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Vorsatz und Begierde

Vorsatz und Begierde

Titel: Vorsatz und Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Schließlich war sie Leiterin der Verwaltungsabteilung. Sie war intelligent, gewissenhaft – übergewissenhaft, nicht wahr, Mair?«
    Auf einmal sahen alle die stille Gestalt an, die vor dem Bücherregal stand. Mair wandte sich den anderen zu und antwortete ruhig: »O ja, gewissenhaft war sie tatsächlich. Aber ich möchte bezweifeln, daß sie gewissenhaft genug war, um eine Verschwörung aufzudecken, die mir entgangen ist.« Damit drehte er sich wieder zu den Büchern um.
    Sekundenlang herrschte betretenes Schweigen, das von Bill Harding durchbrochen wurde. Als hätte Mair kein Wort gesprochen, sagte er energisch: »Wer also wäre in einer besseren Position gewesen, Verrat zu wittern? Mag sein, daß Rikkards keine stichhaltigen Beweise und nur ein unzureichendes Motiv in der Hand hat, im wesentlichen aber wird er wohl alles richtig machen.«
    Dalgliesh ging zum Tisch. »Es wäre Ihnen lieb, den Fall abzuschließen, das sehe ich ein. Aber wenn ich der Untersuchungsbeamte wäre, würde ich den Fall offen halten.«
    »Eindeutig«, entgegnete Sowerby ironisch. »Seien wir dankbar, daß Sie es nicht sind. Aber Sie werden Ihre Zweifel doch für sich behalten, nicht wahr, Adam? Das versteht sich, denke ich, von selbst.«
    »Warum es also aussprechen?«
    Er stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch zurück. Dabei war er sich dessen bewußt, daß Sowerby und Harding jede seiner Bewegungen genau beobachteten, als sei er ein Verdächtiger, der plötzlich einen Fluchtversuch wagen würde. Zu seinem Sessel zurückgekehrt, fragte er: »Und wie soll Rikkards oder irgendein anderer die Bootsfahrt erklären?«
    Noch immer lieferte Harding die Antworten: »Das ist nicht nötig. Verdammt noch mal, die waren ein Liebespaar! Sie standen auf Bootsfahrten. Schließlich gehörte das Boot der Amphlett. Ihren Wagen hatte sie ganz offen am Kai abgestellt. Weder sie noch Amy haben irgend etwas mitgenommen. Amy hat Pascoe eine Nachricht hinterlassen, daß sie in ungefähr einer Stunde wieder zurück sein würden. In Rikkards’ und in den Augen jedes anderen Menschen weist alles auf einen tragischen Unfall hin. Und wer will behaupten, daß es keiner war? Wir waren noch längst nicht nahe genug an der Aufdeckung ihrer Aktivitäten dran, um die Amphlett in eine überstürzte Flucht zu jagen – noch nicht!«
    »Und Ihre Leute haben in ihrem Haus nichts gefunden?«
    Harding warf Sowerby einen Blick zu. Dies war eine Frage, die sie lieber nicht beantworten wollten und die nicht hätte gestellt werden dürfen. Nach einer Weile antwortete Sowerby: »Sauber. Kein Funkgerät, keine Dokumente, keine typischen Utensilien. Falls die Amphlett verduften wollte, hat sie alles vorher gründlich beseitigt.«
    »Okay«, wandte Bill Harding ein, »wenn sie also in Panik geriet und verschwinden wollte, bleibt noch die Frage: warum so überstürzt? Wenn sie die Robarts umgebracht hat und glaubte, die Polizei sei ihr auf der Spur – das hätte natürlich der Auslöser sein können. Aber sie waren ihr nicht auf der Spur. Es hätte natürlich auch ein echter Bootsausflug sein können und ein echter Unfall. Oder sie sind beide von ihrer eigenen Seite umgebracht worden. Als der Larksoken-Plan ins Wasser fiel, waren sie entbehrlich. Was sollten die Genossen denn um Himmels willen mit ihnen anfangen? Sie mit einer neuen Identität ausstatten, mit neuen Papieren, und sie in ein deutsches Kraftwerk einschleusen? Diese Mühe lohnte sich für die beiden kaum, sollte man meinen.«
    »Gibt es irgendeinen Beweis dafür, daß es ein Unfall war?« fragte Dalgliesh. »Hat irgendein Schiff einen Bugschaden im Nebel gemeldet, eine eventuelle Kollision?«
    »Bisher nicht«, erwiderte Sowerby. »Und ich bezweifle, daß das überhaupt noch geschehen wird. Doch wenn die Amphlett wirklich zu der Organisation gehörte, von der wir vermuten, daß sie sie angeworben hat, hätten die nicht die geringsten Skrupel, ihrem Kampf ein paar unfreiwillige Märtyrer zu liefern. Was hat die sich denn gedacht, mit was für Menschen sie es zu tun hat? Der Nebel kam ihnen gelegen, aber sie hätten das Boot auch ohne den Nebel in Grund und Boden fahren können. Oder die beiden mitnehmen und anderswo umbringen. Aber einen Unfall vorzutäuschen war das logischste Verfahren, vor allem bei dem Nebel. Jedenfalls hätte ich es so gemacht.«
    Kann ich mir vorstellen, dachte Dalgliesh. Der hätte das ohne jeden Skrupel getan.
    Harding wandte sich an Mair. »Sie hatten nie den geringsten Verdacht gegen

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