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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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kreischte entsetzt: »Halte sie von mir fern! Das sind keine Menschenwesen. Oh, Winterbeere, was sind sie nur? Wo ist Primel?
    Nessel? Nessel, wo bist du? Geh und suche Primel! Ich will meinen Bruder bei mir haben.«
    Die vor dem Haus versammelten Leute hatten die Arme fest vor der Brust gekreuzt. Unruhiges Gemurmel erhob sich. Flechte fing ein paar Gesprächsfetzen auf: »…
    weiß nicht. Sie will sie nicht stillen.«
    »Ich schwöre, der mit dem Wolfsgesicht kann sehen. Ich habe mich mit Nessel darüber unterhalten, ob es nicht das beste wäre, mit ihnen vor das Dorf zu gehen und ihre Köpfe an die Felsen zu schmettern.
    Auf einmal drehte ich mich um und merkte, daß diese rosafarbenen Augen mich anstarrten.«
    Ein wenig entfernt von der Gruppe lehnte ein großer, gutaussehender Mann müde an einem Haus.
    Tränen hatten auf seinem staubbedeckten Gesicht unübersehbare Spuren hinterlassen. Eine alte weißhaarige Frau stand neben ihm und blickte ihn aufmerksam an.
    Die alte Frau sagte: »Es kümmert mich nicht, was du denkst, Nessel. So einfach ist die Sache nicht.
    Wer soll die Babys stillen? Glaubst du, irgend jemand findet sich bereit, diese «
    »Hör bitte auf, Nisse«, bat der Mann. Er schlug die Hände vors Gesicht. »Ich werde eine Möglichkeit finden. Im Augenblick mache ich mir größere Sorgen um Primel. Grüne Esche hat seinetwegen die ganze Nacht geweint. Niemand von uns bekam die Erlaubnis, mit dem Häuptling Große Sonne wenigstens zu sprechen.«
    »Tharon hat den Verstand verloren. Alle sagen das. Mach dich mit dem Gedanken vertraut, daß du Primel nie mehr wiedersiehst …«
    Eisige Kälte durchströmte Flechte. Tharon war verrückt geworden? Und sie mußte in den Tempel gehen, wo er sich aufhielt.
    Sie gelangte an eine Kreuzung. Links von ihr erhoben sich am Ende einer langen Häuserreihe die mit Lehm getünchten Wände der Palisaden. Auf den Schießplattformen wanderten Männer auf und ab. Sie hatten Bogen und Köcher um die Schultern geschlungen.
    Flechtes Seele zog sich zusammen. Die Angst wuchs mit jedem Herzschlag.
    Verzagt flüsterte sie: »Und wenn mich diese Krieger nicht hineinlassen? Wenn nicht einmal die Erwachsenen in den Tempel kommen, wie soll mir das gelingen?«
    »Vogelmann wartet dort auf dich …«
    Ich verstehe gar nichts mehr. Ich wünschte … ich wünschte, meine Mutter wäre hier. O Feuerschwamm, ich bin doch erst zehn.
    »So alt war ich auch. Ich war zehn, als die Macht mich rief…«
    Wieder spürte Flechte die Wärme und das auffordernde Ziehen des Steinwolfs. »Ich - ich gehe schon, Wolf, murmelte sie.
    Mit schleppenden Schritten ging Flechte weiter bis zum Tor. Sechs Wächter schlenderten umher. Vor einem großen Mann, der Kupferperlen in seine Stirnhaare geflochten hatte, blieb sie stehen. Er starrte mit einer Miene auf sie herab, als fühle er sich durch sie belästigt.
    Mit zitternder Stimme sagte Flechte: »Ich muß zu Nachtschatten, bitte!«
    Unwillig schürzte der Mann die Lippen. »Die Priesterin ist beschäftigt, Mädchen.«
    »Ja, ich weiß. Aber richte ihr bitte aus, Wolfstöter habe mir eine Nachricht für sie mitgegeben.«
    Der Krieger erstarrte. Die anderen Männer, die sich bisher miteinander unterhalten hatten, verstummten schlagartig. Die Blicke, mit denen sie Flechte bedachten, waren so scharf wie Obsidianklingen.
    Der große Krieger stemmte seine schwieligen Hände in die Hüften - Hände, die eher wie die Hände eines Bauern als die eines Kriegers aussahen. »Was weißt du von Wolfstöter?«
    »Ich habe in der Unterwelt mit ihm gesprochen.«
    »Warum sollten die Geschöpfe der Unterwelt ein kleines Mädchen wie dich in das Land der Ahnen lassen?«
    Flechte zuckte die Achseln. Der Steinwolf zerrte heftig an dem Riemen um ihren Hals. Sie blickte hinunter auf die Ausbuchtung unter ihrem grünen Kleid. »Ich - ich glaube, weil ich die Hüterin des Steinwolfs bin.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit; eigentlich war ihre Mutter die Hüterin des Wolfs. Es sei denn … Nein, denk nicht an deine Mutter. Das schmerzt zu sehr.
    Der Krieger sperrte Mund und Augen auf. »Die Hüterin des Steinwolfs von Redweed Village? Des Wolfs, den Dachsschwanz stehlen sollte? Wo ist er? Zeig ihn mir.«
    Flechte zog an dem Riemen und brachte den kleinen schwarzen Wolf zum Vorschein. Sie hielt ihn in der hohlen Hand, und er glänzte im Abendlicht.
    Der Krieger wich einen Schritt zurück, als fühle er die vom Wolf ausgehende Macht. »Bleib da. Ich komme gleich wieder.«
    Er

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