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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sich im Kreis um ein größeres Feuer versammelt und unterhielten sich im Flüsterton. Aufmerksam behielten sie die Umgebung im Auge. Sie trauten dem Frieden nicht, das war offensichtlich. Die Stromschnellen im nahegelegenen Fluß glitzerten silbern im Mondlicht.
    »Legt die Spitzen in die Rillen«, wies Rabenjäger seine Leute an. Diese beeilten sich, seinem Befehl zu gehorchen.
    Fest umfaßte Singender Wolf den Atlatl, ein Finger fuhr an den Kerben im Schaft entlang. Für jeden Toten hatte er eine Markierung in den Schaft geritzt. Seine Waffe hatte inzwischen ein wellenförmiges Muster, das ihn an die Wirbel eines Rückgrats erinnerte.
    Treffender Blitz war als erster gestorben. Ein Speer hatte ihn am Bein erwischt und die große, am Oberschenkelknochen entlanglaufende Arterie verletzt. Singender Wolf hatte nicht weinen können.
    Einen Tag später wurde Zwei Speere am Bauch verletzt. Ganz langsam verließen ihn die Kräfte. Er bekam hohes Fieber, und aus der Wunde sickerte Eiter. Mehrere junge Männer trugen ihn. Er lallte unverständliche Worte und wurde von entsetzlichen Träumen geplagt. Er litt furchtbare Qualen bis zu seinem Tod. Moosschleicher, Vogelstimme, Der mit dem Schnee treibt und viele andere starben.
    Manche kamen während eines Gefechts ums Leben, andere erlagen später den infizierten Wunden.
    Rabenjägers Nimbus wuchs unaufhaltsam. Die jungen Männer hörten auf ihn. Keiner widersetzte sich seinen Befehlen. Seine Macht nahm ständig zu. Singender Wolf fühlte sich wie ein Gehetzter böse Vorahnungen beschlichen ihn. In der Erinnerung sah er häufig den Schmerz und das Entsetzen in Rabenjägers Augen. Seine Prophezeiungen bewahrheiteten sich. In manchen Lagern reichte ihr bloßes Auftauchen, und die Anderen ergriffen kopflos die Flucht.
    Entsetzt liefen sie in die Dunkelheit davon. Der Terror, den Rabenjägers Krieger verbreiteten, erwies sich als mindestens ebenso wirksam wie ihre Speere.
    Ich sollte zurück! Heimgehen zu Lachender Sonnenschein, sagte sich Singender Wolf immer wieder.
    Aber eine seltsame, furchtbare Faszination hielt ihn fest. Es schien, als hinge sein Leben davon ab, bis zum Ende des Krieges mitzumarschieren. Verstohlen schielte er zu den Kriegern, die mit ihm durch die Dunkelheit schlichen. Die grausame Härte in den Augen dieser Menschen hatte er bei den Angehörigen seines Volkes nie zuvor wahrgenommen.
    Etwas ist mit uns geschehen. Aber was? Das Leben ändert sich. Siehst du den Zug um den Mund der jungen Männer? Siehst du, wie sie ständig über die Schulter blicken, wachsam, argwöhnisch, gefährlich? Die Frauen, die sie besteigen, nehmen sie mit Gewalt. Sie sind brutal und roh. Wo blieb das Lachen, die Freude, die wir einst miteinander teilten?
    »Fertig?« flüsterte Rabenjäger ungeduldig. Die hinter den Felsen versteckten Krieger nickten zum Zeichen ihrer Einsatzbereitschaft. »Jetzt!«
    Auf dieses Kommando hin sprangen sie alle aus ihrem Versteck hervor. Kriegsrufe gellten durch die Nacht. Was sich ihnen in den Weg stellte, wurde niedergemacht. Singender Wolf lief als letzter los und rannte im Zickzack durch das Menschengewimmel. Links von ihm wollte sich eine Frau hastig in ein Zelt zurückziehen. Er starrte sie an und stieß einen Schrei aus. Es war seine vor vielen Jahren entführte Cousine.
    »Blaubeere? Blaubeere!« rief er und versuchte, ihr den Weg abzuschneiden.
    Voller Angst warf sie sich ihm zu Füßen. Sie zitterte am ganzen Leib und preßte schützend ihr Baby an sich. »Töte mein Baby nicht«, bat sie flehentlich. »Es wird dir ein guter Sohn sein. Töte es nicht.«
    »Ich bin es, dein Cousin Singender Wolf, Sohn von Zwei Steine und Brauner Ente. Dein Cousin!
    Erinnerst du dich nicht?«
    Furchtsame Augen blickten ihn an. Das verängstigte Baby versuchte sich hinter dem ihre Brust bedeckenden Fell zu verstecken.
    »Mein Volk«, murmelte sie kaum hörbar. Er beugte sich vor, um sie besser verstehen zu können. »Ist mein Volk gekommen, um mich zu befreien?« Sie schluchzte, brach in Tränen aus und schlang einen Arm um seinen Hals.
    »Ja, wir sind deinetwegen gekommen«, versicherte er ihr und tätschelte beruhigend ihren Rücken.
    Nachdem der letzte überlebende Andere aus dem Lager geflohen war, wich er ihr nicht mehr von der Seite und schützte sie vor den mit gierigen Blicken nach jungen Frauen Ausschau haltenden Kriegern.
    In diesem Jahr zogen viele neue Bräute in ihr Lager ein.
    Als sie des Nachts um die Feuer saßen, fragte Rabenjäger nach den

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