologen glauben, das Universum sei tatsächlich so aufgebaut.
Andere gehen noch weiter und setzen das Konzept eines Multiversums, in dem Universen «Knospen» anderer Universen sind, mit biologischen Vorgängen gleich. Unter den richtigen Umständen (wir werden gleich darauf zurückkommen, was damit gemeint ist) könnte man sich vorstellen, dass die Erklärung für unser «Goldlöckchen»-Universum darauf hinausläuft, dass Universen sich dahin entwickelt haben, so zu sein. Stellen Sie sich einfach vor, ein Universum habe sich als Knospe aus einer Reihe von Universen entwickelt, von denen einige stabiler und andere weniger stabil als das Original waren. Es wären die stabileren Universen, die lange genug existierten, um Knospen zu entwickeln, aus denen andere Universen hervorgingen, sodass allmählich ein steigender Prozentsatz von Universen eine stabile Form bekäme.
Ist diese Idee des Physikers Lee Smolin, der große Probleme mit der Stringtheorie hat, realistisch? Er schlägt vor, Universen könnten im Inneren von Schwarzen Löchern entstehen, aber im Gegensatz zur früheren, ähnlich klingenden Theorie erscheint das Universum nicht innerhalb des Schwarzen Lochs, ja nicht einmal in unserem Universum, sondern in einem neuen, ansonsten unzugänglichen Stück Raumzeit. Möglicherweise erlaubt ein derartiger Mechanismus dem neuen Universum, einige, wenn auch nicht alle Eigenschaften seines Mutteruniversums (wo das Schwarze Loch ist) mitzubringen.
Damit die Evolution durch natürliche Selektion funktioniert, müssen einige entsprechende Mechanismen vorhanden sein. Notwendig ist Fortpflanzung, notwendig sind ein paar Eigenschaften mit Zufallsvariationen, die an den Nachwuchs weitergegeben werden, notwendig ist aber auch, dass die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, eingeschränkt ist durch Überlebensfaktoren. Wie schneiden unsere sich vermehrenden Universen gegenüber diesen Mechanismen ab?
Offensichtlich haben Universen, die Knospen ausbilden können, die Mittel, sich fortzupflanzen, während die Fähigkeit, sich zu vermehren, dadurch eingeschränkt ist, wie stabil das Universum ist. Aber werden auch die Eigenschaften von einem zum anderen Universum weitergegeben? Immerhin ist dieser Punkt unerlässlich für die Evolution. Das mag so sein, falls Smolins Vorstellung über den Ursprung in Schwarzen Löchern in Mutteruniversen stimmt. Und gäbe es auch Zufallsvariationen? Die Quantentheorie ist eine ziemlich gute Garantie dafür.
Allerdings sollte betont werden, dass es eine Menge stabiler Anordnungen eines Universums gibt, die nicht in der Lage sind, das Leben, wie wir es kennen, zu
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