Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear

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während ihre Tränen flössen, versank sie wieder in Bewußtlosigkeit.
    »Es ist alles gut«, versicherte er tröstend und preßte sie fest an sich. »Du bist in Sicherheit.«

KAPITEL 10
    Weiße Esche glitt schwebend auf einer Strömung der Wärme, ihre Gedanken waren ungeordnet und wirr. Ein beißender Gestank nach Schwefel und aggressiven Mineralien stach ihr in die Nase.
    Der Alptraum begann von vorn. Sie schrie auf. Drei Bullen würgte sie bis zu ihrer völligen Unterwerfung, sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Wange. Noch einmal erlebte sie die Qual seines Eindringens in ihren Körper. Gespenstische Bilder vom Überfall des Wolfsvolkes auf das Lager des Weißlehm-Stammes suchten sie heim. Sie schluchzte verzweifelt.
    »Nichts ist mir geblieben«, wimmerte sie. »Alle Schönheit ist aus der Welt verschwunden. Nur die Qual ist geblieben. Nur Leid, Hunger und Kälte.«
    »Um weiterzuleben, mußt du wiedergeboren werden«, flüsterte eine tiefe Stimme in ihrem Kopf.
    Ihre Seele erbebte vor Angst. Bruchstücke ihres Traums tauchten auf und verflüchtigten sich wirbelnd wie Rauchfahnen im Wind. Goldene Lichtstreifen durchdrangen den grauen Dunst. Die Honigsüße des Großen Einen begann sie einzuhüllen. Aus dem goldenen Glanz formte sich das Gesicht des gutaussehenden jungen Mannes. Unter seinem strahlenden Lächeln öffnete sich ein Weg zu ihrem Herzen.
    »Das Wolfsbündel wartet auf dich, Mutter des Volkes. Bereite dich vor. Erkenne dich selbst. Die, die war, ist nicht mehr. Um zu wissen, mußt du lernen. Um zu fühlen, brauchst du Erfahrung. Um zu träumen, mußt du hoffen. Alles andere ist Phantasie und Einbildung… Illusion. Der Weg muß aus dem Wissen der Vergangenheit kommen, das Leid aus der Gegenwart und die Hoffnung aus der Zukunft.
    Alles, was dich umgibt, ist Illusion. Wie ein Speer aus rohem Holz, Stein, Federn und Darm gearbeitet wird, so wird auch ein Anführer des Volkes geformt. Die Macht des Träumers entspringt seiner Stärke.
    Wie ein Speerschaft, der im Feuer gehärtet wird, kannst du stärker werden als du bist… oder schwächer.« »Du sprichst in Widersprüchen.«
    Die Sonne leuchtete aus seinen Augen, der goldene Glanz vertiefte sich. Das Große Eine pulsierte.
    »Gegensätze, gut und böse, hell und dunkel, sind die Quelle des Lebens… und Illusion. Nur im Großen Einen gibt es keine Gegensätze. Nur das Große Eine ist die Wirklichkeit. Alles, was ist und nicht ist.
    Bereite dich vor, suche das Bündel. Mit seiner Hilfe wirst du das Große Eine erfahren. Du mußt dich vorbereiten. Die Saat der Zukunft wird durch deine Worte gepflanzt, durch deine Taten trägt sie Früchte, Mutter des Volkes. Nur du kannst den Traum erneuern.« »Wer bist du?«
    Er lachte. Feurige Strahlen schössen wie Speere in einen goldenen Wald und hüllten ihn in Flammen, die von Ast zu Ast tanzten. Das Bild des brennenden Waldes verschmolz mit einer seltsam warmen Vision eines von einem Blizzard heimgesuchten Landes aus Schnee und Eis. Ein junger Mann hob ein Wolfsherz an seinen Mund und saugte gierig das warme Blut aus dem dampfenden Muskel.
    Wolfstraum! erklang das Echo der Stimme einer alten Frau unheimlich aus dem dichten Schneetreiben.
    Das Bild wechselte, der Sturm verflüchtigte sich im goldenen Nebel, und ein junger Mann erschien. Er kniete auf einer Lichtung inmitten bizarrer Felsen. Vor ihm lag der Kadaver eines schwarzen Wolfes.
    Der Mann streckte die Hände aus und schnitt das Herz aus dem Körper des Tieres, während das ihn umgebende Licht hell leuchtend schimmerte. Weiße Esche fühlte die Erneuerung der Macht. Ihr war, als würden unzählige Seelen in Jubel ausbrechen. Das Herz, von dem jungen Mann dem nächtlichen Himmel dargeboten, begann wie ein Stern zu strahlen und stieg in einem funkelnden Dunst in die Höhe.
    Sie fühlte sich mit hochgehoben, hoch oben neugeboren durch die Macht des glühenden Mannes aus Licht. Wie ein Adler blickte sie auf die unter ihr liegende Welt. Trotz der Dunkelheit sah sie sich selbst in einer heißen Quelle baden. Sie flog wie ein Vogel, getragen von seinen warmen, Sicherheit bietenden Armen.
    »Mutter des Volkes, alles, was war, ist nicht mehr. Du bist erneuert durch das Wasser, wiedergeboren wie der Samen, welcher der Erdenmutter gegeben wird und zum Leben erwacht durch das Wasser des Himmels.«
    Sie drehte den Kopf und sah flammende Flügel. »Großer Donnervogel«, flüsterte sie. »Ich bin tot.«
    ^Wiedergeboren « flüsterte der Große Donnervogel und