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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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gebracht hat, fühle ich mich zu keiner anderen Frau so hingezogen wie zu ihr.«
    »Träume? Du bist noch ein Junge, genau wie dein nichtsnutziger Bruder!«
    Rabenjäger umklammerte den Speerschaft und spannte die Muskeln an. »Hüte dich, Krähenrufer. Es gibt Schlimmeres als die Geister der Langen Finsternis. Die Zeiten, in denen du mich ungestraft einen Jungen nennen durftest, sind längst vorbei. Sei auf der Hut!«
    »Ich meinte es nicht böse«, versicherte Krähenrufer rasch. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln kräuselte seine Lippen. »Freunde sollten nicht übereinander herfallen. Schon gar nicht, wenn für unser Volk soviel auf dem Spiel steht.
    Habe ich nicht recht, eh?«
    »Und Tanzende Füchsin?«
    Achselzuckend hob er die Arme. »Was kümmert's mich? Sie wollte mich ohnehin verlassen und zu Der im Licht läuft fliehen.«
    Rabenjäger nickte und blickte unter halbgeschlossenen Lidern zu Krähenrufer hinüber. »Ich sehe, wir verstehen einander.«

KAPITEL 37
    Reiher saß in ihrer Höhle vor dem prasselnden Feuer und wärmte sich. Erschöpft rieb sie sich den schmerzenden Nacken. Schattenbilder krochen über ihre Schädelsammlung an den Wänden und verliehen den leeren Augenhöhlen der Wölfe und Bären gespenstisches Leben. Es erschien ihr makaber, doch der Menschenschädel sah sie scheinbar voller Verständnis an.
    Ja, du weißt Bescheid. Die Toten sehen klar. Nur wir Lebenden blenden uns ständig mit Banalitäten.
    Sag mir, edler Toter, werde ich… werde ich genug Kraft haben? Schaffe ich den Übergang zum Tänzer? Oder versage ich erneut? Sag mir, lieber Toter, welche Visionen …
    Gebückt trat Gebrochener Zweig durch die Felltür und blickte Reiher an.
    »Er ist fort. Ich habe ihn bis zu dem großen Findling unten am Weg begleitet.«
    Sie nickte und zupfte nervös am Saum ihres Karibuledergewandes. Nur widerwillig wandte sie die Augen von dem Schädel an der Wand ab. Gebrochener Zweig folgte ihrem Blick. Als sie sah, worauf Reiher gestarrt hatte, wurden ihre Augen schmal. Stocksteif stand die alte Frau da.
    »Ich kann ihn jetzt nicht um mich haben. Nicht jetzt. Es ist zu wichtig. Ich will auf keinen Fall, daß er zusieht.«
    Unruhig trat Gebrochener Zweig von einem geschwollenen Bein auf das andere. »Du machst mir angst. Wovon redest du?«
    »Ich habe auch Angst.«
    Ein langes Schweigen folgte. Reiher ließ die alte Feindin nicht aus den Augen. Lächelnd blickte sie auf die scharfe Nase und das schlaffe Fleisch. »Du weißt, fast habe ich dir schon verziehen.«
    »Ach, du verschwendest deine Zeit. Daran hat mir nie gelegen.«
    Reiher gluckste. Ihre Augen funkelten. »Dir vielleicht nicht, aber mir. Jahrelang habe ich gelitten.
    Inzwischen habe ich dich fast liebgewonnen, und nun fühle ich mich besser.«
    Gebrochener Zweig wedelte geringschätzig mit den Händen, watschelte zum Feuer und wärmte sich die Finger. »Spar dir deine Worte. Ich habe Bärenjäger geliebt. Könnte ich die Zeit zurückdrehen …
    ich würde alles noch einmal genauso machen. Ich verbrachte viele schöne Jahre mit ihm.«
    »Warum bist du zurückgekommen? Du könntest jetzt in aller Ruhe im Zelt eines jungen Kriegers sitzen. Das wäre kein schlechtes Leben. Sie füttern dich durch für die Geschichten, die du ihnen von den alten Zeiten erzählst und für die Beaufsichtigung der Kinder.« Reiher massierte sich die Unterarme, um die verspannten Muskeln zu lockern. Der Druck in ihrer Brust nahm ständig zu. »Hier dagegen mußt du den Mund halten, Holz sammeln, kochen, Vorräte anlegen. Solche Arbeiten entsprechen so gar nicht deiner Natur, Gebrochener Zweig.«
    »Haheee! Was weißt denn du schon von mir? Entspricht nicht meiner Natur, sagst du? Ha!«
    Schimpfend wackelte sie mit ihrem dürren Zeigefinger. »Ich sah seine Augen, Reiher. Begreifst du?
    Der Traum der Wolfstraum. Er berührte meine Seele. Er hob mich hoch und ließ mich in einen eigenen Traum fallen.« Sie schüttelte den Kopf. »Für das Volk bin ich zurückgekommen, für ihn.
    Damit du ihn alles Nötige lehren kannst.«
    »Warum ich? Du magst nicht einmal…«
    »Schweig, alte Hexe. Gleichgültig, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, du bist noch immer die Beste. Die einzige Träumerin des Volkes, die ihre Magie lehren kann.«
    Reiher massierte ihre Stirn. Die Zeit rückte näher. Ihr Magen verkrampfte sich vor Angst. »Er wird große Kräfte erlangen und eines Tages mächtiger sein als ich. Falls er überlebt.«
    Mit krachenden Knochen ging Gebrochener Zweig

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