Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
die alte Frau schien das nicht zu stören - sie glaubte an ihn. Und wenn sie nun tatsächlich seine Großmutter war}
    Trotzdem, sie brauchte ihn nicht ständig zu beobachten.
    Manchmal fühlte er sich wie eine unter der Nase eines Kojoten trippelnde Maus. Der Kojote wartete mit aufgerissenen Kiefern, stets bereit, nach ihm zu schnappen. Er wußte nie, wann die schweren Pranken zuschlagen und ihn ins Gras schmettern würden.
    Auch Zwei Rauchwolken war ihm keine große Hilfe. Der Berdache sprach kaum noch - er hatte die Beleidigung des Wolfsbündels nie verwunden. Berdachen lebten zwischen den Welten, aber sie dienten nicht nur als Vermittler zwischen Männern und Frauen, sondern fühlten auch die Wege magischer Mächte und konnten sowohl das Reich der Geister als auch die reale Welt wahrnehmen.
    Die Schändung des Wolfsbündels hatte Zwei Rauchwolken bis auf den Grund seiner Seele erschüttert.
    Sein Leben hatte jeden Sinn verloren.
    Ich bin eine erbärmliche Kreatur. Mutter? Warum bist du gegangen und hast mich diesem Leben überlassen? Warum hast du aufgegeben?
    Wo bist du, Mutter? Komm zurück zu mir! Nimm mich mit!
    Kleiner Tänzer trat zwischen den Felsen heraus. Von diesem Vorsprung aus konnte er bis zum Horizont im Westen blicken. Dort, zwischen den nach Osten ziehenden Wolken, blinkten und tanzten die winzigen Lichtpunkte des Sternennetzes. Im Osten verhüllten Wolken den Himmel. Er konnte sich die tiefschwarze Dunkelheit über dem Moon River und den Orten seiner Kindheit gut vorstellen.
    Blickte auch Schwerer Biber heute nacht hinauf zum Himmel? Sah auch er dasselbe finstere Firmament und wunderte sich darüber?
    Wütend stampfte Kleiner Tänzer auf einen niedrigen Salbeistrauch.
    Befriedigt sog er den aus den blaugrünen Blättern aufsteigenden scharfen Geruch ein, als er die samenschweren Stengel zerquetschte.
    Sie hatten einen Gefangenen aus ihm gemacht. Sie hielten ihn wie einen kleinen Vogel in einem zu engen Käfig. Weißes Kalb, Mächte und Träume, die Verfluchung durch Schwerer Biber, alles richtete sich gegen ihn.
    Wieder trat er heftig gegen einen Salbeistrauch. Er fühlte sich wie befreit und glücklich, sich einmal rächen und einem anderen Geschöpf weh tun zu können. Dieser Tritt galt Schwerer Biber. Der war für die Träume und Weißes Kalb. Er trampelte auf allem herum, was ihn zu einem erbärmlichen, von anderen nur ausgenutzten Menschen machte. Immer stärker wurde sein Verlangen zu verletzen, sich zu rächen für alle Enttäuschungen und Frustrationen, mit denen er leben mußte.
    Mit einem Stock drang er in das Salbeidickicht vor und knüppelte auf die Sträucher ein. Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen. Er ging mit seinem Knüppel auf eine kleine Föhre los und stellte sich vor, Weißes Kalb und Schwerer Biber in einer Person vor sich zu haben. Brüllend straffte er die Muskeln und griff an.
    Krachend zerbrach der Stock unter der Heftigkeit seines Wutanfalls. Er bückte sich, hob große Steine auf, bombardierte damit den Baum und beobachtete voller Freude die unter dem Aufprall schwingenden und brechenden Zweige. Lauthals jubelte er über den Triumph, der seinen rasenden Körper zu höchsten Anstrengungen trieb.
    Endlich ließ er erschöpft ab. Seine Brust hob und senkte sich schwer, er hatte sich völlig verausgabt.
    Seine Muskeln zitterten.
    Erst jetzt merkte er, wie trocken sein Mund war. Seine Kehle brannte vor Durst. Ein hämmernder Schmerz pochte in seinen zerschundenen Händen. Bei dem Versuch, große Steinbrocken aus dem Boden herauszuziehen, hatte er sich die Haut aufgerissen. Er begann die Kälte der Nachtluft auf seinen schweißnassen Wangen zu spüren.
    Abwartend, still und geduldig hüllte ihn die Nacht ein. Die Dunkelheit war vertraut mit sinnlosen Wutanfällen halbwüchsiger Burschen und ihrem schamlosen Benehmen.
    Unsicher blinzelte Kleiner Tänzer zu dem Opfer seiner Angriffslust hinüber. Das Abreagieren seiner Wut schien keinerlei Auswirkungen auf die Föhre gehabt zu haben. Schemenhaft stand sie vor ihm, beherzt seiner Gewalttätigkeit trotzend. Der Schleier der Dunkelheit verhüllte jede Narbe, die er ihren biegsamen Zweigen zugefügt hatte. Niedergeschlagen senkte er den Kopf und rieb sich den Nacken.
    Die plötzliche Stille legte sich drückend auf ihn.
    Warum nur lassen sie mich nicht in Ruhe?
    Ein Schatten löste sich aus der Finsternis.
    Kleiner Tänzer schnürte es die Kehle zu. Ein Angstschauder überlief ihn. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    Lautlos

Weitere Kostenlose Bücher