Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers
ich…«
»Niemals!«
»Fragen wir die Leute.« Er drehte sich um, bevor sie auch nur etwas sagen konnte. »Wie ist es? Wäre es euch nicht recht, wenn wir zusammenarbeiten? Wäre es euch nicht recht, wenn sich die Führung vereint…«
»Niemals!« beharrte sie und kam auf ihn zu. »Du faßt mich niemals an! Niemals bekommst du mich auf dein Lager!«
»Und so führst du die Leute? Du trennst sie vom Hüter des Wolfsbündels? Vielleicht, Tangara, läßt du dich von deinen Gefühlen täuschen. Ich bat dich, mich zu heiraten, mit mir zur Hüterin des Wolfsbündels zu werden. Und du weist diese Ehre zurück? Du trittst das Vertrauen des Volkes in den Schmutz?«
In die Enge getrieben, blickte sie sich um. Sie versuchte herauszufinden, wo und wann sie ihren Vorteil verloren hatte und bemerkte die ratlosen Mienen der Menschen, für die dieser Antrag nichts Bedrohliches an sich hatte.
Haßerfüllt starrte sie ihn an. Er genoß ihre offensichtliche Unsicherheit. Ja, jetzt hatte er sie in der Falle. Einfach köstlich! Er hatte seine Macht nicht verloren. Noch immer konnte er die Leute manipulieren. Sie würde ihn abweisen - er las es in ihren Augen -, doch damit würde sie ihre Position untergraben.
Zugegeben, die seine wurde dadurch nicht gefestigt, aber immerhin hatte er die Katastrophe erst einmal abgewendet.
»Du weißt« - ihre Stimme klang beinahe wehmütig - »damit ist es dir wieder gelungen, einen Keil zwischen die Leute des Rothand-Volkes zu treiben. Du hast zerstört, was ich mühsam aufgebaut habe.«
In gespielter Unschuld hob er die Hände. »Ich bin nur gekommen, um eine Frau zu heiraten, die des Wolfsbündels würdig ist. Es stimmt, ich mußte dich zuerst einer unangenehmen Prüfung unterziehen.
Ich mußte wissen, ob du stark genug bist. Du hast die Prüfung bestanden. Wenn du nun mir, und damit deinem Volk, den Rücken kehrst, nun ja, ich kann mir nicht vorstellen, daß du …«
»Du… du Made«
Er ging ein sinnloses und überflüssiges Risiko ein und schlug ihr ins Gesicht. Die Leute schrien auf.
Doch kein Speer bohrte sich in seinen Rücken, und er wußte, für den Augenblick war er der Sieger.
Sei vorsichtig, Dummkopf! Ein paar von diesen Idioten verdanken ihr das Leben. Leg dich ins Zeug, bevor sie sich wieder fängt.
Setze das Wolfsbündel gegen sie ein!
»Das also ist deine ehrliche Meinung. Der Hüter des Wolfsbündels ist eine Made?« Er blickte sich um und stellte fest, daß Tangara wie gelähmt war. Sie konnte nicht reagieren. Sie nahm ihre Hand von den Lippen und starrte sprachlos auf das herabtropfende Blut.
»Seht selbst, mein Volk. Sie hat euch begeistert. Sie ist gerissen, ja, das stimmt. Aber sie hat die Macht des Wolfsbündels beleidigt - dürfen wir uns von so einer Person führen lassen?« So ist es gut, spiele mit ihrer dummen Anhänglichkeit an das Wolfsbündel. Darauf läßt sich aufbauen! Er hielt das heilige Bündel hoch und bewegte es im Feuerschein hin und her.
Beim Anblick des Wolfsbündels schmolz der Widerstand in den Augen der Leute sichtlich. Für einen solch entscheidenden Moment hätte er es ein wenig aufpolieren, vielleicht ein bißchen neue Farbe auf das abgestoßene, schäbige Fell auftragen sollen. Noch immer zögerten einige. Unsicher blickten sie von Tangara zum Wolfsbündel, das er noch immer hoch über seinen Kopf hielt.
»Laßt euch nicht täuschen!« schrie Tangara, die sich wieder in der Gewalt hatte.
»Wer unter euch noch zögert«, fuhr Blutbär fort, »der sollte gut nachdenken. Warum ist das Wolfsbündel jahrelang bei mir geblieben?
Hmm? Heilige Bündel besitzen Macht.« Zumindest glaubt ihr das, ihr Dummköpfe. »Gibt es jemanden unter euch, der seine Treue zum Wolfsbündel um Tangaras Führungsanspruch willen leugnet?«
Jetzt hatte er sie! Die letzten Zaudernden leckten sich unsicher die Lippen oder senkten verwirrt die Augen.
»Denkt nach!« rief Tangara. »Vergeßt nicht, was wir erreicht haben! Du, Fetter Hirsch, du, Hohe Föhre, du, Grüne Schlange, erinnert ihr euch, wie oft ich den Verlauf eines Kampfes noch herumgerissen habe? Wer tanzte mit der Macht und jagte das Kleine-Büffel-Volk davon? Kehrt ihr dieser Macht den Rücken?« Sie drehte sich im Kreis, ein Feuer loderte in ihren Augen. »Ich frage dich, Blutbär, wie viele Angehörige des Kleine-Büffel-Volkes hast du im letzten Jahr aus diesem Land vertrieben? Zähl sie auf!«
»Mehr, als du dir vorstellen kannst«, erwiderte er selbstgefällig.
»Sag mir eins, Tangara. Was
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