Die Hurenschule: Erotischer Roman (German Edition)
Kapitel 1
„Wir leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert!“
Vor Zorn stapfte Cordelia mit dem Fuß auf, was bei ihren Eltern jedoch keine nennenswerte Reaktion hervorrief. Ihre Mutter saß kerzengerade auf dem Rand des Sofas, blass und vornehm, wie es sich für eine Lady gehörte, während Lord Elsebutty neben dem Lehnstuhl stand, in dem vor ihm bereits drei Generationen Lords gesessen hatten, und streng dreinblickte.
„Ich lasse mich nicht verschachern wie eine Kuh!“, schrie Cordelia aufgebracht. „Schon gar nicht an irgend so einen knochentrockenen uraltadligen Langweiler, der aus allen Knöpflöchern staubt, wenn man ihm auf die Schulter klopft.“
Lord Homer Elsebutty verzog keine Miene, obwohl ihn die Anspielung ärgern musste, denn er selbst zählte bereits fünfundsechzig Lenze und war nach Ansicht seiner Tochter längst jenseits von Gut und Böse. Und ohne es zu wirklich zu wissen, hatte sie tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen, denn Lord und Lady Elsebutty hatten ihre ehelichen Pflichtübungen kurz nach Cordelias Geburt eingestellt. Das lag zum einen daran, dass Lady Bernadette zu diesem Zeitpunkt bereits vierzig Jahre alt gewesen war und während der gesamten Schwangerschaft unter diversen Komplikationen gelitten hatte. Die Ärzte hatten ihr nach der Entbindung dringend von einer weiteren Schwangerschaft abgeraten.
Zum anderen verzichtete das Ehepaar Elsebutty auf die ehelichen Freuden, weil sie beide dabei nicht das empfinden konnten, was die Redewendung implizierte, nämlich Freude. Es waren leidige Pflichtübungen, die sie absolviert hatten, in der Hoffnung, noch einen zweiten Sohn zu zeugen. Diese hatte sich nicht erfüllt, und nun nahmen sie mit dem Sohn und der Tochter vorlieb, die ihnen das Schicksal geschenkt hatte, und verzichteten bereitwillig darauf, sich gegenseitig in ihren Schlafzimmern zu besuchen.
Ihre überschüssigen Energien verprasste Lady Bernadette lieber mit ihren Bridgedamen, mit denen sie sich traf. Sir Homer hingegen frönte der Jagd und dem schottischen Whisky, wobei man der Rangfolge nach den Whisky eigentlich an erster Stelle nennen sollte.
Vor drei Jahren hatte man die Hochzeit des jungen Lord Jonathan-Homer Elsebutty mit der Tochter eines reichen Industriellen gefeiert. Eliza Wintrope, jetzige Lady Elsebutty, von Mutter Natur ziemlich gemein behandelt, war mit Mitte dreißig verzweifelt genug gewesen, einen Vollidioten wie John-Homer Elsebutty zu heiraten. Die Ehe war dennoch ein Erfolg, da Eliza gerade ihr erstes Kind erwartete. Lord und Lady Elsebutty hofften, dass die Linie der Elsebuttys damit vorerst erhalten blieb.
Da sie ihr Sorgenkind Nummer eins unter der Haube wussten, befanden es Lady und Lord an der Zeit, nun auch ihre Tochter auf den rechten Weg und an den richtigen – nämlich adligen - Mann zu bringen.
Zu diesem Zwecke hatte sich Lord Elsebutty umgetan und den Sohn eines Jagdfreundes ausgegraben. Nach gründlicher Prüfung und Abwägung finanzieller und gesellschaftlicher Verhältnisse waren die Väter sich einig, dass beide Familien in allen Punkten von der Verbindung profitierten. Jetzt galt es, die beiden Betroffenen von der Entscheidung der Väter in Kenntnis zu setzen, was bei dem zukünftigen Bräutigam wohl auf keine Gegenwehr gestoßen war. Die zukünftige Braut hingegen wehrte sich mit Vehemenz gegen die Heiratspläne.
„Ich werde diesen vertrockneten Typen nicht heiraten!“, verkündete Cordelia gerade, wobei sie kämpferisch das Kinn vorreckte. „Von mir aus enterbt mich oder stoßt mich aus dem Familienverband. Das ist mir alles egal! Ich werde diesen Menschen jedenfalls nicht heiraten.“
„Sei nicht albern“, erwiderte Homer Elsebutty, wobei sich nun doch eine Spur Ärger in seinen Ton mischte. „Der junge Lord Knightsburn ist eine hervorragende Partie. Er wurde in St. Annes erzogen und hat in Oxford studiert. Du wirst einen kultivierten, gebildeten Gatten erhalten, der dir zudem das bequeme und finanziell gesicherte Leben garantiert, das du bisher geführt hast.“
„Und der trotzdem bereit ist, eine junge Frau mit schlechtem Ruf zu ehelichen“, konnte es sich Lady Bernadette nicht verkneifen, ihrer Tochter unter die Nase zu reiben.
„Von mir aus kann sein Arsch aus Gold sein, ich werde den Typen trotzdem nicht heiraten!“, lautete die patzige und so gar nicht ladylike Antwort ihrer Tochter, die den Lord und dessen Gattin wie unter einem Nadelstich zusammenzucken ließ. „Den nicht und sonst keinen.
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