Vor dem Urknall
genannt. Man fand heraus, dass die Elektronendichte in einem Plasma wie eine Welle oszillieren konnte. So ließ sich die Welle in gleiche Mengen unterteilen oder in Quasiteilchen quanteln, so wie eine Lichtwelle in Photonen gequantelt wird. Plasmonen sind die Quanten der Elektronenwelle im Plasma.
Wenn das geschieht, verhalten sich die Elektronen, obwohl sie immer noch unabhängig erscheinen, als seien sie Bestandteile eines einzigen Gebildes und führten zu der Schwingung, aus der die beobachtete Welle besteht. Bohm war fasziniert von der Art und Weise, wie die Elektronen gemeinsam handelten, was einen Sinn für Ordnung vorauszusetzen schien, der über die offensichtliche Ansammlung unverbundener Teilchen hinausging. Daraus sollte Bohm einen alternativen Blick auf die Realität entwickeln, weshalb ein weiteres Feld zur Standardsammlung hinzugefügt werden musste.
Spielen in unsichtbaren Feldern
Felder, ein von Michael Faraday im 19 . Jahrhundert entwickeltes Konzept, bieten die Möglichkeit zu beobachten, wie unterschiedliche Objekte einander über eine Entfernung hinweg beeinflussen. In der Physik sprechen wir häufig von den vier Naturkräften Gravitation, Elektromagnetismus, starke Kernkraft und schwache Kernkraft. Jede dieser Kräfte wird, so vermutet man, durch unsichtbare, immaterielle Teilchen von einem Ort zum anderen übertragen. So wird beispielsweise die elektromagnetische Kraft durch Photonen vermittelt.
Diese Kraft lässt sich jedoch auch als Resultat des Feldes verstehen, wie eine Art unsichtbarer Einfluss, der sich vom Objekt durch den Raum ausbreitet. Bohm schlug vor, dass es ein weiteres Feld gebe, dessen wir uns nicht bewusst seien, das sogenannte Quantenpotenzial, das im Gegensatz zu den auf Kräften basierenden Feldern über Entfernungen hinweg nicht schwächer werde. Dieses Quantenpotenzial bot eine Erklärung dafür an, warum Teilchen über riesige Entfernungen hinweg offenbar miteinander reagieren können: Für das Quantenpotenzial hat Entfernung keine Bedeutung.
Einem ähnlichen Konzept begegnet man in der Art und Weise, wie René Descartes, der Philosoph des 17 . Jahrhunderts, das Licht interpretierte. Descartes wollte erklären, wie das Licht einer fernen Quelle, beispielsweise eines Sterns, auf unser Auge trifft. Dafür stellte er sich ein unsichtbares «Etwas» vor, das den leeren Raum ausfüllte. Es war die Entsprechung eines Feldes, das er Plenum nannte. Licht sei, so glaubte er, eine «Neigung zur Bewegung» im Plenum, die zu einem Druck auf den Augapfel führt, der das wahrgenommene Licht erzeugt. Wenngleich Descartes’ Theorie entschieden dubios war, wird sie doch nicht selten als der Beginn der modernen Wissenschaft des Lichts betrachtet, da sie nur die Quelle des Lichts und das Medium in Betracht zieht, durch das es übertragen wird, was nie zuvor ausdrücklich so formuliert worden war.
Hätte Descartes recht gehabt, wäre das Licht unverzüglich von seiner Quelle zum Augapfel gelangt. Als gebe es einen gewaltigen unsichtbaren Billardstock, der so lang ist wie die ganze Strecke vom Stern bis zum Auge, das ihn sieht. Drückt der Stern gegen das eine Ende des Stocks, drückt das andere Ende automatisch gegen das Auge. Das Licht benötigt keine Zeit, um anzukommen, weil es praktisch an allen Orten entlang des Wegs gleichzeitig ist.
In der Praxis glaubte Descartes, der «Billardstock», sein Plenum, bestünde aus einer gewaltigen Menge winziger, unbeweglicher, unsichtbarer Kugeln. Er stellte sich vor, der ganze Weltraum sei mit diesen winzig kleinen Bällen angefüllt. Der Druck auf einen Ball würde durch Millionen andere übermittelt, bevor er sein Ziel erreichte. Die Kugeln verhielten sich demnach, als gebe es ein einziges Objekt, das Ursache und Wirkung miteinander verbinde. In Bohms Bild wandelt sich diese krude Ansammlung von Kugeln in das Quantenpotenzial.
Eine der eindrucksvollsten Auswirkungen des Bohm’schen Quantenpotenzials ist die Abschaffung des Einstein’schen Problems der Lokalität. Vom Standpunkt des Quantenpotenzials war das Konzept der Lokalität nicht nötig. Was das Plenum von Descartes erreichte, schaffte auch das Quantenpotenzial: Es lieferte einen Mechanismus für die Verbindung von Objekten, wobei es nicht darauf ankam, ob sie einander nahe waren oder nicht.
Bohm beschreibt das recht poetisch. Er beruft sich auf Plasmone, wenn er sagt: «Mit der Tätigkeit des Quantenpotenzials durchläuft das ganze System eine koordinierte Bewegung, die eher
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