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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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nicht ein eigenartiger Winkelzug des Schicksals? Lieber hätte ich meine Hand in einen Korb voller Klapperschlangen gesteckt, als ihn eine Wochenreise in meine Nähe kommen lassen.«
    »Warum? Was hat er dir angetan?«
    Bleiche Schlange kniff die Augen zusammen, und an seinen Fäusten sah man den langsam aufsteigenden Zorn. »Alles, was er konnte. Anfangs wollte ich sein wie er. Ich gab mir selbst die Schuld, daß ich größer wuchs als er. Das war die erste Enttäuschung. Ich strengte mich an, zu sein wie er - aber ich war anders. Je mehr ich ihn verachtete, desto mehr haßte er mich.«
    »Langer Mann haßte dich?«
    »In allem war ich das genaue Gegenteil von ihm.«
    Sie neigte den Kopf. »Zu mir war er freundlich.«
    »Gerade das beunruhigt mich ja.«
    »Warum hat er mich dann zu dir geschickt, wenn er dich so sehr haßte?« Geistesabwesend kämmte sie sich.
    »Das ergibt alles keinen Sinn - wahrscheinlich wußte er, daß ich dumm genug sein würde, dich zu retten. Ich hab schon immer mit Hilfesuchenden Mitleid gehabt. Deshalb bin auch nur ein mittelmäßiger Händler.«
    »Ich hielt dich nicht für einen netten Menschen, als ich dich mit Steinfaust scherzen hörte.«
    »Ich bin kein netter Mensch. Wie bist du auf diesen Unsinn gekommen? Ich habe meine Frau getötet, hast du das schon vergessen?« Er wirkte unglücklich. »Langer Mann war immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Und der Geist der Macht gewährte ihm das.« Er verschlang seine Finger ineinander. »Er hätte sich eine letzte Gelegenheit, mir weh zu tun, nicht entgehen lassen. Ist das der Grund? Hat er dich geschickt, um mir weh zu tun?«
    Sternmuschel sagte: »Ich bin nicht hier, um jemandem weh zu tun. Ich will nur die Maske von Bunte Krähe zum Brüllenden Wasser bringen, sie über die Kante werfen, und dann …«
    Was? Sie fiel ins Leere. Was würde geschehen, wenn sie das getan hatte?
    »Du bist eine Falle«, erkannte Bleiche Schlange. »Wenn du wahrscheinlich auch nichts davon weißt.
    Dieses eklige Wiesel mußte einen letzten Schlag gegen mich führen.« Er sah sie an, sah, wie das Kleid ihre Figur betonte. »Bist du sicher, daß er dir keinen Zauber mitgegeben hat?«
    »Ja, ganz sicher! Sieh mich nicht so an!«
    Er schien sie nicht zu hören. »Ich komme nicht dahinter. Du bist vollkommen. Schön, jung, klug und mutig, dazu gesund - genau die Art Frau, mit der er hätte schlafen wollen.«
    »Mit mir schlafen! Sei kein …« Er musterte sie argwöhnisch, und sie sprach weiter: »Würdest du…
    würdest du mir das erklären?«
    »Frauen waren seine Leidenschaft, sein Leben. Vielleicht weil er ein Zwerg war, vielleicht weil ihm nie etwas verweigert wurde.« Die Miene von Bleiche Schlange war zu Stein geworden. »Deshalb mußte er sie haben.«
    »Deine Frau?« fragte Sternmuschel, als sie sah, wie er in sich zusammensank. »Aber du hast doch gesagt, daß dein Vater… Bei den geheiligten Ahnen, nein!« Und plötzlich war ihr alles klar.
    Seine Miene veränderte sich nicht. »Du hast es nicht gewußt?« Wie betäubt schüttelte sie den Kopf.
    »Ich bin so müde, daß ich kaum denken kann. Ich frage mich bloß, was mir noch alles in letzter Zeit entgangen ist. Er sagte mir, daß er einen Sohn hat. Aber ich… er nannte keinen Namen.«
    »Das Essen ist fertig«, sagte Bleiche Schlange steif. »Silberwasser, deine Kleider sind trocken. Zieh dich lieber an, bevor die Nachtkälte kommt.«
    Als es dunkel wird, läuft ein Prickeln über Silberwassers Rücken. Aber es ist nicht nur die Kälte.
    Die Eulen und Fledermäuse sind verstummt, keine Frosch quakt. Nicht einmal der Wind wagt es, heute nacht zu atmen. Alles ist voller Angst.
    Silberwasser kniet vor dem Feuer und betrachtet Bleiche Schlange verstohlen. Er ist ein Zauberer. Sie würde so gern mit ihm reden - über die Maske, über die Geschöpfe, die sich im Wald bewegen. Er sitzt dicht bei ihr, aber ihre Mutter beobachtet sie. Außerdem beißt er die Zähne so fest zusammen, daß seine Backenmuskeln spielen. Er sieht nicht aus, als ob er mit jemandem sprechen wollte.
    Silberwassers Magen verkrampft sich.
    Um ihr Lager sind Schatten. Während sie zwischen rauchgeschwärzten Stämmen schleichen, blitzen Schwänze auf. Sind es Schlangen? Silberwasser atmet flach. Schuppen glänzen golden auf, wenn das Licht sie trifft.
    »Ich bin gleich wieder zurück«, hört sie ihre Mutter sagen. Ihre Mutter geht auf den Wald zu, und das Kind folgt ihr mit den Augen.
    Sollte Silberwasser sie vor den Schlangen

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