Vor der Flagge des Vaterlands
Archipel gemischt ist. War diese Persönlichkeit auch nicht von kalter Natur, so bemühte sie sich doch, so zu erscheinen, zeigte gebieterische Bewegungen und bediente sich einer kurzen Ausdrucksweise. Was die Sprache des Mannes und seiner Leute anging, so bestand sie in einem jener eigenthümlichen Idiome, die auf den Inseln des Indischen Oceans und der benachbarten Meere herrschen. Brachten ihn seine Seereisen aber an die Küste der Alten oder der Neuen Welt, so drückte er sich mit auffallender Leichtigkeit englisch aus, wobei sich nur ein ganz schwacher Anklang an seine fremde Abstammung hörbar machte.
Kein Mensch hätte sagen können, welches die Vergangenheit des Grafen d’Artigas war, auf welche Schlangenwege ihn sein höchst geheimnißvolles Leben geführt hatte, was er jetzt eigentlich war, woher sein jedenfalls beträchtliches Vermögen, das ihm als vornehmer Herr zu leben erlaubte, wohl stamme, wo er seinen dauernden Wohnsitz oder wenigstens seine Goelette ihren Heimathafen habe, und kein Mensch hätte auch gewagt, ihn danach zu fragen, da er sich wenig mittheilsam erwies. Er schien nicht der Mann zu sein, der sich durch ein Interview, selbst mit amerikanischen Reportern, ausforschen ließ.
Was man von ihm wußte, beschränkte sich auf die Nachrichten der Zeitungen, wenn diese das Eintreffen der »Ebba« in dem oder jenem Hafen, vorzüglich in einem der Ostküste der Vereinigten Staaten meldeten. Dahin kam die Goelette nämlich fast zu bestimmten Zeitpunkten, um sich mit allen Bedürfnissen für eine längere Seefahrt zu versorgen. Hier erwarb sie nicht allein Mundvorrath, Mehl, Zwieback, Conserven, getrocknetes und frisches Fleisch, lebende Rinder und Schafe, sondern auch Kleidungsstücke, Werkzeuge, Luxus-und Bedarfsgegenstände aller Art gegen hohe Preise, die in Dollars, Guineen oder andern Münzsorten verschiednen Herkommens bezahlt wurden.
Hieraus ergiebt sich, daß, wenn man vom Privatleben des Grafen d’Artigas auch gar nichts wußte, er doch in den verschiednen Häfen Amerikas, von denen der Halbinsel Florida an bis zu denen Neu-Englands hin, recht wohl bekannt war. Es erscheint daher gar nicht wunderbar, daß der Director des Healthsul-House sich durch das Gesuch des Grafen d’Artigas sehr geehrt fühlte und diesen ehrerbietigst empfing.
Uebrigens war es das erste Mal, daß die Goelette »Ebba« im Hafen von New-Berne ankerte. Nach der Mündung der Neuze konnte sie offenbar nur eine Laune ihres Eigenthümers geführt haben. Was hätte Graf d’Artigas sonst hier vorgehabt?… Sich zu verproviantieren?… Nein, denn im Grunde des Pamplicosundes hätte er die Hilfsmittel, die ihm andre Häfen, wie Boston, New-York, Dover, Savannah, Wilmington in Nord-und Charleston in Südcarolina boten, gewiß nicht vorgefunden. Seine Piaster und Banknoten hätte er im Becken der Neuze, auf dem unbedeutenden Markte von New-Berne, auch kaum gegen Waaren umtauschen können.
Dieser Hauptort der Grafschaft Craven zählt kaum fünf-bis sechstausend Einwohner. Der Handel desselben beschränkt sich auf die Ausfuhr von Getreide, Schweinen, Möbeln und einiger Schiffsmunition. Außerdem hatte die Goelette vor wenigen Wochen, bei einem zehntägigen Aufenthalt in Charleston, volle Ladung für eine Reise eingenommen, deren Ziel wie immer niemand kannte.
Es fragt sich nun, ob die räthselhafte Persönlichkeit nur mit der Absicht gekommen war, das Healthsul-House einmal zu besuchen.
Das erschien ja nicht überraschend, da diese Anstalt sich eines verbreiteten und wohlverdienten Russ erfreute.
Vielleicht bestimmte den Grafen d’Artigas dabei auch die Laune, einmal mit Thomas Roch zusammenzutreffen. Das allgemeine Bekanntwerden des französischen Erfinders hätte eine solche Neugier ja gerechtfertigt… ein überspanntes Genie, dessen Erfindungen die Methoden der modernen Kriegführung umzustürzen versprachen.
Am Nachmittage stellte sich, seinem Gesuche entsprechend, der Graf d’Artigas in Begleitung des Kapitän Spade, des Befehlshabers der »Ebba«, am Thore des Healthsul-House ein.
Gemäß den ertheilten Anordnungen wurden Beide sofort eingelassen und nach dem Privatzimmer des Directors geführt.
Dieser empfing den Grafen d’Artigas in zuvorkommendster Weise und stellte sich ihm zur Verfügung, da er keinem Andern die Ehre gönnen wollte, sein Cicerone zu sein. Graf d’Artigas nahm das verbindliche Angebot mit höflichem Danke an. Der Director prahlte nicht wenig mit seiner den Kranken gewidmeten Pflege,
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