Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
1
Es WAR nie meine Absicht, ihn umzubringen . Ich meine, ihn tatsächlich umzubringen. So richtig umzubringen.
Am Anfang war es nämlich nur ein Witz gewesen. Ungefähr so: Saßen zwei Frauen in einem Coffeeshop und unterhielten sich über ihre diversen Beziehungskatastrophen … Und als dann Carltons Name fiel, durchfuhr mich ein so heftiger, stechender Schmerz, dass ich mir unwillkürlich an den Bauch fasste und mich vergewisserte, dass mich niemand mit einem Messer aufgeschlitzt hatte.
Das war der Moment, in dem ich zu meiner besten Freundin Heather sagte, dass ich ihn umbringen wollte.
»Ich verstecke die Leiche«, meinte sie und nippte mit Unschuldsmiene an ihrem Cappuccino. Wir kicherten wie alberne Schulmädchen. Doch dann tat Heather etwas, das sie noch nie getan hatte. Sie legte mir ihre Hand auf die Schulter und bedachte mich mit einem ganz besonderen Blick. Einem dieser Mitleidsblicke. Die Art von Blick, mit der man einen verletzten, leidenden Hund anschaut, ehe der Tierarzt ihn einschläfert. Sie zog ihre Stirn hoch und sagte: »Du musst jetzt stark sein, Maddy.«
Und da wusste ich, dass es mir ernst damit war, ihn umzubringen.
Eine Stunde später waren Heather und ich getrennter Wege gegangen, und ich durchstöberte die Gartenbuchabteilung von Half Price Books. Ich suchte etwas über Gifte, und dafür wollte ich nicht auch noch den vollen Preis bezahlen.
Ich war wütend. Rasend wild wirbelnd und unberechenbar wie ein Tornado. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund,
vielleicht sogar aus Angst, hatte mein Augenlid zu zucken begonnen. Wütend rieb ich mir das Auge und schlich zwischen den Regalreihen herum.
Ich nahm ein Buch von der Auslage. Auf dem Cover war eine Ratte abgebildet. Ich versuchte, mir Carltons Kopf auf dem Körper der Ratte vorzustellen, nur leider fiel mir dabei Carltons richtiger Körper wieder ein. Ich musste daran denken, wie wir Sex auf dem Küchenfußboden gehabt hatten, was bei uns ziemlich häufig der Fall gewesen war.
Erneut stürmte wilde Wut auf mich ein, und ich schüttelte den Kopf, versuchte, die Erinnerung loszuwerden. Schließlich war ich jetzt eine eiskalte Mörderin in geheimer Mission.
Ich schlug das Rattenbuch auf und blätterte darin.
4. Kapitel: Wie Sie lästige Schädlinge und Plagegeister ein für alle Mal ausmerzen.
»Gift selbst zubereiten: die natürliche Alternative«, las ich leise.
Bin ich wirklich dazu bereit, meinen Ex umzubringen? Ich errötete und sah mich argwöhnisch nach allen Seiten um, als ob ich erwartete, dass gleich ein paar Typen vom FBI hereingestürmt kämen, um mich zu verhaften - wegen geplanten Mordes mit Lavendel-Mäusespray.
Betont unauffällig schlenderte ich zur Kasse, das Buch unter den Arm geklemmt.
»Cash oder Karte?«, fragte der langhaarige Kassierer. Er strich sich über sein Ziegenbärtchen und sah mich fragend an. Aus seinen Klamotten waberte mir beißender Marihuanageruch entgegen.
Ich zwinkerte Mr Hanfblatt zu und schob einen Zwanziger über den Ladentisch. Ich hatte genügend einschlägige Filme gesehen, um zu wissen, wann Barzahlung angesagt war.
Regel Nummer eins, wenn man einen Ex-Verlobten umbringen will: niemals Spuren und Belege hinterlassen.
2
Es GAB da nur ein winziges Problem … Er war so schön! Nachdem wir zusammengezogen waren, konnte ich mich kaum daran sattsehen, wie er das Küchenfenster öffnete, den Aschenbecher auf die Fensterbank stellte, sich eine Zigarette anzündete und diese lässig aus dem Mundwinkel hängen ließ. Seine Bewegungen waren voller Anmut. Und wenn er mich anlächelte - dieses verführerische Lächeln, dieser kurze Blick zur Seite -, schwanden mir die Sinne, und ich hätte alles für ihn getan. Er war einer der wenigen Männer, für die ich mich vor einen Bus geworfen hätte. Und er ließ mich glauben, dass er für mich genau dasselbe tun würde.
Wir haben uns auf der Graduate School bei einer Happy Hour für junge, dynamische Berufseinsteiger kennengelernt. Eine dieser ganz zwanglos gehaltenen Veranstaltungen zum gegenseitigen Beschnuppern - ein zusammengewürfelter Haufen MBA-Studenten, die Jeans und Namensschilder trugen und Bier aus Plastikbechern tranken.
Wie kaum anders zu erwarten war, fand diese nette Geselligkeit in einem Irish Pub statt. Allerdings nicht in einem echten Irish Pub mit rotbackigen, herzhafte Lieder schmetternden Iren, schmuddeligem Fußboden und dem Geruch schalen Biers in der Luft. Nein, es war eines dieser schicken neuen, jedoch auf alt getrimmten
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