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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gebrauch für Thomas Roch, der hier unter der Aufsicht seines Wärters beliebig lustwandeln konnte.
    Als der Graf d’Artigas, der Kapitän Spade und der Director der Anstalt den abgeschlossnen Raum betraten, bemerkten sie schon an der Thür des Pavillons den Wärter Gaydon.
    Sofort wendete sich der Blick des Grafen d’Artigas dem Manne zu, den er mit merkwürdiger Zähigkeit zu betrachten schien. Es war nicht zum ersten Male, daß Fremde den Insassen des Pavillons Nr. 17 aufsuchten, denn der französische Erfinder galt mit Recht für den interessantesten Pflegling des Healthful-House. Gaydon’s Aufmerksamkeit wurde jetzt aber besonders erregt durch den originellen Typus der zwei Männer, deren Nationalität er nicht kannte. War ihm der Name des Grafen d’Artigas auch geläufig genug, so hatte er doch nie Gelegenheit gehabt, diesem Gentleman während seines Aufenthalts in den östlichen Häfen zu begegnen, und er wußte auch nicht, daß die Goelette »Ebba« zur Zeit am Eingange der Neuze und am Fuße des Hügels vom Healthful-House verankert lag.
    »Wo ist Thomas Roch, Gaydon? fragte der Director.
    – Dort, antwortete der Wärter, indem er mit der Hand nach einem Manne hinwies, der hinter dem Pavillon nachdenkend und langsamen Schrittes unter den Bäumen auf und ab ging.
    – Der Herr Graf d’Artigas ist ermächtigt, das Healthsul-House zu besuchen und hat davon nicht wieder weggehen wollen, ohne Thomas Roch gesehen zu haben, von dem in letzter Zeit so vielfach gesprochen worden ist…
    – Und von dem man noch mehr sprechen würde, fiel der Graf d’Artigas ein, wenn die Bundesregierung nicht die Vorsicht gebraucht hätte, ihn in dieser Anstalt einzuschließen…
    – Eine nothwendige Vorsichtsmaßregel, Herr Graf.
    – Nothwendig… ja freilich… Herr Director, jedenfalls ist es für die Ruhe der Welt ersprießlicher, wenn das Geheimniß dieses Erfinders mit ihm untergeht.«
    Gaydon hatte, nachdem er sich den Grafen d’Artigas angesehen, noch kein Wort gesprochen und begab sich jetzt, den beiden Fremden voranschreitend, nach dem Baumdickicht im Hintergrunde der Einzäunung.
    Die Besucher hatten nur einige Schritte zu machen, um Thomas Roch gegenüber zu stehen.
    Thomas Roch hatte sie nicht kommen sehen, und als sie sich in kurzem Abstande vor ihm befanden, bemerkte er ihre Anwesenheit wahrscheinlich auch jetzt nicht.
    Inzwischen besichtigte der Kapitän Spade, ohne irgendwelchen Verdacht zu erregen, die ganze Oertlichkeit, vorzüglich die Stelle, die der Pavillon Nr. 17 hier im untern Parktheile des Healthsul-House einnahm. Als er eine geneigt verlaufende Allee herauskam, konnte er deutlich eine Mastspitze sehen, die über die Umfassungsmauer emporragte. Um zu erkennen, daß es die der Goelette »Ebba« war, genügte ihm ein einziger Blick, und er sah daraus, daß die Mauer sich hier längs des Neuzeusers hin erstreckte.
    Unbeweglich und stumm betrachtete der Graf d’Artigas inzwischen den französischen Erfinder. Bei diesem noch kräftigen Manne – das erkannte er – schien die körperliche Gesundheit durch eine schon achtzehn Monate währende Einschließung noch nicht gelitten zu haben. Sein seltsames Auftreten aber, die unzusammenhängenden Bewegungen, der starre Blick und die mangelnde Aufmerksamkeit gegen alles, was um ihn her vorging, verriethen nur zu deutlich einen vollständigen Zustand der Unbewußtheit und eine tiefe Störung der geistigen Fähigkeiten.
    Thomas Roch hatte sich auf eine Bank gesetzt und zeichnete mit der Spitze eines Rohrstöckchens die Umrisse einer Festungsanlage in den Sand des Weges. Dann kniete er nieder und scharrte kleine Haufen von Sand zusammen, die offenbar Bastionen vorstellen sollten. Nachdem er hierauf einige Blätter von einem Strauche in der Nähe abgerissen hatte, steckte er sie als Miniaturfahnen in die Häuschen, und alles das geschah höchst ernsthaft und ohne daß er sich durch die ihm zusehenden Personen im geringsten beirren ließ.
    Das Ganze war ein Kinderspiel, nur hätte ein Kind dabei nicht diesen Ernst und die charakteristische Gleichgiltigkeit für alles andre gezeigt.
    »Er ist also wohl ganz irrsinnig? fragte der Graf d’Artigas, der trotz seiner gewohnten Unerregbarkeit doch einige Enttäuschung zu fühlen schien.
    – Ich hatte Ihnen schon mitgetheilt, Herr Graf, wie es mit ihm steht.
    – Wäre er auch nicht im Stande, uns einige Aufmerksamkeit zu widmen?
    – Es dürfte schwer fallen, ihn dazu zu bewegen.«
    Dann wendete er sich an den

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