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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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die frische Erde Korb um Korb an der Bachterrasse aufgehäuft hatten. Mit den Clanführern war er auf den nördlichen Höhenrücken gestiegen, um das fertige Werk zu besichtigen, den großen mittleren Hügel und die Gesellschaftshäuser in ihrer vollkommenen Ordnung.
    Ein Tag, auf den er stolz sein konnte.
    »Und dann kam Langer Mann?«
    Sternmuschels Frage riß ihn aus seinen Gedanken. »Wie konnte er mich übersehen? Mein Ruhm und Ruf breiteten sich immer mehr aus. Der neue, junge Führer bei den Buntbemalten! Und ich erreichte alles aus eigener Kraft.«
    »Warum hast du ihn nicht hinausgeworfen, als er kam?«
    »Als er ankam, war ich fort… beim Clan meiner Frau, um eine Heilung durchzuführen. Sie war mit unserem ersten Kind schwanger, und ich dachte, sie sollte lieber nicht reisen. Wie dumm von mir, wenn ich jetzt daran denke, denn es war mein zweiter Fehler.«
    »Und dein erster?«
    »Ihr nicht zu erzählen, was für ein gemeiner Mensch mein Vater war. Verstehst du, ich war der Meinung, daß so etwas nur die angeht, die es direkt betrifft, aber nicht andere.
    Langer Mann kam in strömendem Regen auf unserem Gehöft an, und meine unschuldige Frau nahm ihn auf. Natürlich war er reizend und bezaubernd - die ganze Zeit fütterte er sie mit Tees und Kräutern, was ich bis heute für ihre Fehlgeburt verantwortlich mache.
    Er war freundlich, aufmerksam und nutzte es aus, daß ich weit wegwar.«
    »Und deine Mutter?« fragte Sternmuschel, die wieder zum Paddel gegriffen hatte.
    »Nach einigen Tagen erwähnte einer meiner Vettern, daß Langer Mann auf dem Hof sei - aber argwöhnisch war eigentlich niemand.«
    Bleiche Schlange versuchte, sich zu entspannen, als er merkte, daß er das Paddel fest umklammert hielt.
    »Zauberer erkennen nicht immer Zauberei. Als ich zurückkehrte, waren fast drei Monde vorüber. Im ersten Mond hatte meine Frau die Fehlgeburt, und zwei Monde lang hatte er sie getröstet, umworben und ihr vielleicht eines seiner Zaubermittel gegeben.
    Einer seiner Geisthelfer warnte ihn vor meiner Rückkehr, und als ich ankam, war er fort. Ich hätte den verträumten Ausdruck in ihrer Augen erkennen müssen, die Ferne, die ich spürte, wenn wir unter den Decken lagen. Natürlich schrieb ich es dem Verlust des Kindes zu. Auch sagte sie, daß er nur kurz dagewesen sei.«
    »Bist du sicher, daß er es tat?« fragte Sternmuschel. »Reden wir wirklich von demselben Mann, ist es der, mit dem ich solange reiste?«
    »Ich vermute es. Klein, fleischige Nase, kupferne Ohrspulen, er trug einen kleinen Beutel mit einem Wolfskopf, in dem er Gifte, Liebestränke und Zaubermittel aufbewahrte?«
    »Bis dahin stimmt es mit ihm überein.«
    Er schaute sie an. »Binnen zwei Monden ging ich wieder fort, ausgerechnet nach Sternhimmelstadt.
    Ich begleitete den Vater meiner Mutter und die Ältesten, um über einen Abbau des heiligen Feuersteins zu verhandeln und auch um einen Grenzstreit beizulegen. An dem Tag, an dem ich aufbrach, traf Langer Mann ein. Innerhalb weniger Tage war er im Bett meiner Frau, und dieses Mal ohne die Hilfe von Zaubermitteln.«
    »Warum?« fragte Sternmuschel. »Warum schlief sie mit deinem Vater? Hast du ihr nicht gesagt, was für ein Mensch er war?«
    Bleiche Schlange hielt das Paddel über dem Wasser in der Luft und rieb sich über sein erhitztes Gesicht. »Ich hatte ihr gesagt, sie dürfe ihn nicht einlassen. Sagte ihr, daß ich ihn nicht in meinem Haus haben wolle. Sie glaubte mir nicht. Vielleicht war das der Grund, warum er so wenig Mühe hatte, ihr die Beine zu spreizen. Er war schon wieder fort, als ich zurückkam. Ich dachte, daß meine Frau und ich wieder so leben könnten wie vorher. Ich wußte nicht, daß sie mich auslachte.«
    »Vielleicht lachte sie gar nicht. Vielleicht denkst du das nur, um dein Gewissen zu erleichtern, weil du sie ermordet hast.«
    »Ich wollte, es wäre so einfach, Sternmuschel.« Er blickte zum Himmel, beobachtete die Wolken, die von Westen heraufzogen. »Vermutlich war sie für ihn einfach zu haben. Immerhin war er der Magier, verehrt, mächtig und einflußreich. Er verkörperte alles, was man ihr zu Hause als bewundernswert beigebracht hatte. Du weißt selbst, wie reizend er sein konnte.
    »Ich ging wieder fort, diesmal mit Ältesten zu einer Hochzeit beim Clan der Sechs Flöten. Einen Tag nach meinem Aufbruch war er im Bett meiner Frau. Als ich danach zurückkehrte, konnte ich den Unterschied spüren. Sie hatte nichts dagegen, wenn ich das Bett mit ihr teilte, aber

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