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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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lachte nur lauter.
    »Übrigens«, rief Otter den Ilini zu, »habt ihr vielleicht etwas, was wir gegen eine gute Holzschüssel tauschen können?«
    Sternmuschel wachte vom Gezwitscher der Vögel kurz vor Tagesanbruch auf. Sie blinzelte und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie hatte unruhig geschlafen, denn lebhafte Träume hatten sich um ihre Seele geflochten. Sie war wilden tätowierten Männer begegnet, die in Felle gekleidet und mit gefährlich aussehenden Speeren bewaffnet gewesen waren. Verschlungene Irrwege waren aus einer Landschaft voller Wasser aufgestiegen, hatten sie verstrickt - und ein gewaltiger, unbeholfener Bär hatte einen riesigen Wolf in die Enge getrieben und in einer blutigen Schlacht getötet. Doch als alles vorbei gewesen war, lag der Leichnam eines bedauernswerten Mannes auf der Lichtung.
    Kam das nicht am Ende immer dabei heraus? Der bedauernswerte Tod eines Menschen? Vielleicht nehmen wir den Tod doch zu wichtig.
    Sternmuschel streckte die Hand aus. Silberwassers Platz war leer. Sternmuschel setzte sich abrupt auf und schlug ihre Decke zurück.
    »Silberwasser?« Sie stocherte im Feuer nach Kohlen und blies darauf, bevor sie Holz nachlegte. Es gab genug Licht, so daß Sternmuschel das Maskenbündel sehen konnte, das hinter Langer Mann an der Wand lehnte.
    »Silberwasser?« Sternmuschel zog ihre zerrissene Decke um die Schultern, bevor sie hinaustrat. Es regnete nicht mehr, und der Morgenhimmel schien klar; im Westen waren noch die letzten Sterne zu sehen. Sie schaute sich in der großen Einfriedung von Himmelsort um und spürte, wie der Geist der Macht pulsierte. Wo konnte ihre Tochter sein? »Silberwasser?« »Mama?« hörte sie da. »Wo bist du, meine Kleine?« »Hier, Mama. Wir betrachten die Sterne.«
    Sterngucker! Wenn er ihre Tochter in die Kälte hinausgeführt hatte, nur um ihr die Sterne zu zeigen …, dann würde sie ihm seinen alten Langschädelhals brechen, wie man ein morsches Stück Holz bricht.
    Von der Stimme geführt, eilte Sternmuschel auf die Mitte des Kreises zu. Da waren sie! Sterngucker zeigte auf den Westhimmel.
    Wie konnte er es wagen, mit dem kleinen Mädchen in die Morgenkälte zu gehen? Was trieb diesen Mann? Sternmuschel unterdrückte einen Fluch und rannte durch das nasse Gras.
    Erst als sie an den Pfählen vorbeikam, bemerkte sie etwas. Sternguckers Kopf sah größer aus. Plump.
    Unmenschlich.
    Silberwasser stand in die Armbeuge des Alten geschmiegt. Sie folgte mit den Augen seiner Hand, die auf den Himmel deutete. »Sieh!« rief Sterngucker glücklich aus. »Die Sternschnuppe!« Sie hielt jäh inne. Wie konnte der alte Mann … Sterngucker drehte den Kopf, und ein langer schwarzer Schnabel war zu erkennen, und eine Federkrause flatterte in der Morgenbrise.
    Sie begann zu zittern.
    »Und dort…« hörte sie seine Stimme sagen, »wenn du eine Linie zwischen diesen beiden Sternen ziehst, weisen sie dir genau den Weg nach Norden. Du wirst dich nie mehr verirren, kleine Silberwasser. Die Sterne und ich werden dir immer den Weg zeigen.«
    Silberwasser nimmt Sternguckers Arm und dreht sich zu ihrer Mutter um, die vom Hügel wegrennt, die Arme schwenkt und nach Langer Mann ruft. Das sieht Silberwasser erschrocken. Ihre Mutter haßt die Maske - das weiß sie. Aber sie wünscht, daß ihre Mutter nicht solche Angst hätte. Silberwasser möchte so gerne über ihre Stimme als Erwachsene reden.
    Die Maske flüstert Sterngucker etwas zu, was ihn zum Lächeln bringt, ihn an etwas über den Nachthimmel erinnert, das er vergessen hat. Silberwasser fragt sich, wo sie diese Dinge lernen wird.
    Alte Geschichten erzählen von Träumern, die in den Himmel emporgetragen wurden, um mit dem Sternenvolk zu sprechen. Bei diesem Gedanken runzelt sie die Stirn. Funkeln ihre Stimmen? Wasser rauscht, wenn es über Felsen rinnt. Sind die Stimmen der Sternenmenschen so ähnlich? Oder hören sie sich an wie die Stimme von Schwester Blitz.
    Das beunruhigt Silberwasser. Sie schmiegt sich an Sterngucker, der seinen Arm fester um ihre Schulter legt. Der Himmel über ihnen glänzt schieferblau, gesprenkelt mit Eiskristallen.
    »Ja, ja«, flüstert Sterngucker. »Natürlich erinnere ich mich daran.«
    Silberwasser blickt zu ihm auf. »Woran erinnerst du dich?«
    Sterngucker weist mit dem Maskenschnabel nach Osten. »Bald wirst du die Sonne und den neuen Mond gleichzeitig aufgehen und zur gleichen Zeit untergehen sehen.«
    »Wirklich?«
    »O ja, und es ist sehr wichtig, solche Dinge zu wissen,

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