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Vorstadtkrokodile

Vorstadtkrokodile

Titel: Vorstadtkrokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M von der Grün
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sein, denn zur Ziegelei war es mehr als ein Kilometer und der Verkehrslärm auf der Hauptstraße hätte Hannes’ Schreien übertönt.
    Maria wartete vor dem Telefonhäuschen und sie wusste nicht, was sie machen sollte. Aber da hörte sie auch schon das Martinshorn der Feuerwehr und gleich darauf sah sie das große rote Auto um die Kurve verschwinden, von wo aus eine schmale Straße zur Ziegelei führte.
    Sie schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie kam vor der Ziegelei an, als die Feuerwehrleute schon die lange Leiter ausgefahren hatten und ein Feuerwehrmann sich anschickte, auf der Leiter hinaufzuklettern.
    Maria versteckte sich hinter den Sträuchern, damit sie von niemandem gesehen werden konnte, sie hatte Angst, dass es ihr jedermann ansehen könnte, dass auch sie Hannes im Stich gelassen hatte.
    Dann sah sie einen zweiten Feuerwehrmann die Leiter hochsteigen und es schien ihr, es sei nur noch ein Kinderspiel, Hannes vom Dach zu tragen.

    Hannes schrie noch, als er längst wieder auf seinen eigenen Beinen stand. Dann weinte er.
    Einer der Feuerwehrmänner versuchte ihn zu beruhigen, aber einen zweiten hörte Maria sagen: »Verhauen sollte man dich, übers Knie legen. So ein Leichtsinn. Du kannst froh sein, dass du noch lebst… na, dein Vater wird es dir schon besorgen.«
    »Tot könntest du sein«, hörte sie einen anderen Feuerwehrmann sagen, »tot. So ein Leichtsinn! Was wolltest du denn auf dem Dach…«
    Da brach die Dachrinne entzwei, auf der Hannes die ganze Zeit einen Halt gefunden hatte. Die eine Hälfte klatschte auf den Hof, sodass auch die Feuerwehrmänner erschrocken zurücksprangen.
    »Na, das war aber auch höchste Zeit«, sagte wieder einer der Feuerwehrmänner.
    Und der, der Hannes vom Dach getragen hatte, sagte nur: »Hast du gesehen… tot könntest du jetzt sein. So ein Leichtsinn.«
    Und während sich Hannes beruhigte, er hatte gar nicht wahrgenommen, was um ihn herum vorgegangen war, sagte der Fahrer des Feuerwehrwagens: »Einen Dusel hast du gehabt… dass du noch lebst, ist ein Wunder… ich dürfte nicht dein Vater sein, ich würde dir die Hammelbeine schon stramm ziehen… hoffentlich tut er es auch.«
    Obwohl das Ziegeleigelände gut zwei Kilometer von den nächsten Wohnhäusern entfernt lag, hatten sich doch schon einige Neugierige eingefunden. Sie waren mit Fahrrädern und Mopeds gekommen.

    Maria wagte sich nun endlich aus ihrem Versteck hervor. Sie stellte sich hinter die gaffenden Leute. Sie wollte von niemandem erkannt werden. Sie dachte, jedermann müsste ihr ansehen, dass sie mitschuldig war an dem, was sich zugetragen hatte. Maria begann zu zittern, wenn sie daran dachte, was mit Hannes hätte passieren können, wenn die Feuerwehr nur ein paar Minuten später gekommen wäre.
    »Wie bist du überhaupt hier hereingekommen?«, fragte ein Feuerwehrmann Hannes. Aber der gab keine Antwort.
    »Warst du denn allein«, fragte ein anderer, »war denn niemand mit dir?« Aber Hannes gab keine Antwort.
    »Na, dann eben nicht«, sagte der Fahrer des Wagens und stieg in das Führerhaus.
    Die Feuerwehr brachte Hannes in dem großen Auto nach Hause in die Siedlung. Aber als der große rote Wagen vor dem Haus seiner Eltern vorfuhr, zwei Feuerwehrleute Hannes über die Straße führten, da gab es doch einen Auflauf in der Siedlung, und Hannes’ Mutter, die zufällig aus dem Fenster gesehen hatte, riss schreckensbleich die Haustür auf und nahm ihren Sohn in die Arme. Sie war so verwirrt, dass sie zu fragen vergaß, was denn vorgefallen sei.
    »Sie müssen ihm mal ins Gewissen reden«, sagte ein Feuerwehrmann, »dass man nicht dort rumklettert, wo ›Betreten verboten‹ steht, schließlich kann er doch schon lesen. Oder?«
    Die Mutter nickte nur automatisch, sie drückte Hannes an sich und hatte Mühe ihre Tränen zu verbergen.

    »Na dann«, sagte der Feuerwehrmann wieder, »dann wollen wir Sie auch nicht länger aufhalten, es ist ja noch mal alles gut gegangen… Glück gehabt.«
    Die Mutter führte Hannes in die Küche, setzte sich dort auf einen Stuhl und schwieg. Sie faltete nur die Hände und dann sagte sie: »Wie konntest du nur… tot könntest du sein.«
    Als Hannes dann wieder zu weinen anfing, nahm sie ihn in die Arme und sagte: »Nun lass gut sein… ich mach dir ja keine Vorwürfe… aber es darf nicht wieder passieren… wie ist es denn eigentlich passiert?«
    Da erzählte Hannes doch die Geschichte von der Mutprobe und der Aufnahme in die

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