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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Kreis innerhalb eines Kreises ist, würden sie das Große Eine niemals vergessen. Niemals wieder durfte die Welt auseinanderbrechen und sich teilen, wie es mit der Ersten Welt geschehen war. Darum brauchen wir einen Träumer. Er muß den Großen Tanz tanzen, der die Spirale als Ganzes zusammenhält.«
    »Steckt darum soviel Macht in ihr? Weil sie die Menschen an die Wanderung aus der Ersten Welt erinnert?« Mit gerunzelter Stirn blickte Reizende Wapiti die Spirale an.
    Weißes Kalb nickte. Ein sanftes Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Mehr als das, Mädchen. Die Spirale ist das mächtigste aller Symbole. Die Spirale ist das Leben. Sie ist die ganze Schöpfung, alles innerhalb von sich selbst: Einheit. Anfang und Ende und der Übergang dazwischen. Es sind die Kreise innerhalb der Kreise. Das Große Eine, das Ganze, vom Großen Weisen im Himmel bis hinunter zum kleinsten Samen- oder Staubkorn. Alles und nichts. Eins.«
    »Eins.« Das Echo dieses Worte hallte in Kleiner Tänzers Kopf nach. Für einen winzigen Augenblick flackerte eine Vision auf und veränderte seinen Blick. Ein wenig benommen senkte er den Kopf auf die Knie. Er schloß die Augen, Bilder der Spirale brannten hinter seinen Lidern, drehten sich, verwoben sich, umgaben seine tiefste Seele. Weißes Kalbs schrille Stimme durchzuckte seinen Geist: Sie ist die ganze Schöpfung, alles innerhalb von sich selbst: Einheit.
    Zu schwer gearbeitet heute, belog er sich. Hätte nicht so schwer tragen sollen. Das kommt nur von der Erschöpfung. Er schüttelte den Kopf, als wolle er die Bilder abschütteln, die Weißes Kalb mit ihrer Geschichte heraufbeschworen hatte. Als er wieder aufblickte, war Weißes Kalb aufgestanden und hatte eine angespannte Haltung eingenommen. Ihren scharfen Augen war nicht die kleinste Kleinigkeit in seinem Verhalten entgangen. Abwehrend erwiderte er ihren Blick.
    Seufzend bewegte die alte Frau die zahnlosen Kiefer und ließ sich wieder auf ihre Decke sinken. »Was glaubst du, wie lange du hier bleiben wirst?«
    Noch immer leuchteten Reizende Wapitis Augen von dem Zauber, den die Erzählung der alten Frau bei ihr hinterlassen hatte.
    Unverwandt starrte sie auf das große Felsbild. »Ich weiß es nicht.
    Bis meine Mutter mir sagt, daß sich Blutbär mit anderen Dingen beschäftigt.«
    »Blutbär?« Kleiner Tänzers Gesicht verfinsterte sich.
    Zwei Rauchwolken zog an seiner Pfeife. Er saß noch immer unverändert an die Wand der Höhle gelehnt. »Anscheinend hat der Anführer des Rothand-Volkes Interesse an Reizende Wapiti, seit sie eine Frau geworden ist. Er möchte ihr Gewalt antun.«
    »Aber Vergewaltigung …«
    Zwei Rauchwolken kratzte sich an der Nase. »Bei dem Rothand-Volk macht sich ein Mann, der eine Frau zwingt, lächerlich. Welcher Mann möchte schon Zielscheibe des Spottes werden, weil er nicht imstande ist, die ersehnte Frau für sich zu gewinnen? Glaube mir, eine Frau, der man Gewalt angetan hat, würde es allen erzählen!
    Die Männer würden den Vergewaltiger aus ihrer Gemeinschaft ausstoßen. Die Frauen würden ihre Röcke heben und ihn verhöhnen.
    Die Kinder würden ihn mit Mist bewerfen und auf seine Habseligkeiten urinieren. Wer kann so ein Leben ertragen? Der letzte Mann von dem ich weiß, daß er eine Frau vergewaltigt hat, war anschließend so beschämt, daß er nackt in einen Schneesturm hinausging. Er wollte lieber sterben, als so weiterzuleben.«
    »Warum sollte Blutbär so ein Risiko eingehen?« fragte Hungriger Bulle und blickte erstaunt von seinen Werkzeugen auf, die er einer gründlichen Überprüfung unterzog.
    Zwei Rauchwolken hob die Hände. »Blutbär ist der Hüter des Wolfsbündels. Diese Stellung verleiht ihm gewisse Privilegien.
    Reizende Wapiti kann zu jedem Mann nein sagen zu jedem Mann, nur nicht zum Hüter des Wolfsbündels. Sich dem Hüter zu verweigern, bedeutet, das Wolfsbündel abzulehnen. Hüter und Macht sind eins. Verstehst du?«
    »Das Wolfsbündel.« Kleiner Tänzer verspürte ein schmerzhaftes Ziehen im Herzen. Er wußte, seit der Beleidigung und dem Diebstahl des Wolfsbündels war dieser gequälte Ausdruck in Zwei Rauchwolkens Gesicht eingemeißelt bis zu jenem Tag, an dem er sterben würde.
    »Das ist nicht in Ordnung«, beharrte Hungriger Bulle. Er sprach stets ein seltsam gespreiztes Anit'ah.
    Prüfend hob er eine marmorierte Achatspitze ins Licht und betrachtete sie eingehend.
    Auf der geriffelten Oberfläche des Steins brach sich der Feuerschein und ließ ihn aufblitzen wie poliertes

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