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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Schießplattformen entdeckten ihn und verständigten sich mit lauten Rufen.
    »Dachsschwanz! Das ist Dachsschwanz! Seht doch!«
    Sein Name verbreitete sich wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund. Er umrundete die Ecke des letzten Hauses vor den Palisaden und rannte direkt in einen Schwarm herbeieilender Krieger, die ihn stürmisch begrüßten. Wapitihorn drängte sich durch die Menge und umarmte Dachsschwanz so heftig, daß ihm die Luft wegblieb.
    »Vater Sonne sei Dank«, sagte Wapitihorn. »Wir fürchteten, du seist tot. Heuschrecke erzählte vom geglückten Überfall auf Redweed Village und was anschließend passierte, aber nach unserer Niederlage -«
    »Wie geht es Heuschrecke?« erkundigte er sich. Er mußte unbedingt Bescheid wissen. »Hat Wolkenschatten sie gut nach Hause gebracht?«
    Rund um Dachsschwanz setzte lautes Stimmengewirr ein. Zahllose Hände reckten sich ihm entgegen und versuchten, ihm die Hand zu drücken. Während er sich bemühte, keinen seiner Krieger bei der Begrüßung zu übergehen, bemerkte er, daß sich Wapitihorns Gesicht verfinsterte.
    »Was ist los, Wapitihorn? Geht es um Heuschrecke? Raus damit.«
    »Es geht ihr gut… ich meine, körperlich.« Wapitihorn strich sich über den borstigen Haarkamm und begann, ihnen eine Gasse zum offenen Tor zu bahnen. Der Schwarm johlender Krieger folgte ihnen. »Ich mußte vier Wachen vor ihrem Haus aufstellen, Dachsschwanz. Sie ist … Ich habe sie noch nie so wütend gesehen. Sie hat versucht, den Tempel zu stürmen, allein … sie wollte Häuptling Große Sonne töten. Trotz ihrer Verletzungen benötigten wir drei Krieger, um sie aufzuhalten. Zuerst dachte ich, es läge am Fieber, das sie in den Wahnsinn getrieben hätte.«
    Dachsschwanz blieb vor dem Tor stehen. »Sprich nicht in Rätseln. Was ist mit ihr passiert?«
    Wapitihorn sah aus, als hätte er etwas Bitteres geschluckt. »Während wir draußen auf dem Kampfgang waren, hat Häuptling Große Sonne Primel eingesperrt. Anscheinend hat er … hat er ihn gefoltert.«
    Gefoltert? Dachsschwanz' Herz setzte einen Augenblick lang aus; sein Blut hämmerte in plötzlich aufwallendem Zorn gegen seine Schläfen. Er fragte sich, wie drei Krieger es unter diesen Umständen geschafft hatten, Heuschrecke aufzuhalten. »Bring Wanderer und Wühlmaus hinein. Sie sollen in der Nähe des Tores warten, bis ich zurückkomme.«
    »Natürlich, aber wo gehst -«
    »Ich bin bei Heuschrecke. Laß mir zwei Finger Zeit.« Dachsschwanz rannte, so schnell er konnte, den völlig verlassenen Weg an der Außenseite der Palisaden entlang.
    Erinnerungen blitzten an den Grenzen seiner Seele auf - Erinnerungen an Heuschreckes unbändige Wut. Einmal hatte es ein Händler aus Yellow Star Mounds gewagt, sich über Primel und das Kleid, das er trug, lustig zu machen. Heuschrecke hatte so blitzschnell reagiert, daß Dachsschwanz sie nicht aufhalten konnte. Sie trat den Händler in die Leiste; er sank zu Boden, und schon setzte sie ihm ein Knie mitten auf die Brust und drückte ihr Stilett an seine Kehle. Dem Mann war das Lachen vergangen. Dachsschwanz kostete es eine volle Hand Zeit, sie davon abzubringen, diesen Mann zu töten.
    Als Heuschreckes weiß gekalktes Haus in Sicht kam, fiel Dachsschwanz in einen langsamen Trab. Er erkannte Maisbart und Bovist, beides angesehene Krieger und gute Freunde von Heuschrecke, die den Vordereingang bewachten. Eine ausgezeichnete Idee von Wapitihorn. Selbst wenn sie versuchen sollte, sich den Weg freizukämpfen, würde sie diese Krieger sicherlich nicht umbringen.
    Bovists zerfurchtes Gesicht strahlte vor Erleichterung, als Dachsschwanz zu ihm trat. Aus dem Haus drang klägliches Weinen.
    Bovist schüttelte Dachsschwanz fest die Hand.
    »Geht es ihr gut?« erkundigte sich Dachsschwanz leise.
    Bovist schüttelte den Kopf. »Sie hat hohes Fieber. Aber sie weigert sich, einen Heiler kommen zu lassen … Winterbeere kümmert sich um sie.« Sorgenfalten gruben sich in seine Stirn wie die tiefen Risse, die Zyklen von Wind und Regen in die Felsen geschnitten hatten.
    Dachsschwanz schlug Bovist kräftig auf die Schulter, begrüßte Maisbart mit freundlichen Worten und ging zur Tür. »Heuschrecke, darf ich eintreten?«
    »Dachsschwanz! Ja, komm herein; der Ersten Frau sei Dank.«
    Er bückte sich unter den Vorhängen und betrat den vom bernsteingelben Licht einer einzigen Feuerschale beleuchteten Raum. Heuschrecke saß auf einem Deckenberg an der Rückwand des Zimmers. Primel hatte seinen Kopf in ihren Schoß

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