Vor dem Urknall
und ganz und gar verknüpftes Ganzes.
Während Wissenschaftler die Möglichkeiten für den Kosmos tiefer ausloten, sei es mit Teleskopen, die das Universum erfassen können, oder mit der Kraft gewaltiger Maschinen wie des Großen Hadronen-Speicherrings oder einfach nur mit den uralten Werkzeugen der theoretischen Physiker, einem Notizblock, einem Bleistift und einem einfallsreichen Gehirn: Wir können niemals sicher sein, ob wir eine zweifelsfreie Antwort auf die Schlüsselfrage haben werden, die in diesem Buch gestellt wurde.
Wir wissen, dass es in der Mathematik einige Fragen gibt, die sich ebenfalls nicht beweisen lassen. Zu dieser seltsamen Schlussfolgerung gelangte der exzentrische Mathematiker Kurt Gödel. Obwohl Gödel sein Ergebnis mathematisch bewies, geht eine ähnliche Atmosphäre von dem bekannten logischen Paradoxon aus, das von dem Philosophen Bertrand Russell stammt. Der Dorffriseur schneidet jedermanns Haare mit Ausnahme der Leute, die ihre Haare selbst schneiden. Schneidet der Friseur seine Haare selbst? Weil die Antwort ja und nein lauten muss, sind wir gezwungen zuzugeben, dass es unmöglich ist, das Problem zu lösen. Und so gibt es auch einige mathematische Aussagen, die nachweislich ebenso wenig lösbar sind.
In ähnlicher Weise bewies Alan Turing, einer aus dem Team, das den deutschen Enigma-Code im Zweiten Weltkrieg knackte, dass es Probleme gebe, die kein Computer lösen könne, egal wie schnell er sei.
Vielleicht gibt es einige wissenschaftliche Fragen, die zur selben Kategorie gehören. Fragen, auf die es zwar im Prinzip Antworten gibt, die aber in der Praxis nie zufriedenstellend beantwortet werden. Manche sind Science-Fiction-Klassiker. Können wir eine Zeitmaschine bauen? Können wir schneller als das Licht sein? Physiker sind zwar auf theoretische Lösungen für diese Probleme gekommen (sie sind miteinander verbunden), aber es kann sein, dass sie niemals realisiert werden. Ebenso werden wir womöglich nie eine definitive Antwort auf die Frage haben: «Was geschah vor dem Urknall?»
Ich persönlich befinde mich in einer echten Zwickmühle. Mir gefällt die Theorie der kollidierenden Branen von Turok und Steinhardt sehr gut. Sie klingt elegant, was man von der zusammengeflickten und frisierten Urknalltheorie plus Inflation nicht behaupten kann. Dennoch sind die kollidierenden Branen auf die M-Theorie angewiesen und auf den damit verbundenen Ballast und die Sorgen über die Gültigkeit der Stringtheorie. Welche Richtung man auch einschlägt, offenbar gibt es keine einfache Antwort, wenn es um die ersten Augenblicke des Universums geht.
Vielleicht werden wir künftig alle unsere derzeitigen Theorien ausrangieren und uns etwas völlig Neues und Anderes einfallen lassen, wenngleich man dabei die zunehmend ergiebigen Daten berücksichtigen muss, die benutzt werden, um die aktuellen Theorien zu unterstützen. Oder wir werden womöglich mit zunehmendem Informationsfluss existierende Daten weiter verfeinern und nie in der Lage sein, diese letzten Schranken der Gewissheit zu durchbrechen. Trotzdem ist diese Aufgabe faszinierend und wert, dass man sich darauf einlässt.
Vielleicht haben wir keine definitiven Antworten, aber die unterschiedlichen Möglichkeiten bleiben ein Vergnügen, das jeden fasziniert, der mit einem Gefühl der Ehrfurcht auf den Nachthimmel schaut und sich fragt, woher alles kam und wo alles begann.
[zur Inhaltsübersicht]
Anhang
Kapitel 2 . Der Schöpfer tritt in Erscheinung
17 .Arthur C. Clarkes Kommentar zu Technologie und Magie erschien in Arthur C. Clarke,
Profile der Zukunft
, München: Heyne, 1984 .
26. Roger Bacons Ansicht über die Mechanik der Sterne und des Mondes sind beschrieben bei Brian Clegg,
The First Scientist
, London: Constable and Robinson, 2003 .
28. Informationen über den Treibhauseffekt von Brian Clegg,
Ecologic
. London: Transworld, 2009 .
29. Fred Adams’ Vorschlag, dass viele denkbare Universen Energiequellen haben könnten, die Leben ermöglichen, wird beschrieben von Michael Brooks, «In the Multiverse Stars Burn Black»,
New Scientist
, 2 . August 2008 .
Kapitel 3 . Was und wie groß?
34f .Zitate aus Archimedes’
Der Sandrechner
stammen aus
Archimedes’ Werke.
Mit modernen Bezeichnungen herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Sir Thomas L. Heath. Deutsch von Dr. Fritz Kliem, Berlin: O. Häring, 1914 .
45. Details aus dem Leben von Richard Bentley stammen von James Henry Monk,
The Life of Richard Bentley
,
Weitere Kostenlose Bücher