Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
überrascht, daß du es nicht weißt. Wir sahen Wapitihorn vorbeiflitzen «
    »Wapitihorn?« Instinktiv umklammerte Dachsschwanz' Hand die Kriegskeule. Wenn ein so erfahrener Krieger wie Wapitihorn Hals über Kopf davonrannte, mußte sich Cahokia in großer Gefahr befinden. Aber konnte das den Tatsachen entsprechen? »Wo ist Petaga?«
    Wanderer deutete auf nicht allzuweit entfernte Felsen. »Da drüben, würde ich meinen. Zumindest hat Gekreuzter Schnabel mir das vor einiger Zeit gesagt. Am besten gehst du schleunigst nach Cahokia, Dachsschwanz, sonst ist Petaga noch vor dir dort.«
    Dachsschwanz reckte das Kinn. Hatten sich die Dinge so schrecklich entwickelt? Waren seine Truppen nicht einmal imstande gewesen, Petaga wenigstens ein paar Tage aufzuhalten?
    »Also, es freut mich, gesehen zu haben, daß du noch am Leben bist, Dachsschwanz.« Mit einem herzlichen Lächeln ging Wanderer an Dachsschwanz vorbei und hakte Wühlmaus unter. »Wühlmaus und ich müssen jetzt weiter.«
    Munter und gelassen ging Wanderer mit Wühlmaus in Richtung Westen davon. Flöte starrte Dachsschwanz mit offenem Mund fassungslos an.
    Gereizt fuchtelte dieser mit der Hand. »Schon gut, halt sie auf.«
    Flöte rannte, seine Kriegskeule schwingend, los. Dachsschwanz schien das nicht weiter zu interessieren. Sein Blick kehrte zu den Felsen zurück. War Petaga wirklich da oben? So nah bei Cahokia?
    Unverwandt starrte er auf die Felsen. Er entdeckte feinen Staub, der in einem hauchzarten Grau in den blauen Himmel aufstieg.
    Sein Magen verkrampfte sich als spüre sein Körper, was seine Seele zu glauben sich weigerte.

KAPITEL 38
    Flechte stapfte die nach Minze riechende Uferböschung des Cahokia Creek hinauf. Bei den ersten Häusern am Dorfrand blieb sie stehen und sah sich neugierig um. Die Umrisse der Hügel hoben sich deutlich in der Abenddämmerung ab. Ein paar Kinder rannten auf den Wegen, die mitten in das Labyrinth der Häuser führten.
    Ehrfürchtig und ängstlich zugleich schaute Flechte auf das Dorf. So viele Häuser hatte sie noch nie gesehen. Ringsum erblickte sie struppige Strohdächer. Wie konnten so viele Menschen auf so engem Raum leben?
    Sie faßte sich ein Herz und ging weiter. Die Leute, an denen sie vorbeikam, beachteten sie kaum - aber wie sollten sie auch bei so vielen Menschen jedes Kind aus dem Dorf kennen? Bei diesem Gedanken empfand sie eine tiefe innere Leere. Wie lebte es sich an einem Ort, wo man nicht alle Bewohner kannte? Wenn sich ein kleines Mädchen verletzte und um Hilfe rief, kam dann ein Fremder und rettete das Kind? Die Vorstellung, es könne niemand kommen, ließ Flechte erschauern.
    Sie kam an einer alten Frau vorbei, die vor ihrem Haus saß und einen mit Hundehaaren gefüllten Korb neben sich stehen hatte. Sie kämmte die Haare aus, die wahrscheinlich in die wunderschöne Decke eingearbeitet werden sollten, die halbfertig im Webstuhl zu sehen war. Die Pracht der Farben erstaunte Flechte. Unter den verschiedenen Rottönen stach besonders ein strahlendes Purpur hervor, das im hellen Tageslicht überwältigend leuchten mußte. Tauschte der Sonnenhäuptling diese Farbstoffe bei Händlern ein? Oder konnten seine Handwerker Farben derart kunstfertig mischen und zusammenstellen? In Redweed Village konnte das jedenfalls niemand. Flechte hätte fast alles darum gegeben, ein Kleid aus einem in dieser herrlichen Purpurschattierung gefärbten Stoff zu besitzen.
    Beim verlockenden Duft einer mit Mais angereicherten Fischsuppe lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Ihr leerer Magen knurrte vernehmlich.
    Undeutlich, als käme es von außerhalb des Dorfes, hörte sie schwaches Hundegebell.
    Eingeschüchtert blickte Flechte auf die Hügel. Sie ragten auf wie kleine Berge. Sie fühlte sich eingeengt und glaubte beinahe, keine Luft mehr zu bekommen. Auf den meisten Hügeln standen große Häuser, orangefarbenes Licht erhellte die Fenster. Wanderer hatte ihr einmal erzählt, die Sonnengeborenen legten die Hügel entsprechend der Figuren der Himmelsgötter an. Und bei näherer Betrachtung glaubte sie tatsächlich, die wichtigsten Sterne, die den Körper der Gehenkten Frau formten, in der Anlage der Hügel unterscheiden zu können. Eine Reihe von Hügeln erstreckte sich in einem Bogen nach Süden und schien die Schlinge am Hals der Gehenkten Frau nachzubilden. Flechte folgte der Hügelreihe. Vor einem der Häuser erspähte sie eine Menschenansammlung.
    Als sie nahe genug heran war, hörte sie eine Frau schluchzen. Eine Stimme

Weitere Kostenlose Bücher