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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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zu berühren, kaum noch beherrschen.
    Bleiche Schlange war erleichtert, daß sie in einem Boot saßen, denn im Lager war es schwerer gewesen, ihrem Blick auszuweichen, als hier im Kanu. Sternmuschel bezauberte ihn… so sehr, daß es sein Herz zum Überfließen brachte.
    Du hast mir das angetan, Vater! Du hast sie geschickt, weil du wußtest - du erbärmlicher kleiner Dämon -, daß ich sie unwiderstehlich finden würde. Und selbst wenn sie ihm entgegenkommen würde - er könnte sie nicht berühren, denn er fürchtete, daß sie ein Geschöpf seines Vaters war.
    Ihre Stimme unterbrach seine Überlegungen. »Du bist so still, Bleiche Schlange. Das ist für dich ganz ungewöhnlich.«
    »Ich habe nachgedacht.«
    Bleiche Schlange biß sich auf die Lippe. Ja, das ist es. Du mußt versuchen, sie zu hassen, vielleicht kannst du dich dann ein wenig entspannen.
    Vielleicht würde es helfen, von einem anderen Mann zu reden. »Erzähl mir von deinem Mann, Sternmuschel. Wie war er, bevor die Maske ihn vereinnahmte?«
    Er konnte die Spannung in ihren Schultern sehen. »Ich vermute … eigentlich weiß ich es nicht. Ich erinnere mich an ihn als einen ernsten Jungen. Als mein Vater uns miteinander bekannt machte, verbrachte er den größten Teil des Tages damit, mich anzustarren. Damals glaubte ich, Anbetung in seinen Augen zu entdecken. Vielleicht war es das -später erfuhr ich, daß es Besessenheit war.«
    Als wüßte ich das nicht! »Hast du ihn nicht gemocht?«
    »Am Anfang. In der Nacht, bevor er ging, wollte er, daß ich mit ihm schlafe. Ich sagte nein, und er war gekränkt. Damals versprach er, mich zu heiraten.«
    »Also hast du ihn geheiratet?«
    »Das nächste Mal sah ich ihn mehrere Monde nach dem Tod seines Großvaters. Er war anders, selbstbewußter, ein junger Anführer. Vater war beeindruckt von ihm und ich wohl auch. Es schien die perfekte Verbindung für meine Familie und meinen Clan zu sein.«
    »Und du tratest natürlich in ein Vipernnest.«
    »Ein interessanter Ausdruck von einem Zauberer des Schlangenclans, meinst du nicht?«
    »Er muß dich aber geliebt haben. Es muß Augenblicke der Zärtlichkeit zwischen euch gegeben haben.
    Schließlich hast du eine Tochter geboren.«
    »Zärtlichkeit?« fragte sie und schüttelte wehmütig den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich empfand. Mag sein, daß er so empfand, aber ich bezweifle es. Es gibt einen Unterschied zwischen Liebe und Brunst.
    Das eine ist tiefstes Vertrauen, das andere dient allein der Fortpflanzung. Zurückblickend würde ich sagen, als mein Mann und ich mit der Fortpflanzung begannen, ging alles schief.«
    Bleiche Schlange zuckte zusammen. »Es tut mir leid, Sternmuschel. Wenn ich zurückgehen könnte und…« Was sagst du da? Schweig!
    »… die Dinge ändern könnte?« beendete sie den Satz für ihn. »Das ist freundlich gedacht, Bleiche Schlange. Aber ich fürchte, es ist zu spät. Wie ahnungslos und dumm ich war. Sternhimmelstadts verwöhnter kleiner Liebling. Ich hatte alles … Ansehen, Familie, Schönheit und Bewunderer. Einst, mein Freund, kostete ich die allgemeine Bewunderung aus. Jetzt erkenne ich, daß sie ein Fluch war.«
    »Fluch?«
    »Wie würdest du es sonst nennen? Wäre ich nicht so begehrenswert gewesen, hätte er mich gar nicht zur Kenntnis genommen.« Er ertappte sich wieder dabei, wie er voller Wohlgefallen ihren Bewegungen zuschaute, und er zwang sich, seinen Blick abzuwenden.
    »Aber du mußt doch einen Liebhaber gehabt haben.«
    In ihrem Lachen schwangen bittere Töne mit. »Also schön, Bleiche Schlange, ich will es dir verraten.
    Sein Name war Grüßt die Sonne, ein…«
    »Doch nicht mein verrückter Bruder!«
    Sie drehte sich um, ließ das Paddel im Wasser treiben und starrte ihn an. »Dein… Bruder?« Sie blinzelte. »Du hast doch aber gesagt, dein Clan wären die Buntbemalten.«
    »Das ist der Clan meiner Mutter«, sagte er mürrisch. »Ich wuchs bei den Buntbemalten auf. Grüßt die Sonne war mein Halbbruder. Er lebte bei einem Clan der Langschädel am Antilopenfluß.«
    »Der Sohn von Langer Mann?« Sternmuschel wurde blaß.
    »Hast du seine Mutter gesehen? Dann wüßtest du nämlich, warum Langer Mann sie verführen mußte.
    Was meinst du, warum sie Grüßt die Sonne in den Bergen versteckt haben? Seine Anwesenheit erinnerte jeden im Clan daran, daß Langer Mann die Frau eines bedeutenden Mannes geschwängert hatte.«
    »Als wir fortgingen, machte Langer Mann einen Bogen um ein Gehöft, behauptete, der Mann habe einen

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