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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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mehr da, um dir aufzuhelfen.«
    Grauer Fels nickte, humpelte zur Felltür und duckte sich. Im fahlen Morgenlicht blickte sie hinüber zu der Stelle, an der Krähenrufer seine Gefolgsleute um sich scharte. »Ich seh dich oben zwischen den Sternen«, flüsterte sie und verzog ihr runzliges Gesicht zu einem traurigen Grinsen, bevor sie zu dem alten Schamanen hinübertrottete.
    Gebrochener Zweig blickte ihr nach. Der vertraute Schmerz eines endgültigen Abschieds schnitt in ihr Herz.

KAPITEL 6
    »Wolfsträumer?«
    Der im Licht läuft wandte sich um und sah Hüpfender Hase auf sich zukommen. Die, die an seinen Traum glaubten, hatten ihm diesen neuen Namen gegeben. Rabenjäger nannte ihn jedoch einen albernen Jungen. Seit ihrer Kindheit standen sich die beiden Brüder fast feindselig gegenüber, und das bewies sich oft.
    »Die Leute sind abmarschbereit.«, berichtete Hüpfender Hase. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Tage sind kurz.«
    »Ich weiß.« Der im Licht läuft konnte seine Augen nicht von der Gruppe losreißen, die sich um Krähenrufer sammelte. So viele Freunde befanden sich darunter, sogar Tanzende Füchsin. Der Schmerz legte sich wie ein Würgeband um sein Herz. »Ich bin soweit.«
    Stirnrunzelnd sah Hüpfender Hase in dieselbe Richtung. »Du kannst nichts daran ändern. Sie gehört ihm. Ihr Vater gab sie ihm als Gegenleistung für eine Gesundbetung. Sie muß die Schuld bezahlen.
    Das ist nun einmal so.«
    »Ich weiß. Trotzdem quält mich das Gefühl, dies sei meine letzte Chance. Wenn ich jetzt nicht hingehe und sie ihm wegnehme, dann …«
    »Das Gefühl kenne ich. Meine erste große Liebe nahm einen anderen zum Mann. Nun, ich machte mir als Jäger einen Namen. Später, bei der Erneuerungszeremonie, fand ich eine andere Frau. Du wirst sehen, es geht vorbei.« Begütigend klopfte ihm Hüpfender Hase auf die Schulter, dann ging er zurück und verschwand in seinem Zelt.
    Der im Licht läuft wollte plötzlich alleine sein. Er stapfte über eine gewaltige Schneewehe und befand sich bald außer Sichtweite des Lagers. In seinem Innern tobte die Angst. Sein Leben lang verfolgten ihn fremde Gesichter und Stimmen im Schlaf. Aus den Tiefen seiner Seele riefen sie nach ihm.
    Besonders deutlich hörte er eine Frauenstimme. Er hatte das merkwürdige Gefühl, als begäbe er sich nun auf die Suche nach ihr. Das verstärkte seine Angst noch.
    Einbildung oder Wirklichkeit? Führe ich mein Volk auf den Weg eines Traumes, oder führe ich es in den Tod? Der Wolf war zu ihm gekommen, dessen war er sich inzwischen sicher. Trotzdem quälten ihn unausgesprochene Zweifel. Sein Unterbewußtsein flüsterte ihm Worte zu wie Betrug und Zauberei. Hatte ihn ein Träumer der Anderen mit einem Fluch belegt? Hatte er ihm diesen Traum geschickt, um ihn zu vernichten?
    Der im Licht läuft blickte über das unendlich scheinende, wie ausgestorben daliegende Land.
    Schneewolken wogten wie Nebelschleier am Himmel, aufgewühlt von der eisigen Brise. Vor den weißleuchtenden Wolken zogen die dunklen Silhouetten krächzender Raben vorbei. Im ersten Sonnenstrahl glänzte ihr mitternachtsschwarzes Gefieder wie gleißendes Silber.
    »Wolf?« rief er leise. Die Pelzhaare seines Umhangs sträubten sich im Wind. »Laß mich dort draußen nicht allein. Hilf mir.«
    »Der im Licht läuft?« hörte er plötzlich eine süße Stimme hinter sich. Er kannte diese Stimme er würde sie noch nach Tausenden von Langen Finsternissen erkennen, selbst wenn er längst oben beim Volk der Sterne wohnte. Mit geschlossenen Augen flüsterte er: »Bist du gekommen, um dich zu verabschieden?«
    Sie stellte sich dicht neben ihn. Seufzend öffnete er die Augen. Trotz ihres vom Hunger entsetzlich mageren Gesichts sah sie wunderschön aus. Ihr hüftlanges schwarzes Haar hing unter der Kapuze hervor.
    Ihre Blicke trafen sich. Die Miene der Frau blieb undurchdringlich, aber ein Aufblitzen in ihren Augen erinnerte ihn an das Blinken einer Messerspitze. Ihm war, als warte sie auf den letzten tödlichen Schlag ihres Herzens.
    »Komm mit uns«, bat er sie.
    Sie öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Aus ihren Augen sprachen Kummer und Angst. Rasch senkte sie den Blick und starrte auf den sich wellenförmig bewegenden Schnee. Endlich brach sie das Schweigen: »Er würde mich umbringen. Er besitzt… Teile meines Körpers. Dinge, die ihm Macht über meine Seele verleihen. Ginge ich mit dir, könnte ich euch allen Verderben bringen. Er

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