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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Thomas Roch erst zu prüfen; er glaubte an die mächtige Wirkung seines Fulgurators und bezweifelte nicht, daß jener im Besitz einer Maschine sei, die im Stande wäre, die Grundlagen der Kriegführung zu Lande wie zur See, für den Angriff wie für die Vertheidigung umzugestalten. Da er gehört hatte, daß der Irrsinn in dem Manne den Gelehrten noch verschont hatte, daß in diesem, theilweise der Zerrüttung verfallnen Gehirn noch ein heller Schein, eine Flamme, die Flamme des Genies, aufleuchtete, beherrschte ihn nur noch der eine Gedanke, daß die französische Erfindung, wenn jener sie in einem Anfalle einmal verrieth, einem andern Lande als Frankreich dienstbar werden könnte. Sein Entschluß stand fest, sich als Wärter Thomas Roch’s anstellen zu lassen, indem er sich für einen geläufig französisch sprechenden Amerikaner ausgab. Er nahm eine Reise nach Europa zum Vorwand, reichte seinen Abschied ein, wechselte den Namen, die Umstände begünstigten ihn, sein Gesuch wurde vom Director genehmigt und so versah er nun seit fünfzehn Monaten den Wärterdienst bei dem Pfleglinge des Healthful-House.
     

    Thomas Roch.
     
    Dieser Entschluß zeugte von einer seltnen Opferwilligkeit, von edler Vaterlandsliebe, denn es handelte sich für einen Mann von dem Bildungsgrade Simon Hart’s um eine recht peinliche Dienstleistung. Man vergesse aber nicht, daß der Ingenieur den Thomas Roch nicht nm den Vortheil aus seinem Geheimnisse, wenn dieser es sich entschlüpfen ließ, bestehlen, sondern ihm den verdienten Gewinn sichern wollte, wenn er die Vernunft jemals wieder erlangte.
     

    Seit fünfzehn Monaten lebte Simon Hart bei dem Geisteskranken. (S. 15.)
     
    Seit fünfzehn Monaten lebte also Simon Hart, oder vielmehr Gaydon, bei dem Geisteskranken, beobachtete, belauschte ihn und richtete sogar bestimmte Fragen an den Armen, doch ohne daß er irgend etwas erreicht hätte. Hörte er den Erfinder aber von seiner Entdeckung sprechen, so überzeugte er sich mehr und mehr von deren außergewöhnlichen Bedeutung. Vor allem fürchtete er freilich, daß der partielle Irrsinn Thomas Roch’s in allgemeinen Wahnsinn ausarten und daß ein heftiger Anfall sein Geheimniß mit ihm vernichten könnte.
    Das war die Lage Simon Hart’s, das die Aufgabe, der er sich im Interesse seines Vaterlandes widmete.
    Trotz so vieler Enttäuschungen und Kränkungen schien die leibliche Gesundheit Thomas Roch’s, Dank seiner kräftigen Constitution, doch nicht gelitten zu haben. Die Nervosität seines Temperaments hielt ihn auch entgegen so vielen zerstörenden Einflüssen aufrecht. Von Mittelgröße, mit mächtigem Kopfe, breiter Stirn, gewaltig entwickeltem Schädel, graugesprenkeltem Haar, mit verstörtem, doch lebhaftem, festem, gebieterischem Blicke, wenn sein vorherrschender Gedanke darin einen Blitz aufleuchten ließ, mit dichtem Schnurrbart unter einer Nase mit beweglichen Flügeln, einem Munde mit festgeschlossnen Lippen, als sollten sie kein Geheimniß herausschlüpfen lassen, mit nachdenklichem Gesichtsausdruck und der Haltung eines Mannes, der schon lange gekämpft hat und entschlossen ist, auch noch weiter zu kämpfen… so hat man sich den Erfinder Thomas Roch vorzustellen, der in einem der Pavillons des Healthsul-House untergebracht war, ohne davon eine Vorstellung zu haben, und den der Ingenieur Simon Hart unter dem Namen Gaydon sorgsam überwachte.
Zweites Capitel.
Der Graf d’Artigas.
    Wer war eigentlich dieser Graf d’Artigas?… Ein Spanier?… Sein Name schien darauf hinzudeuten. Am Achter seiner Goelette stand in goldnen Buchstaben der Name »Ebba«, und dieser ist rein norwegischen Ursprungs. Hätte man ihn gefragt, wie der Kapitän der »Ebba« heiße, so würde er geantwortet haben: »Spade«, und »Effrondat« der Obersteuermann, und »Helim« der Koch, lauter sehr abweichende Namen, die auf verschiedne Nationalität der Inhaber schließen ließen.
    Es erschien auch schwierig, aus dem Typus, den der Graf d’Artigas selbst vertrat, einen sichern Schluß zu ziehen. Wies auch die Farbe seiner Haut, das tiefschwarze Haar, die Grazie seiner Haltung auf spanische Abstammung hin, so zeigte seine Gesammterscheinung doch nicht den Rassencharakter, der den Eingebornen der iberischen Halbinsel eigen ist.
    Er war ein Mann von übermittler Größe, kräftigem Bau und höchstens fünfundvierzig Jahre alt. Mit seinem ruhigen, fast hoheitsvollen Auftreten ähnelte er jenen Großen der Hindus, deren Blut mit solchem vom malaiischen

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